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1935: Das Leben eines Mannes, der Geld-Geschichte geschrieben hat

Christine Lagarde war die erste Frau an der Spitze der EZB, er war aber der Erste überhaupt. Geboren wurde „Mister Euro“ Wim Duisenberg am 9. Juli 1935 in den Niederlanden. Wir schauen auf sein Leben und sein Wirken.


Am 9. Juli 1935 ist Wim Duisenberg geboren, er ist Europas erster Währungshüter.

Geboren wurde Willem, genannt „Wim“, Frederik Duisenberg am 9. Juli 1935 im friesischen Heerenveen. Die Gemeinde liegt im Norden der Niederlande. Dort wuchs er in wohlhabenden Verhältnissen auf.

Sein Abitur machte Wim Duisenberg 1954. Anschließend absolvierte er ein volkswirtschaftliches Studium in Groningen mit dem Schwerpunkt auf internationalen Wirtschaftsbeziehungen. 1961 legte er das Staatsexamen mit Prädikat ab. Bis Dezember 1965 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Wirtschaftsfakultät tätig. An diesem Fachbereich promovierte er mit einer Dissertation über die „Ökonomischen Folgen der Abrüstung“.

Duisenbergs berufliche Laufbahn vor der EZB

Duisenberg arbeitete 1966 für den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Dort war er nacheinander für Island, Neuseeland und Großbritannien zuständig. 1969 und 1970 war er Berater für Wirtschaftsfragen beim Direktorium der holländischen Zentralbank (De Nederlandsche Bank) und später Professor für Makroökonomie an der Universität Amsterdam.

Bereits während des Studiums schloss sich Wim Duisenberg der Partij van de Arbeid (PdvA), einer sozialdemokratischen Partei, an. Duisenberg beriet dessen Parteichef, Joop den Uyl, in den 1970er Jahren bei finanzpolitischen Angelegenheiten.

Als die Partei 1973 an die Regierung kam, wurde Duisenberg Finanzminister. Nach einigen Jahren in der Politik, widmete er sich dem Bankwesen.  1978 wurde er Vizepräsident der Rabobank, 1981 dann Direktor der niederländischen Zentralbank. Dort blieb er 16 Jahre lang. Den großen Holländer schätzte man hier aufgrund seiner soliden und authentischen Persönlichkeit und des überlegten Führungsstils. Qualitäten, die ihm auch außerhalb seines Heimatlandes viel Anerkennung einbrachten.

Erster Währungshüter Europas

Das trug auch dazu bei, dass er als Kandidat für das Präsidentenamt bei der frisch gegründeten Europäischen Zentralbank gehandelt wurde – und den Posten bekanntlich auch bekam. Wim Duisenberg wurde 1998 „Europas erster Währungshüter“. Die EZB erlebte unter Duisenberg einen erfolgreichen Start und eine gelungene Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung.

So wurde aus Wim Duisenberg „Mister Euro“. Diesen Spitznamen verdiente er sich, da er vehement für die Stabilität der neuen Währung eintrat. So stiegt auch der anfangs skeptisch aufgenommene Euro allmählich in der Gunst der Bevölkerung.

Während seiner Zeit als EZB-Präsident gelang es ihm nicht nur den Euro immer wieder zu rechtfertigen, sondern er setzte sich auch immer wieder gegen politische Einflussnahme auf die Geldpolitik der europäischen Notenbank zur Wehr. Er bewirkte auch den Euro-Beitritt Griechenlands, durch den er die Währung damals nicht gefährdet sah.

Wim Duisenberg gilt als „wahrer Europäer”. Oft wird er von Zeitgenossen als zurückhaltender Mensch beschrieben. Das hielt ihn aber nicht davon ab, gelegentlich einige schlagfertige Äußerungen zu tätigen. „Ich höre sie, aber ich höre nicht auf sie“ ist wohl das bekannteste Zitat des Niederländers. Er ließ es immer dann verlauten, wenn die Politik Druck machen wollte.

Wim Duisenberg ist „Mister Euro“

Aufgrund von Schwierigkeiten mit der französischen Regierung wurde bereits bei seinem Amtsantritt vereinbart, dass Duisenberg nach mindestens vier Jahren zurücktreten müsse. Jean-Claude Trichet solle das Amt von ihm übernehmen. 2003 erfolgte dann offiziell der Amtswechsel.

Da war Wim Duisenberg 68 Jahre alt und übernahm anschließend kleinere Ämter in der Wirtschaft. Zwei Jahre später, am 31. Juli 2005, verstarb der ehemalige EZB-Präsident überraschend in Faucon in Frankreich. Beigesetzt wurde er in Amsterdam. Duisenberg starb im Alter von 70 Jahren.

Der Bankier wurde durch zahlreiche Auszeichnungen geehrt. Darunter findet sich der Karlspreis der Stadt Aachen, der Award „European Banker of the Year“, er ist Kommandeur des Ordens vom Niederländischen Löwen und bekam das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Aufgrund seines außergewöhnlichen Wirkens als erster Präsident der EZB ist Wim Duisenberg fest im kollektiven Gedächtnis Europas verankert.

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