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1971: Ein Währungssystem, das man an den Händen abzählen kann

Ein Pound sind 20 Shilling, von denen jeder aus 12 Pence besteht, insgesamt also 240 Pence. Wie bitte? Keine Sorge, seit dem Decimal Day ist das Geldzählen im Vereinigten Königreich viel einfacher.


Ein wichtiger Tag für die britische Wirtschaft: Der Decimal Day 1971

Zehn Finger, zehn Zehen. Zehn ist für den Menschen und die Mathematik eine wichtige Zahl. Mit ihr lässt sich gut rechnen und sein Geld gut zählen. Daher feiern die Briten, die ja gerade eher aufgrund des Brexits im Gespräch sind, auch jedes Jahr den Decimal Day.

Denn am 15. Februar 1971 wurde die britische Währung, das Pound, auf das Dezimalsystem umgestellt. Die als traditionsbewusst geltenden Briten rechneten bis zum Decimal Day nach dem alten System. Es war seit Jahrhunderten in Kraft und besagt, dass ein Shilling aus 12 Pence und ein Pound aus 20 Shillings, also 240 Pence, bestand.

Doch die Vorteile eines System, bei dem alles auf der Zahl 10 basierte, lagen auf der Hand. Sie waren auch schon auf die Insel vorgedrungen, denn hier erwägte man bereits seit den 1820er-Jahren eine Änderung. 1841 gründete sich sogar eine „Decimal Association“, die sich für eine Währungsreform stark machte.

Weiterer Zuspruch kam aus der Politik: 1847 versuchte der Abgeordnete John Bowring das Unterhaus für das Dezimalsystem zu begeistern. Es sprechen offensichtliche Gründe dafür und die Reform sollte nicht weiter aufgeschoben werden, sagte Bowring. Man müsse nur einmal auf seine eigenen Hände schauen und schon könne man die Beweise für die Zweckmäßigkeit des Systems im wahrsten Sinne des Wortes an den Fingern abzählen.

Auf die zehn gekommen

Seine logische Argumentation fand erst über 10×10 Jahre später tatsächlich Gehör. Endgültig beschlossen wurde die Umstellung 1966. Die Entscheidung für das neue System nannte James Callaghan, damals Finanzminister, „bedeutend“. Er war überzeugt, dass das neue System für die Wirtschaft des Landes einen „beträchtlichen Nutzen bringen würde“.

Für die Umstellung von alt auf neu gab sich das Kabinett insgesamt fünf Jahre Zeit. So sollte ein möglichst störungsfreier Übergang geschaffen und die Bevölkerung ausreichend vorbereitet werden. Die ersten von den neuen Münzen gab man daher schon ab 1968 aus. Und auch der Vorsitzende des Decimal Currency Boards, Lord Fiske, machte entsprechend kräftig Werbung für die „zehn im System“ und ging etwa in Kaufhäusern auf Promotour.

Decimal Day: (K)eine reibungsfreie Umstellung

Offiziell verabschiedete sich das Vereinigte Königreich am 15. Februar 1971 vom alten System. Für Verwirrung sorgte allerdings die Tatsache, dass das Pound seinen Wert und Namen behielt und nur die Untereinheiten reformiert wurden. Der Shilling wurde abgeschafft, das Pound wurde in 100 „neue Pence“ (abgekürzt mit „p“) unterteilt. Nun war also ein „neuer Pence“ 2,4 „alte Pence“ (abgekürzt mit „d“) wert.

Trotz vereinzelten Vorhaben aus der Bevölkerung, das neue System abzulehnen, funktionierte die „Um-Münzung“ alles in allem recht gut. Das lag auch nicht zuletzt daran, dass Banken ihre Mitarbeiter im Vorfeld mit Broschüren und Trainingseinheiten intensiv geschult hatten und öffentlich Aufklärungsarbeit betrieben. So hielt etwa die National Westminster Bank (NatWest) Vorträge.

Für die Umstellung schlossen Börse und Postämter einen Tag und Banken zwei Tage ihre Türen. Die Läden schilderten zeitweise ihre Preise in beiden Währungen aus und die königliche Münzprägeanstalt produzierte im Laufe der nächsten Jahre Millionen neuer Münzen. Heute hat der Decimal Day Geburtstag. Im Jahr 2021 wird er 100:2 Jahre alt, oder auch 10×5.

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