Der Schaden, den die dubiosen steuergetriebenen Cum-Ex-Geschäfte verursacht haben, ist größer als bisher bekannt war: Mindestens 55,2 Milliarden Euro Schaden sind europaweit zwischen 2001 und 2016 entstanden, davon 31,8 Milliarden Euro für den deutschen Steuerzahler. Das hat eine jahrlange Recherche ergeben, die durch eine europaweiten Medien-Kooperation unter dem Dach des Recherchezentrums CORRECTIV koordiniert wurde. In Gesprächen mit Finanzdienstleistern, Behörden und in die Ermittlungen involvierten Personen hat sich u.a. herausgestellt, dass außer Deutschland noch mindestens zehn weitere europäische Länder betroffen sind, darunter Frankreich, Spanien und Italien, aber auch kleinere Länder wie Dänemark, Österreich, Belgien und Norwegen.
Ermöglicht wurde der europaweite Steuerschwindel auch durch den Umstand, dass Deutschland andere europäische Länder erst 2015 über den Betrug durch solche Geschäfte gewarnt hat, obwohl diese der Bundesregierung bereits seit dem Jahr 2002 bekannt waren. Der Fall demonstriert, warum bei der Betrugsprävention eine Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinaus heute alternativlos ist. Hier haben die deutschen Regierungen seit 2002 mehrfach versagt, das bewies auch die verspätete Reaktion auf das umstrittene Steuersparmodell „Cum-Cum“ Anfang 2016.
Noch zweifelhafter ist jedoch die Rolle vieler Banken: Neben der spanischen Großbank Santander und des australischen Geldhauses Macquarie ist auch die Warburg Bank zum Ziel der Ermittlungen geworden. Dieser wird vorgeworfen, sowohl selbst im Eigenhandel an Cum-Ex-Geschäften beteiligt gewesen zu sein als auch Cum-Ex-Fonds für vermögende Kunden aufgelegt zu haben.