In regelmäßigen Abständen von zwei bis drei Jahren untersucht die Europäische Zentralbank (EZB) die Zahlungspräferenzen der europäischen Verbraucher. Am 20. Dezember veröffentlichte sie die Ergebnisse ihrer aktuellen Befragung. Darin stellt sie fest, dass im Bargeldverkehr ein klarer Rückgang zu verzeichnen ist. Gegenüber der letzten Erhebung sank der Anteil der Bargeldgeschäfte von 72 auf nunmehr 59 Prozent.
Die Karten werden neu gemischt
Zwar bleiben Geldscheine und Münzen damit der klare Favorit unter europäischen Verbrauchern, aber elektronische Bezahlverfahren kommen immer häufiger zum Einsatz. Das gilt sowohl für die Nutzung von Kartenzahlungen als auch für die Menge der Transaktionen, die online abgewickelt werden. Gemäß der Studie konnten beide Verfahren um etwa zehn Prozentpunkte zulegen.
Bei Kartenzahlungen stieg jedoch nicht nur der Gesamtanteil von 25 auf 34 Prozent, auch innerhalb des Segments sind deutliche Verschiebungen zu verzeichnen. So wuchs die Nutzungsquote bei kontaktlosem Bezahlen rasant. Bemerkenswerte 62 Prozent aller Kartenzahlungen werden mittlerweile kontaktlos abgewickelt. Innerhalb der letzten drei Jahre konnte das Verfahren etwa die Hälfte hinzugewinnen.
Mit insgesamt 17 Prozent erreichten Online-Käufe gleichsam eine historische Marke. Erstmals ist der digitale Zahlungsverkehr damit zweistellig vertreten. Dabei konnte der Anteil mit einem Zugewinn von elf Prozent annähernd verdreifacht werden. Weit abgeschlagen befindet sich indes der Bereich Mobile Payment. Trotz einer hohen Adaptionsrate bei jungen Altersgruppen und der Ausweitung der Angebote verwenden gerade einmal drei Prozent der Befragten ihr Smartphone als Zahlungsmittel.
Außergewöhnliche Umstände
Abschließend sollte noch ein kritischer Blick auf die Studie geworfen werden, denn der Betrachtungszeitraum fällt mit den Bedingungen der Corona-Pandemie zusammen. Einschränkungen des täglichen Lebens hatten maßgeblichen Einfluss auf das Verhalten und die Präferenzen der Verbraucher. Etwa der Einzelhandel musste auf nennenswerte Marktanteile zugunsten des Online-Geschäfts verzichten. Daran ist unweigerlich eine Verschiebung hinsichtlich der Zahlungsmodalitäten geknüpft.
Manche Entwicklung wie die Steigerungen des Online-Absatzes lassen sich also teilweise auf äußere Faktoren zurückführen. Andere Befunde, wie die Zunahme des kontaktlosen Bezahlens, zeigen aber auch strukturelle Veränderungen auf. Mit Blick auf die nächste Veröffentlichung der EZB, die für Dezember 2022 angesetzt ist, bleibt insofern die spannende Frage: hat Corona die Trendwende zum elektronischen Zahlungsverkehr nachhaltig beeinflusst oder setzt eine kurzfristige Rückbesinnung auf das Bargeld ein?
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