Um es vorsichtig zu formulieren: Den meisten wird das Jahr 2021 wahrscheinlich nicht in bester Erinnerung bleiben. Ein kleiner Lichtblick ist das für den ein oder anderen anstehende Weihnachtsgeld. Und für manche ist der kleine Lichtblick in diesem Jahr eher eine Supernova. Eine Branche ist dabei ganz vorne dabei: die Finanzbranche, spezifisch das Investmentbanking.
Wohingegen Pflegekräfte als Hochachtung ihrer Leistung in diesem intensiven Jahr bis zu 3000 Euro Bonus (ab 2022) erhalten sollen, wird im Investmentbanking mit ganz anderen Summen gehandelt. Genau darin liegt auch der Grund für die hohen „erfolgsabhängigen Vergütungen“. Das Investmentbanking fuhr 2021 nämlich auch weltweit große Summen ein.
Ohnehin hat die variable Vergütung in diesem Bereich beinahe so eine Tradition wie die Last-Christmas-Dauerschleife im Dezember. Die Jahresend-Prämien können hier gern schon mal siebenstellig werden.
Die kleinen und großen Boni-Lords
Boni-Spitzenreiter sind amerikanische und asiatische Banken – und bauen die Führung weiter aus. Sowohl JPMorgan als auch Goldman Sachs haben die variablen Vergütungen 2021 um zwei respektive drei Milliarden US-Dollar erhöht. Europäische Banken können da nicht mithalten. Versuchen es aber. So haben etwa Barclays und HSBC ihre Bonustöpfe aufgestockt. Vielleicht werden diese ja auch, nach alter Boxing-Day-Tradition, in einer weihnachtlichen Schachtel überreicht. So war es jedenfalls früher bei englischen Arbeitgebern Brauch.
2021 dürfen sich wohl sehr viele Investmentbanker auf große Schachteln freuen. Berichte über enorme Bonuszahlungen gab es zuhauf. Auch hierzulande: Bei der Deutschen Bank war von bis zu 20 Prozent Aufstockung die Rede. Bloomberg geht sogar davon aus, dass europäische Investmentbanker sich auf die höchsten Boni seit 2015 freuen dürfen. Dann wird es an Weihnachten ja an Geschenken nicht mangeln dürfen.
EZB als Weihnachtsfestbremse?
Und alle Jahre wieder kommt dann nicht nur der Weihnachtsmann, sondern auch die Boni-Diskussion. Es ist nicht das erste und wird auch nicht das letzte Mal sein, dass hohe „Weihnachtsgelder“ für Zündstoff sorgen. So haben etwa die Investmentbanker der Deutschen Bank in 2020 über 250 Millionen Euro mehr davon erhalten als in 2019.
Dabei fielen die Boni 2020 im Geldhaus wohl sogar geringer aus als geplant. Die Europäische Zentralbank (EZB) wollte einen Riegel vor abnorme Zusatzzahlungen schieben und rief angesichts der Pandemie zu „Zurückhaltung“ auf. Bloomberg berichtet, dass neben der Deutschen Bank auch die BNP Paribas ihre Boni für 2020 gekürzt hat, nachdem die EZB die ursprünglichen Summen kritisierte.
Davon ist 2021 bislang wenig zu spüren. Auch die Währungshüter haben das Mäßigungsgebot aufgehoben. Als Rechtfertigung für die Rekord-Boni wird allenthalben die Angst angeführt, gute (und aktuelle sehr gebrauchte) Kräfte sonst an die Konkurrenz zu verlieren. Schnell ist dann auch der Vergleich mit Amerika und Asien herangezogen. Vor einem Wechsel der Besten in genau diese Unternehmen sollen die hohen Boni schützen. Die Aufwärtsspirale beginnt.
Doch Debatten um horrende Bonuszahlungen können den Ruf eines Unternehmens schädigen. Und so scheinen die kritischen Stimmen dann doch nicht ganz an den Geldhäusern abzuprallen, zumindest nicht an der Deutschen Bank. Laut Handelsblatt sollen die Boni im Kreditinstitut nicht allzu sehr steigen. Zumindest weniger als bei den US-Konkurrenten. Wie brav (und bescheiden) die Deutschbanker mit ihren Auszahlungen in diesem Jahr waren, weiß aber bislang nur der Weihnachtsmann.
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