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Das Leid der Millionen-Boni

In der Pandemie kämpfen einige Unternehmen um ihre Existenz. Unzählige Jobs wurden gekündigt, weil Gehälter nicht mehr gezahlt werden konnten. Nicht aber in der Finanz-, konkret Investmentbranche. Dort werden die höchsten Boni seit der Finanzkrise vergeben, was Arbeitnehmer neidisch und Aufsichtsbehörden aufmerksam werden lässt.


Das Leid der Millionen-Boni

Sie sind vielleicht rar gesät, aber es gibt sie: Die Gewinner der Pandemie. Dazu können sich Investmentbanken zählen, deren Geschäfte während der Krise auf Hochtouren liefen. Kursausschläge, gefolgt von reihenweise Börsengängen und Anleiheplatzierungen, sorgten trotz Krise für finanzielles Wohlbefinden. Die grünen Zahlen machen sich ebenso für die Belegschaft bezahlt. Marktschätzungen besagen, dass die Prämien bei der Deutschen Bank bis zu 15 Prozent höher ausfallen könnten als im Vorjahr.

Wo bleibt noch das Geld für schlechte Zeiten?

Die Branche verzeichnet die höchsten Boni-Ausschüttungen seit der Finanzkrise. Dabei lassen sich Aktienhändler oder Banker, die im Fusions- und Übernahmegeschäft tätig sind, als die größten Profiteure und Empfänger der höchsten Bonuszahlungen ausfindig machen.

Ungeachtet der rentablen Geschäfte vergangener Monate, stießen die Vergütungszahlen bei höheren Instanzen aber auf Widerstand. So erinnerte etwa die Europäische Zentralbank daran, die Kosten zu mäßigen. Und aufgrund der Corona-Krise mahnte die Bankenaufsicht in Bezug auf das Risikomanagementsystem, dass es sich für schlechte Zeiten zu rüsten gilt.

Boni, um die Mitarbeiter zu halten

Die Boni-Zahlungen verstehen sich jedoch auch als Präventivmaßnahme gegen die hohe Mitarbeiter-Fluktuation. Geschaut wird dabei auch nach links und rechts, besonders US-Häuser liegen mit ihren Gehältern weit vorn. Dort wurden sogar Einstiegsgehälter aufgestockt, sodass Jungbanker jetzt bis zu 100.000 Euro verdienen.

Europäische Banken sahen sich da in Verzug und dem Zwang unterzogen, mitzuziehen. Denn zu groß ist die Angst, Mitarbeiter an die amerikanische Konkurrenz zu verlieren. Der Wettbewerb um Talente hat längst ein neues Level erreicht. Es lässt sich kaum vermeiden, dass Banker sich nach noch volleren Auftragsbüchern, lukrativen Alternativjobs bei Beteiligungsfirmen oder florierenden Neugründungen umschauen.

Fatal für die Bankinstitute: Die Erwartungen gleichen sich dem bestehenden Angebot im Markt an. Die Geldhäuser geraten in Erklärungsnot, wenn es um ihre Entscheidungen in der Bonuspolitik geht: Denn die Rechnung geringerer Bonuszahlungen bei besseren Zahlen geht für viele nicht auf. Man sieht sich bei guten Geschäften also dazu gezwungen, dies auch in den Boni widerzuspiegeln.

Auch die Commerzbank lässt durchblicken, dass sie ihre Bonus-Zahlungen wieder anhebt. Womöglich eine Reaktion auf den Eklat, der sich Anfang 2019 zugetragen hatte: Damals waren über 100 Beschäftigte über Kürzungen der variablen Vergütung in Rage. Lautstarke Beschwerden, die im Intranet zutage kommen, werfen kein gutes Licht auf die Reputation einer Bank.

Ein weiterer Kritikpunkt war, dass es im europäischen Raum kein weiteres Geldhaus gab, das mehr Einkommensmillionäre verzeichnete als die Deutsche Bank. Dahinter liegen die britische Großbank Barclays mit etwa 448 Topverdienern und die französische BNP Paribas mit „nur“ 222 Millionären.

Es ist verzwickt: Zum einen sollen Beschäftigte finanziell belohnt und so im Unternehmen gehalten werden. Zum anderen fungiert das Gehalt als Tool, um Talente zu locken. Bedeutet dies schlussendlich etwa: Je mehr die Gehälter in die Höhe sprießen, desto höher die Fluktuation?

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