Gute Nachrichten sind fast zur Seltenheit geworden. Vielmehr schüren Energiekrise, Inflation, Materialengpässe sowie Rezessionsgefahr seit geraumer Zeit Existenzängste. Nicht zu vergessen die Corona-Pandemie, die den Wirtschaftsverkehr stark entschleunigte und zahlreiche Arbeitsplätze kostete.
Zudem ist der Fachkräftemangel ein hartnäckiger Schatten des deutschen Arbeitsmarktes. Als Ursachen werden unter anderem das demografische Profil des Bundes, dessen Bildungssystem sowie der Strukturwandel diagnostiziert. Dennoch wurde 2022 ein neuer Rekord in der Erwerbstätigkeit verzeichnet.
Die Treiber des Zuwachses
Der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes ist zu entnehmen, dass sich das Wachstum numerisch auf 589.000 (beziehungsweise 1,3 Prozent) zusätzliche Erwerbstätige beläuft. Der letzte Höchststand betrug 45,3 Millionen im Jahr 2019, heute sind es 45,6 Millionen – ein Überschuss von etwa 292.000. Eine Zahl dieser Höhe konnte seit der deutschen Vereinigung 1990 nicht erreicht werden.
Vor der Pandemie befand sich die Erwerbstätigkeit 14 Jahre lang in einem konstanten Anstieg. 2020 legte die Entwicklung einen Stopp ein und sank um 362.000. Zum Ende der Pandemie stellten jedoch viele Geschäfte wieder mehr Mitarbeiter ein, was einen Push-Effekt nach sich zog. Darüber hinaus habe die verstärkte Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte laut Experten für einen Beschäftigungsschub gesorgt. Doch nicht nur das, auch im Inland flossen wieder mehr Erwerbsfähige dem Arbeitsmarkt zu. Kurzfristig können diese Faktoren die Folgen des demografischen Wandels verschleiern, doch das Wachstum wird mittel- bis langfristig kaum anhalten können. Um der Alterung der Gesellschaft entgegenzuwirken, wäre eine Zuwanderung von 400.000 bis 500.000 Erwerbsfähigen pro Jahr vonnöten.
Die Frage nach den Wachstumsaussichten
Statistikern zufolge ist 2024 ein erneuter Abwärtstrend zu erwarten. So wird bis dahin auch die Energiekrise tiefere Spuren hinterlassen und womöglich die Arbeitsnachfrage seitens der Unternehmen drosseln. Außerdem äußern Forscher Bedenken über die Nachwehen des gesteigerten Mindestlohnes, so könnten Unternehmen auch deshalb ihre Personalbeschaffung ausbremsen.
Dem gegenüber sank die Zahl der Erwerbslosen um 209.000 beziehungsweise 13,6 Prozent. Besonders im Dienstleistungssektor konnten im Jahr 2022 weitere Stellen besetzt werden, stolze 93 Prozent des Zuwachses fielen auf diese Berufstypen an. Hinzu kommen die Bereiche Erziehung und Gesundheitswesen – insgesamt wurden hier 189.000 neue Arbeitsplätze besetzt, bereits während der Corona-Jahre 2020 und 2021. Allerdings ging die Erwerbstätigkeit etwa in der Fischerei sowie in der Land- und Forstwirtschaft um 0,5 Prozent zurück. Eine weitere Beschäftigungsform erlitt einen kleinen Rückschlag: Etwa 1,4 Prozent kehrten der Selbstständigkeit den Rücken. Wenn auch manche Entwicklungen optimistisch stimmen, in einer Glanzzeit befindet sich der Arbeitsmarkt nicht wirklich. Dafür steht der Markt vor zu vielen unberechenbaren Herausforderungen.
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