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Milliardenbetrug OneCoin: Schneeballsystem statt Blockchain-Prinzip

Kryptowährungen boomen, an der Spitze steht Bitcoin. Viele Wettbewerber wollten daran etwas ändern, so auch OneCoin. Vom Thron gestoßen hat die als „Krypto-Queen“ bekannt gewordene Gründerin Bitcoin zwar nicht, hat sich dafür aber aus ganz anderen Gründen einen Namen gemacht – in den Medien und bei Strafverfolgungsbehörden.


OneCoin Ruja Ignatova

Konkurrenten, die von sich behaupten, der „Bitcoin-Killer“ zu sein, gab es in der mittlerweile zwölfjährigen Geschichte von Kryptowährungen bereits viele. Doch noch immer scheint hier die Devise zu gelten: „Das Original ist immer noch am besten“. In Sachen Marktkapitalisierung, Kundenstamm und allgemeiner Beliebtheit führt Bitcoin auch heute noch. Selten gehen bei alternativen Kryptowährungen aber Versprechen und Realität so weit auseinander wie bei OneCoin. Denn tatsächlich steckt hinter dem bulgarischen Unternehmen nicht einmal eine „richtige“ Kryptowährung. Statt auf der Blockchain basiert OneCoin allein auf einem Schneeballsystem, so der Vorwurf.

OneCoin wurde am 16. September 2014 von Ruja Ignatova und Sebastion Greenwood gegründet. Der schnelle weltweite Erfolg der Kryptowährung ist vor allem der als „Krypto-Queen“ bekannten Dr. Ruja Ignatova zu verdanken, die einen Abschluss in Rechtswissenschaft an der Universität Oxford vorweisen kann und für das Beratungsunternehmen McKinsey gearbeitet hat. Ob ihr akademischer und beruflicher Werdegang tatsächlich wahr ist, ist auch heute unklar.

Als Botschafterin des Unternehmens nutzte sie jedoch ihre Biographie, um der neu geschaffenen Kryptowährung Seriosität zu verleihen und das Vertrauen von Investoren zu gewinnen. So wurde auf der Webseite des Unternehmens auch mit einem Foto geworben, das Dr. Ignatova auf dem Cover des Forbes-Magazins zeigt, auf dessen Titelseite auch schon berühmte Gründer wie Bill Gates oder Jack Ma abgebildet waren. In Wahrheit handelte es sich dabei jedoch nur um ein bezahltes Advertorial, mitten im Heft der bulgarischen Ausgabe von Forbes.

Der Aufstieg und Fall von OneCoin

Tatsächlich zeigt sich in Interviews, Diskussionen und in ihren Auftritten, dass die Krypto-Queen Wissen über die Finanzbranche besitzt. Gepaart mit ihrem Charisma machte es das für die zumeist unerfahrenen Investoren umso leichter, auf ihre gewagten Zukunftsprophezeiungen hereinzufallen. Im Jahr 2016 sprach sie in der Wembley Arena in London zu tausenden jubelnden Besuchern, die sie wie eine Pop-Sängerin begrüßten, und versprach: „Niemand wird in Zukunft mehr über Bitcoin reden“.

In dieser Zeit fanden überall auf der Welt OneCoin-Konferenzen in ausgebuchten Hallen statt. Diese Veranstaltungen dienten hauptsächlich dazu, neue Investoren für OneCoin und Mitglieder für das Netzwerk OneLife zu gewinnen. Als Mitglied bei OneLife erhalten Investoren Zugang zu „exklusiven“ WhatsApp-Gruppen, in denen sie angebliche Insider-Informationen erhalten und dazu aufgefordert werden, negative Berichterstattung von außen zu ignorieren.

Drei Jahre nach dem Launch war OneCoin bereits auf etwa 3 Millionen Investoren gewachsen. Informationen aus einer aktuellen WhatsApp-Support-Gruppe für die Opfer von OneCoin legen nahe, dass die Anleger zum größten Teil aus Ländern im arabischen Raum und in Südasien stammen. Ein Anleger in OneCoin hat die Möglichkeit, eins von sieben sogenannten Lernpaketen zu kaufen, die zwischen 100 und 55.000 Euro kosten. Diese Pakete enthalten Token, die dem Käufer das Mining von OneCoins erlauben sollen.

In Wirklichkeit wird bei OneCoin jedoch keinerlei Blockchain-Technologie wie bei anderen Kryptowährungen eingesetzt. Der Erfolg von OneCoin basiert auf keiner Technologie, sondern nutzt eine Art Schneeballsystem beziehungsweise. ein Multi-Level-Marketing-Prinzip: Person A rekrutiert Person B und erhält dafür eine Prämie. Für jede weitere Person, die Person B dann dazu holt erhält Person A ebenfalls einen Anteil – einige wenige an der Spitze profitieren, alle darunter verlieren alles.

Dr. Ignatova noch immer verschwunden

Erst im Jahr 2017 kam der Betrug durch OneCoin langsam ans Licht. Im Oktober sollte Dr. Ignatova auf einer OneCoin-Veranstaltung in Lissabon auftreten, erschien jedoch nicht und wurde seitdem auch nicht mehr gesehen. In der Krypto-Community häuften sich Gerüchte, dass sie entführt worden sei oder sich vor Vertretern großer Banken verstecke, die ihr Leben bedrohen.

Im März 2019 wurde ihr jüngerer Bruder und ehemaliger Bodyguard Konstantin, der seit Dr. Ignatovas Verschwinden die Führung des Unternehmens übernommen hatte, an einem Flughafen in Los Angeles vom FBI verhaftet. Die Anklage: Betrug und Gelwäsche. Wie sich später herausstellte, hatte das FBI im Geheimen kurz vor ihrem Verschwinden auch eine solche Anklage gegen Dr. Ignatova erhoben.

Konstantin Ignatov wartet aktuell weiter auf sein Urteil, während von Dr. Ignatova immer noch jede Spur fehlt. Die traurige Bilanz zum OneCoin-Betrug: 3,5 Millionen Menschen investierten weltweit in OneCoin, davon 60.000 Deutsche. Schätzungen über den entstandenen finanziellen Schaden schwanken zwischen 3,4 bis 15 Milliarden Dollar. Und während von diesem Geld jede Spur fehlt und die Schuldigen noch ungestraft sind, ging der Betrug mit OneCoin auf dem afrikanischen Kontinent auch im Jahr 2020 noch weiter, und tut es vielleicht auch heute noch.

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