Zahlungsverkehr ist ein altes Geschäftsmodell für Banken. Vieles ist hier auch schon passiert: Rechnung, SEPA, SWIFT, Instant, Mobile … Bezahlarten gibt es viele. Stillstehen tun die Payment-Mühlen also eigentlich nicht. Aber trotzdem scheint es so, als hätten die Banken ihre Wurzeln als Zahlungsdienstleister ein bisschen vergessen. „Zurück zur Natur“ haben sie Rousseau mal schön alleine machen lassen. Bis 2020 ein Virus die Welt zum Stillstand brachte.
Payment und Corona-Krise
In der Pandemie hat die Kartenzahlung einen richtigen Push nach vorne bekommen und das Credo „Weniger Bargeld“ ist noch einmal beliebter geworden. Das Limit für Kontaktlos-Zahlungen wurde Corona-bedingt gehoben und Kunden teilweise explizit darum gebeten, dass wenn man es schon nicht selbst tut, das Bargeld doch lieber zu Hause bleiben soll.
Laut PwC-„Mobile Payment Report 2019“ wollen 57 Prozent aller Deutschen in fünf Jahren mobil bezahlen. 2019 gaben 46 Prozent der unter 30-Jährigen an, Mobile Payment zu nutzen, wohingegen es bei den 60-Jährigen nur 12 Prozent waren.
Doch in der Krise, in der viele Bankfilialen geschlossen waren, mussten sich Kunden aller Altersklassen wohl oder übel auch mit digitalen Alternativen auseinandersetzen. Und haben zum Teil gemerkt, dass kontaktlos, online und mobile gar nicht so befremdlich und kompliziert sind wie gedacht. Das heißt, hier könnte es durchaus auch ein Umdenken geben.
Innovationen im Zahlungsverkehr
Insgesamt laufen die Payment-Mühlen also wieder schneller. Die (neue) Popularität der digitalen Zahlungsmethoden haben Finanzunternehmen genutzt, um sich doch auf die Wurzeln zu besinnen und zurück zur Natur zu gehen. Frische Luft soll ja schon vielen gut getan haben und weckt auch die Lebensgeister.
Gibt es neue Innovationskraft im Payment? Wie sieht es bei den Banken aus: Sind sie lieber drin geblieben und haben den Anschluss an den Payment-Hype verschlafen? Der deutsche Payment-Markt gilt als eher traditionell. Und auch mit Blick auf Europa scheint es so, als würden die größten Player und Innovationen eher von anderen Kontinenten kommen. Was also tun? Kooperieren! Aber mit wem? Zur Einführung von Apple Pay gab es ja auch mehr als ein paar kritische Stimmen aus der Payment-Szene.
Neue Mitglieder in der EPI
Möchte man in Europa eine wirkliche Alternative zu den amerikanischen und asiatischen Payment-Playern haben, braucht es auch eine europäische Initiative. Und genau dafür hat man die European Payments Initiative (EPI) ins Leben gerufen. Im „Banken-Team“ von EPI sind bislang 16 führende europäische Banken und Bankenverbände. Aus Deutschland kommen dabei die Deutsche Bank, die Commerzbank, die DZ Bank und die Sparkassen.
Ende November 2020 hat die Initiative zwei neue Mitglieder gewonnen, Wordline und Nexi. Ersterer ein französischer und zweiterer ein italienischer Zahlungsdienstleister, die beide vor kurzem Übernahmen von Wettbewerbern abgeschlossen haben – und beide sind große europäische Player. Im Zusammenhang mit diesen Beitritten bei EPI wurde auch bekanntgegeben, dass die Deutsche Martina Weimert, Partnerin bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman, die Initiative für den Übergang leiten wird.
Erfolg von EPI
Nicole Jonat, Product Specialist Payment bei der Deutschen Bank, weist in ihrem Gastbeitrag in der BANKINGNEWS 280 darauf hin, dass EPI nicht der erste Versuch ist, Visa, Mastercard oder PayPal eine europäische Bezahllösung entgegenzusetzen. Warum EPI eventuell erfolgreicher ist als die Vorgängerversuche, erklärt sie auch: „COVID-19 und die Lebensmittelskandale der letzten Jahre haben bei vielen Kunden zum Umdenken geführt. Besonders die Nachhaltigkeit und die Herkunft eines Produkts – selbst eines Finanzprodukts – gewinnen stark an Bedeutung. Das führt zu mehr Verständnis für den regionalen Handel und zu einer erhöhten Solidarität – auch für Europa.“
Auch der Umbruch im Payment – hin zum digitalen Bezahlen – könne EPI zum Erfolg verhelfen. „Brächte man die aktuellen Initiativen innerhalb der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) – hier insbesondere die Zusammenführung etablierter Brands wie paydirekt und giropay, die man aktuell schon verbindet, und KWITT mit dem Deutschen zweitliebsten Kind girocard – in die EPI mit ein, hätte man schon einen ersten deutschen Aufschlag“, sagt die Payment-Expertin. Und: „Erweitert man dies um starke europäische Brands, käme man so vielleicht sogar zum Europäer liebsten Kind.“
Starke europäische Brands sind die beiden neuen Mitglieder schonmal. Nicole Jonat gibt jedoch auch zu bedenken, dass Handel und Handelsverbände verstärkt mit einbezogen werden müssen, wenn die Initiative durchstarten soll. Weitere Faktoren sind etwa die einfache Nutzung und Fintech-Beteiligung für die technologische Seite. Wie in gewisser Weise auch das Staatenbündnis selbst, lebt eben auch die europäische Zahlungsverkehrsinitiative von einer großen Gemeinschaft und der Vielfalt sowie besonders auch der Koordination der Involvierten. Doch genau da liegt oft auch der Knackpunkt.
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