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Problemkinder Fintechs: Sonderprüfer auch bei Solarisbank

„Regeln sind da, um gebrochen zu werden.“ Bei dieser Einstellung stellen sich bei der Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) die Nackenhaare auf. Denn beim nächsten Fintech werden Mängel in der Compliance sichtbar, worauf die Bafin mit der Verordnung eines weiteren Sonderbeauftragten reagiert. Gestern N26, heute die Solarisbank.


Beitragsbild_Daily_Solarisbank-und-BaFin

Es sind besonders die schnell aufsteigenden Sterne. Viel wurde bereits über die Neobank N26 berichtet, gilt sie doch als das wertvollste Start-up Deutschlands. Zwar hat die Solarisbank die Messlatte der N26 noch nicht erreicht, konnte aber trotzdem durch einen rapiden Aufschwung Aufmerksamkeit erlangen.

Gegründet in 2016, gelang es dem Unternehmen in nur wenigen Jahren eine beachtliche Performance hinzulegen: 2021 wurden eine Million neue Onlinekonten eröffnet. Auch der Umsatz von etwa 100 Millionen Euro versetzt ins Staunen, obgleich die Übernahme des britischen Wettbewerbers Contis an dieser Stelle nicht vergessen werden darf. Deren Geschäftszahlen konnten der Solarisbank ertragsmäßig sicher einen erheblichen Aufwärtsstoß gewähren.

Nichtsdestotrotz begrüßt man das Wachstum und wünscht sich auch auf lange Sicht einen nachhaltigen Verlauf mit einer Größenordnung von 40 bis 60 Prozent. Das große Ziel: der Börsengang.

Mahnung für Solarisbank

Unabdinglich für den Börsengang ist jedoch die Einhaltung der kontinuierlichen Prozessoptimierung, sowie Investitionen in Compliance und Regulierung. Und an dieser Stelle steht die BaFin mit Trillerpfeife und roter Flagge. Aufgefallen war die Solarisbank nämlich mit einer bankaufsichtlichen Prüfung im Jahre 2020, welche erhebliche Defizite offenlegte – besonders in der Compliance.

Es liegt nicht ganz fern, dass besonders Fintechs von der Aufsichtsbehörde unzureichende Bewertungen erhalten. Compliance mag sich für junge technisch-basierte Banken komplexer gestalten als für klassische Banken, da diese die Vorschriften gleich zweier Sektoren zu bewerkstelligen haben: Des Finanz- und Technologiesektors.

Darüber hinaus befindet sich die Branche in einem fortwährenden Entwicklungsrausch, neue Technologien bedeuten auch neue Vorschriften, die es ständig zu aktualisieren gilt. Daher rührt, dass Fintechs sich oft in Grauzonen bewegen. Im schlimmsten Fall jedoch kommt ihnen tatsächlich die Bafin auf die Schliche und die Schlinge zieht sich fester um den Hals. Denn Reputationsverlust aufgrund Regeluntreue möchte niemand riskieren.

N26 und Solarisbank: Enfants terribles

Seit August 2021 ist Mark Branson nun Oberhaupt der BaFin und macht sein Vorhaben, der Behörde ein strengeres Profil zu verschaffen, merklich geltend.  Ein Sicherheitsbeauftragter soll die internen Prozesse der Solarisbank bis Mitte des Jahres überwachen und anschließend die Ergebnisse der Behörde übermitteln.

Der Öffentlichkeit gegenüber präsentierte sich die Solarisbank offen und überaus korrekt. „Wir begrüßen den Schritt der BaFin, wir haben keine Geheimnisse.“, so der Chef der jungen Bank, Roland Folz. Außerdem stellte er klar: „Wir sind zu diesem Thema permanent im Austausch mit der BaFin und finden es gut und richtig, dass wir die ordnungsgemäße Umsetzung unserer Verbesserungsstrategie von einem unabhängigen Beobachter nochmals überprüfen lassen.“ Das kommunizierte Standing: Die Solarisbank zeigt sich gewillt an einer stärkeren Compliance und härteren Methoden im Kampf gegen Geldwäsche und Finanzkriminalität zu arbeiten.

Das Bild einer N26 und Solarisbank auf einem gemeinsam fahrenden Tandem lässt sich nun schnell zeichnen. Bei einem Vergleich mit N26 schreit das junge Unternehmen jedoch laut auf. Im Gespräch mit dem Handelsblatt betont Folz: „Die Verhältnisse sind ganz anders. Die Solarisbank genießt ein Riesenvertrauen am Markt“. Da stellt sich doch gleich die Frage, wie lange dieses Vertrauen noch währt.

Tipp: Sie möchten gern mehr von unseren Dailies? Lesen Sie hier über die Great Resignation bei N26.