, ,

Was ist eigentlich Digitale Ethik?

Digitalisierung schreitet schnell voran und scheint manchmal unkontrollierbar zu sein. Doch gerade bei solch grundlegenden Veränderungen brauchen wir Regeln zum Umgang zwischen Mensch und Maschine. Ist Digitale Ethik der Schlüssel dazu?


Schriftzug Was ist eigentlich Digitale Ethik

Digitalisierung ist allen Banken ein Thema, auch sie arbeiten mit Künstlicher Intelligenz und Algorithmen. So nutzen Bankautomaten einen Algorithmus, um die vorgesehenen Aufgaben zu erfüllen und auch Chatbots sind bei Banken im Einsatz. Kredite werden mithilfe von Maschine Learning vergeben, Aufgaben werden automatisiert und von Robotern erledigt. Effizienz steht im Vordergrund. Doch was ist mit der Digitalen Ethik? Und was ist das eigentlich?

Der Begriff „Digitale Ethik“ wird seit 2009 verwendet und bezieht sich auf Normen und ethische Regeln, die für Digitalisierung und Big Data gelten sollen. Einzuordnen ist Digitale Ethik als Teilbereich der Ethik und der praktischen Philosophie, überschneidet sich aber auch mit der Roboter- und Technikethik.

Digitale Ethik stellt nicht zwangsläufig neue ethische Maßstäbe auf

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) beschreibt Digitale Ethik so: „Digitale Ethik fragt nach dem guten und richtigen Leben und Zusammenleben in einer Welt, die von digitalen Technologien geprägt ist. Sie formuliert Regeln für das richtige Handeln in Konfliktsituationen, die von der Digitalisierung aufgeworfen werden, und beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Konzept von Freiheit und Privatsphäre, von Solidarität und Gerechtigkeit“. Digitale Ethik stelle nicht „zwangsläufig neue ethische Maßstäbe auf, sondern übersetzt bestehende ethische Maßstäbe für eine digital geprägte Gesellschaft.“

Neue digitale Herausforderungen – neue Sorgen?

Es geht beim Thema Digitale Ethik also darum, wie das Zusammenleben von Mensch und Maschine funktioniert und welche Regeln aufgestellt werden sollten. Noch bestehen KI-Systeme aus „Fachidioten“, also Künstlicher Intelligenz, die oft nur ein einziges Fachgebiet perfekt beherrscht. Aber wenn sich das ändert, macht die Digitalisierung den Menschen dann überflüssig? In einer Umfrage des BVDW gaben 84 Prozent an, dass Routineaufgaben von Robotern erledigt werden können und 69 Prozent befürchten das Wegfallen von Jobs. 74 Prozent der Befragten finden, dass Menschlichkeit verloren gehe, wenn Maschinen entscheiden.

Konfliktpotential bei Entscheidungsprozessen durch KI

Entscheidungsprozesse in der Wirtschaft werden immer mehr auf Maschinen ausgelagert. Besonders die Entscheidungen über die Kreditvergabe von Banken bietet großes Konfliktpotenzial und gehört deshalb zu den Themen der Digitalen Ethik. Anhand der angegebenen Daten oder durch das Herausfiltern von bestimmten Stichworten entscheidet die Maschine: Ja oder Nein. Wenn eine KI oder ein Algorithmus entscheidet, wer einen Kredit bekommt, ist diese Entscheidung dann objektiv oder beinhaltet die Programmierung bereits diskriminierende Elemente? Eine Maschine kann sich nur auf Daten beziehen, mit der sie gefüttert wird und die in ihrem Quellcode festgelegt sind. Das kann auch schief gehen.

Ein Beispiel dafür ist Amazon. Mit einem Algorithmus wollte der Konzernriese die Auswahl der Bewerber automatisieren und die Besten herausfiltern. Dabei benachteiligte der Algorithmus jedoch systematisch Frauen. Der Grund: Er hatte die Daten von erfolgreich eingestellten Bewerbern der letzten Jahre bekommen und das waren vor allem Männer. Mit diesem Datenbezug wertete der Algorithmus Bewerbungen von Frauen automatisch ab.

Steinmeier fordert digitale Ethik

Die Forderung nach „Digitaler Ethik“ wird von vielen Seiten laut. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte auf dem 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag: „Ich habe mich hier zu Wort gemeldet, weil ich finde, wir müssen so etwas etablieren wie eine Ethik der Digitalisierung: Grundregeln für die digitale Zukunft, deren Einhaltung wir auch in einer Zeit gewaltiger Umbrüche einfordern.“

Verschiedene Gremien und Kommissionen befassen sich mit dem Thema „Digitale Ethik“. Dazu gehören etwa die Datenethikkommission der deutschen Bundesregierung, der Deutsche Ethikrat und die Enquête-Kommission „Künstliche Intelligenz“ des Deutschen Bundestags.

Klar ist: Maschinen und KI verändern das Arbeiten und das alltägliche Leben. Digitale Ethik soll die Konflikte zwischen Mensch und Maschine thematisieren und Lösungen finden. Dafür müssen nicht immer komplett neue Maßstäbe gesetzt werden, es sollten auch bestehende ethische Grundsätze an die Digitalisierung angepasst werden.