Die Arbeitswelt ist im stetigen Wandel. Zentrale Kompetenzen von heute sind in Zukunft vielleicht Schnee von gestern. Gleichzeitig wird es künftig neue Aufgaben geben, die heute noch gar nicht abzusehen sind. Wer hätte etwa vor 50 Jahren gedacht, dass nahezu jeder Job von einer einzigen Maschine aus erledigt werden kann?
Daher ist es notwendig, sich laufend weiter- und fortzubilden – ein Leben lang. „Man lernt nie aus“ ist vor diesem Hintergrund also kein einfaches Sprichwort, sondern profunde Wahrheit. „Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung“, heißt es entsprechend auch in der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte, die 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden.
In puncto Bildung verhält es sich genauso wie Reinhard Krafft, Geschäftsführer Rothschild & Co Vermögensverwaltung, es im BANKINGNEWS-Interview gesagt hat: „Ich bin beim Thema Bildung ziemlich kompromisslos. Mehr ist grundsätzlich immer besser.“
Für uns selbstverständlich, da wir heute über den größten Wissensschatz verfügen, den die Menschheit jemals hatte. Informationen sind von überall aus verfügbar und in vielfältiger Form vorhanden.
Bildung in Zeiten von Corona
Das stellte sich besonders vor der aktuellen Krise als entscheidend heraus. 2020 drückte das Coronavirus unsere Welt plötzlich auf „Pause“. Das hatte auch Auswirkungen auf die Arbeitswelt und das Bildungssystem. Geschlossene Kitas, Schulen und Universitäten, das bedeutete virtueller Unterricht, Homeschooling, E-Vorlesungen. Weltweit sind schätzungsweise 70 Prozent der Lernenden auf allen Bildungsebenen von Schließungen betroffen.
Die Befragten einer Studie von UNESCO, Internationaler Arbeitsorganisation und der Weltbank gaben an, dass die Fernbildung zum gängigsten Weg der Kompetenzvermittlung geworden ist. Das sei allerdings oftmals mit massiven Schwierigkeiten verbunden, etwa bei der Anpassung von Lehrplänen und der Vorbereitung von Lernenden und Lehrenden.
Bildung ist nicht nur schulische Bildung, auch emotionale und persönliche Bildung sind wichtige Fähigkeiten eines Menschen – das zeigt sich gerade in der Krise. Hier geht es darum, Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Durchhaltevermögen, aber auch Menschlichkeit und Sozialkompetenz zu zeigen oder zu entwickeln.
Der „World Youth Skills Day“ 2020
So steht der „World Youth Skills Day” am 15. Juli 2020 im Zeichen der #skillskeepmoving-Kampagne, einer globalen Initiative zur Anerkennung der Arbeit von systemrelevanten Fachkräften während der Pandemie. Ein Highlight der Aktionen in diesem Jahr wird der Fokus auf talentierte junge Menschen beim „WorldSkills Conference Talk“ sein.
Der Aktionstag „World Youth Skills Day“ wurde am 18. Dezember 2014 von der UN-Generalversammlung durch die einstimmige Verabschiedung einer von Sri Lanka angeführten Resolution ins Leben gerufen. In der Resolution wurde der 15. Juli zum „World Youth Skills Day“, dem Tag des Kompetenzerwerbs bei jungen Menschen, erklärt.
Sri Lanka wurde bei der Resolution von den G77 und China unterstützt und wollte weltweit auf die Bedeutung der Entwicklung von Fähigkeiten bei jungen Menschen aufmerksam machen. Das Ziel des „World Youth Skills Day“ ist es, bessere sozioökonomische Bedingungen für die Jugend zu erreichen. Ebenso sollen junge Menschen bei der Bewältigung der Herausforderungen von Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung unterstützt werden.
(Weiter)Bildung in der Finanzbranche
Das Motto „Man lernt nie aus“ gilt auch für Berufstätige in der Finanzbranche. Denn auch hier drehen sich die Räder der Digitalisierung und Disruption immer weiter. Neue Kompetenzen sind gefordert, Finanzprodukte werden komplexer. Dazu bedarf es auch neuer Berufsfelder.
So sagt Ulrich Voigt, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse KölnBonn, im BANKINGNEWS-Interview: „Es wird in den nächsten Jahren zum Beispiel einen großen Mangel an Data Scientists geben.“ Er geht auch auf den Nachwuchs ein: „Und wir haben Probleme damit, gute Auszubildende zu finden. Von den 60 Plätzen, die wir vergeben wollten, konnten wir nur 50 Stellen besetzen.“
Der Fachkräftemangel macht auch vor dem Finanzsektor nicht halt. Eine interne Weiterbildung oder ein Aufbaustudium kann dem entgegenwirken. Das sorgt für bessere Aufstiegschancen und ist gut für das Unternehmen. Denn durch gezielte Umschulungen kann ein Fachkräftemangel teilweise ausgeglichen werden. Das Angebot an Fortbildungen im Finanzsektor ist groß. Das Spektrum beginnt bei Ein-Tages-Seminaren und geht bis hin zu mehrjährigen Studiengängen. Auch einzelne Teilmodule können absolviert werden, wenn man kein ganzes Studium abschließen möchte.
Finanzbranche: Neue Talente gesucht!
Aber was tun, wenn der Nachwuchs fehlt? Die Ansprüche der jungen Generation sind anders als die der vorherigen. Das Gehalt oder eine „solide Ausbildung“ allein sind für sie nicht mehr ausschlaggebend. Ihnen kommt es vermehrt auch auf Angebote wie flexible Arbeitsmodelle, Verantwortung und Sinnhaftigkeit im Job und interne Bedingungen wie gemeinsame Firmenprojekte oder immaterielle Zusatzleistungen an.
Diesen Bedürfnissen sollten Unternehmen in der Finanzbranche entgegenkommen, wenn sie junge Talente finden sowie binden und mit Start-ups oder Neobanken mithalten wollen. Denn Kinder und Jugendliche von heute sind vielleicht die Banker und mit Sicherheit die Kunden von morgen.
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