Google, Facebook und Telekom drängen sich ins Geldgeschäft und treten in starke Konkurrenz zu Banken. Mit ihrer großen Datenbasis haben sie sicherlich Vorteile. Doch mit mangelndem Datenschutz auch Nachteile. Wie weit geht die Digitalisierung im Bankensektor?
Banken haben bis heute Schwierigkeiten, sich in den Sozialen Medien zurechtzufinden. Andersherum sieht es anders aus, die Pioniere der Sozialen Medien suchen vermehrt den Einstieg ins Bankgeschäft. Im Zahlungsverkehr stellen sie eine immer größer werdende Konkurrenz dar. Bisher bieten sie ihren Kunden hauptsächlich die Möglichkeit, im Internet zu bezahlen. Experten gehen davon aus, dass sie auch in andere Bereiche des Bankgeschäfts vorstoßen. Google ermöglicht bereits mit seinem Wallet Bezahlvorgänge via Smartphone. Ebay stellt mit Paypal ebenfalls eine Alternative zur Verfügung. In Deutschland werden mittlerweile gut 25 % aller Online-Einkäufe über PayPal abgewickelt.
Nun stoßen die Sozialen Netzwerke immer weiter in den Bankensektor vor. In den USA darf Facebook bestimmte Zahlungen abwickeln. In Irland beantragte Facebook auch schon eine Banklizenz. Wenn das klappt, wird Facebook europaweit Bankdienstleistungen anbieten dürfen. Mitglieder können ihr Geld in eine Facebook-Währung umtauschen und untereinander in Zahlung treten. Das ist Vernetzung auf allen Ebenen. Auch Google plant eine Erweiterung des Geschäftsmodells auf den Banksektor. In den Niederlanden hält der Internet-Riese bereits eine Banklizenz inklusive der Möglichkeit zur Bereitstellung von Onlinekonten. Daneben existieren bereits zahlreiche Jungunternehmen, die den Banken das Geschäft abjagen wollen. Nach Schätzungen des Unternehmensberaters Accenture können Banken bis 2020 weltweit mehr als 30 % ihrer Erträge an neue Wettbewerber verlieren. Diese Hürde entsteht durch Digitalisierung und wächst stetig.
Die zunehmende Digitalisierung birgt aber auch Potenzial für Banken. Die neue Technologie optimiert Prozesse und senkt Kosten. Wie man an den bisherigen Entwicklungen absehen kann, sind es besonders Amerikaner, die das Potenzial erkennen. Wer im Silicon Valley sitzt, ist generell eher risikoaffin. Wir Europäer unterschätzen die Möglichkeiten derweil noch. Aus der Studie von Accenture geht hervor, dass nur 41 % der Befragten glauben, die digitalen Technologien können ihre Branche grundlegend verändern. Dabei beobachten wir seit Jahren ständige Schließungen von Filialen und verändertes Kundenverhalten. Seit 1995 ist die Zahl der Filialen um 47 % gesunken. Wer da immer noch an den Möglichkeiten der Digitalisierung zweifelt, ist blind. Oder taub. Oder beides. „Die digitale Revolution ist kein Trend mehr, sondern eine fundamentale Umwälzung“, kommentiert Matthias Kröner, Gründer der Online-Bank.
Internet-Firmen haben einen riesigen Vorteil gegenüber Banken, sie verfügen über einen sehr großen Datenstamm. Sie kennen ihre Nutzer besser und können ihnen maßgeschneiderte Finanzierungsangebote unterbreiten. Die Daten werden nicht in langwierigen Befragungen generiert, sondern von den Nutzern oftmals freiwillig zur Verfügung gestellt. Gerade ältere Kunden werden sich misstrauisch gegenüber den neuen sozialen Banken zeigen.
Es gilt also einen Weg zu finden, der das Herkömmliche mit dem Neuen vereint. Denn der Trend zum digitalen Bankgeschäft wird sich nicht mehr aufhalten lassen. Schon heute recherchieren Kunden vorab im Netz, ehe sie einen Vertrag, oft sogar online, abschließen. Internet- und Telekommunikationsfirmen werden sich nicht davon abhalten lassen, in neue Geschäftsfelder durchzudringen. Damit auch Banken von diesem Trend profitieren können, sollten sie Allianzen mit diesen Firmen eingehen. Die polnische Alior Bank hat es gewagt und kooperiert mit der polnischen T-Mobile Tochter. Mobilfunkkunden erhalten ein Konto inkl. aller Bankdienstleistungen. Nur die Sache mit dem Datenschutz bleibt bei diesem Zukunftsbild offen. Aber: In welchem Bereich unseres Lebens können wir heute noch von Datenschutz sprechen?