BANKINGNEWS: Welche Idee steckt hinter VR-pay:Me? Mit welcher Intention sind Sie an die Entwicklung der App gegangen?
Carlos Gómez-Sáez: Wir haben festgestellt, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen spezielle Lösungen brauchen, die auf ihre besonderen Bedürfnisse und die Anforderungen des deutschen Markts ausgerichtet sind. Wir sind schon lange im POS-Geschäft tätig und beim Thema Mobile Payment ist die Frage ganz einfach: Welche Zahlungsinstrumente werden in Deutschland akzeptiert? Wir wollten eine mobile Bezahllösung für Händler schaffen, die auf Deutschlands meistgenutzter Karte, der Girocard, basiert – anders als etwa iZettle oder SumUp, die nicht über die deutsche Girocard abwickeln, bestimmt auch, weil die Sicherheits- und Zertifizierungsanforderungen an die Girocard relativ hoch sind. Das war für uns der Antrieb zu sagen, wir als Unternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken müssen für KMU eine Alternative bieten. Wir wollten eine App bauen, die Girocard-tauglich ist, um eine ganzheitliche Akzeptanzlösung für den deutschen Mittelstand zu etablieren.
Sie haben SumUp und iZettle erwähnt. Warum sollten Kunden auf VR-pay:Me umsteigen?
Umsteigen sollten die Händler, die auf das meistgenutzte deutsche System für bargeldlosen Zahlungsverkehr setzen. Es sind immerhin 110 Millionen Girocards in Deutschland im Umlauf. Das allein zeigt, wie groß die Bedeutung der Karte hierzulande ist.
Welche Vorteile bringt Ihre App den Händlern?
Die App ist intuitiv zu bedienen, das Belegmanagement läuft komplett digital und im Backend können Umsätze und Transaktionszahlen in Echtzeit eingesehen werden. Sie ist kostengünstig, bedarf keiner Vertragslaufzeit, unterstützt die Girocard sowie alle anderen Kredit- und Debitkarten der verschiedenen Kartenorganisationen. Und sie kommt aus der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Somit stehen in jeder Volksbank Raiffeisenbank Berater und Ansprechpartner zur Verfügung.
Welche Kosten kommen auf Händler zu, wenn sie sich für Ihren Service entscheiden?
Es gibt verschiedene Modelle. Im Flex-Modell zum Beispiel gibt es keine Vertragslaufzeit und keine monatlichen Grundkosten oder Ähnliches. Hier kostet eine Girocard-Transaktion durchschnittlich 0,185 Prozent des Umsatzes plus 20 Cent pro Transaktion.
Wie funktioniert die App im Detail?
Um eine Kartenzahlung zu akzeptieren, gibt der Händler einfach den Betrag in die App ein und aktiviert das dazugehörige Kartenlesegerät, über das die Zahlungsabwicklung läuft. Der Kunde führt die Karte wie gewohnt in das Terminal ein oder bezahlt kontaktlos. Nach erfolgreicher Transaktion kann der Händler den digitalen Beleg über die App an die E-Mail-Adresse des Kunden versenden – fertig. Technisch gesehen haben wir zwei Ebenen. Einmal die des Smartphones mit dem additiven Kartenlesegerät. Das Kartenlesegerät verfügt über ein Secure PIN Pad. Es wird in Deutschland zertifiziert, freigegeben und sicherheitstechnisch überprüft. So kann niemand im Nachhinein von einem Gerät Ihre PIN abgreifen, nachdem Sie gerade dort gezahlt haben. Das ist ein kryptologischer Mechanismus: Die PIN wird mit der gesamten Nachricht verschlüsselt. Sie wird auf Basis der verschlüsselten Informationen verifiziert, indem sie bei einer Girocard entweder online oder offline überprüft wird und erst dann wird die Zahlung freigegeben. Das ist der eine Teil, also die Kommunikation des Smartphones mit einem PIN Pad.
„Wir wollen wissen: Wie fühlt sich das für den Kunden an?“
Und die zweite Ebene?
Das ist sozusagen die unsichtbare Ebene, das was im Hintergrund abläuft. Es ist die Verbindung der App zu einem Payment-Server, der im Wesentlichen die gesamte Zahlungsabwicklung, Verifikation und Autorisierung steuert. Das bedeutet, das Smartphone wird – technisch gesprochen – zu einem POS-Terminal, es bekommt die gleichen Informationen und steuert die Kommunikation. Eine Terminal-ID je Device wird bei uns registriert und damit hat das Smartphone nach der ersten Inbetriebnahme Zugang zum Netzwerk. Darüber wird dann in einem verschlüsselten Kanal die Transaktion eingereicht und sie geht über den Payment-Server an die zuständige Autorisierungsinstanz. Das kann bei einer Girocard die Kopfstelle eines jeweiligen Verbands sein, und dahinter dann eine deutsche Bank. Bei der Kreditkartenzahlung würde das über den Payment-Server beispielsweise direkt an Mastercard gehen, die das an den Kartenemittenten weitergibt. Von ihm kommt die Autorisierung. Die Autorisierungsnummer wird im Smartphone gespeichert und taucht auf dem Transaktionsbeleg auf, der dem Endkunden nach dem Einkauf zur Verfügung gestellt werden kann.
Kann ich die App auf jedem Smartphone installieren?
Sobald die App offiziell gelauncht ist: Ja. Die App wurde für iOS und Android entwickelt. iOS ist im Apple-Ökosystem enthalten, VR-pay:Me kann daher auf einem iPhone installiert werden. Bei Android gibt es unterschiedliche Varianten und viele verschiedene Hardware-Konstellationen. Nicht zuletzt deshalb pilotieren wir die App aktuell mit ausgewählten Händlern, um verschiedene Hard- und Software-Szenarien real zu testen.
Sie sprachen von einer Pilotphase. Wie lang soll diese gehen und was genau soll getestet werden?
Die Pilotphase geht bis Ende Juni. Wir wollen Usability-Aspekte erproben und besonders Dinge, die erst nach mehrtägiger Nutzung ans Tageslicht kommen, etwa wenn der Händler eine Transaktion nachverfolgen will oder etwas für den Steuerberater exportieren möchte. Oder er möchte abgleichen, ob die Gutschriftenzahlungen auf seinem Konto mit dem übereinstimmen, was er wirklich hereinbekommen hat. Klar haben wir Excel-basierte Export-Tools mit drauf, aber wir wollen auch wissen: Wie fühlt sich das für den Kunden an? Wir wollen die App und die gesamte Abwicklung mit den Händlern unter echten Bedingungen testen, um sie besser zu machen.
Welche Kunden werden da angesprochen?
KMU. Vom Floristen um die Ecke bis zum Taxiunternehmer vor Ort haben wir unterschiedliche Anwendungsfälle dabei. Nach der Pilotphase geben wir die App Anfang Juli frei.