FedNow soll das Interbanken-Geschäft beschleunigen

Echtzeitüberweisungen gewinnen international an Bedeutung und ersetzen sukzessive konventionelle Payment-Systeme. Mit der Einführung von FedNow möchte die Federal Reserve kleineren Banken den Umstieg erleichtern.


FedNow

Online-Banking war der Startschuss für eine Revolution des Bankwesens. Der zeitlich unbegrenzte und unmittelbare Zugriff auf das Konto ist für Kunden selbstverständlicher Bestandteil ihrer Transaktionen geworden. Doch gerade hier hinkt das amerikanische Interbanken-Segment einer von Fintechs und Mobile Banking getriebenen Entwicklung hinterher. Zwar steigt der Anteil an Echtzeitüberweisungen stetig, aber die dominierenden Systeme verbuchen in teils deutlich größeren Zeitintervallen. Mit der Einführung von FedNow könnte sich die Adaptionsrate im Heimatland des Silicon Valley noch einmal beschleunigen. 

Das Duopol des Markts

Der Zahlungsverkehr zwischen Banken ist in den USA ähnlich dualistisch ausgeprägt wie im Bereich der Kreditkarten. Während VISA und Mastercard den Retailmarkt unter sich aufteilen, sind es im Interbanken-Segment die Federal Reserve und The Clearing House (TCH). Ihr Angebot bestimmt maßgeblich die Konditionen, zu denen Banken Transaktionen durchführen können. Es ist, dem amerikanischen Selbstverständnis nach, ein Wettbewerb von einem staatlichem sowie einem privaten Akteur, der gleichermaßen für faire Preise und eine breite Marktabdeckung sorgt.  

In den etablierten Zahlungssystemen wird dieser Dualismus abgebildet. Hier konkurrieren FedWire und FedACH als Angebote der Zentralbank mit dem CHIPS-System der TCH. Aus einer Variation von Sicherheitsstandards, Geltungsbereich, Geschwindigkeit und Kosten ergeben sich unterschiedliche Anwendungsfälle für Banken. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile und findet dementsprechend eine Marktnische. Innerhalb des Angebots der Zentralbank etwa ist FedWire für internationale Transaktionen prädestiniert, während FedACH mit geringeren Kosten und höheren Sicherheitsstandard aufwartet. 

Demgegenüber wird das Feld der noch jungen Echtzeitüberweisungen nur einseitig bestellt. Mit seinem System Real Time Payments (RTP) verfügt TCH im Interbanken-Geschäft seit 2017 über ein Monopol. Infolgedessen leidet die Marktabdeckung und der Wettbewerb verschiebt sich. Klassische Banken, für die das neue System nicht infrage kommt, müssen etwa gegenüber Konkurrenten aus dem Open Banking Nachteile in Kauf nehmen und geraten so unter Druck. 

Angebot für kleine Banken

Insbesondere bei kleineren Banken tut sich derzeit eine Lücke auf, denn für sie ist das bereits vorhandene RTP-System von TCH gänzlich uninteressant. Als Hauptproblem gilt, dass nicht nach Größe des Kunden oder der Überweisung unterschieden wird. Für alle Transaktionen wird ein Pauschalbetrag in Rechnung gestellt, was kleinere Überweisungen mit Hilfe des Systems unrentabel macht. Genau hier soll nach eigenem Bekunden das neue Angebot der Federal Reserve ins Spiel kommen. 

Auf Bitten eben dieser kleineren Banken begann die Fed im August 2019 mit der Entwicklung seiner Alternative FedNow. Michael S. Barr, stellvertretender Aufsichtsratschef der Fed, bekräftigte diese Ziele auf der DC Fintech Week. Konkret trage das System dazu bei, die Kosten zu senken, den Zugang zu erweitern und die Sicherheit für die Verbraucher sowie die Sicherheit des Finanzsystems zu verbessern. Wie die finale Preisgestaltung aussehen wird, ist derweil nicht bekannt. FedNow befindet sich noch in der Erprobungsphase, zwischen Mai und Juli 2023 soll der offizielle Start folgen. 

Insgesamt wird der amerikanische Interbanken-Sektor mit der Einführung des Echtzeit-Bezahlsystems FedNow eine wichtige Alternative hinzugewinnen. Es soll die Preisgestaltung des Wettbewerbs ausbalancieren und kleinen Banken Zugänge zum Instant Payment verschaffen. Darüber hinaus setzt FedNow auf den Standard ISO20022, weshalb auch der internationale Zahlungsverkehr von höheren Adaptionsraten profitieren dürfte. 

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