Für Christof Roßbroich sind Banken und Fintechs nicht automatisch Gegner und erbitterte Konkurrenten. Eine Zusammenarbeit sei für beide Seiten ratsam. Sowohl tradierte Banken als auch moderne Fintechs haben ihre Stärken, von denen der andere profitieren kann. BANKINGNEWS sprach mit Christof Roßbroich.
BANKINGNEWS: Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Fintechs. Ihr Vortragstitel anlässlich des Kongresses Next Generation Payment beginnt mit Bank plus Fintech-Branche. Sind Sie eher der Verfechter eines Kooperationsmodells zwischen Bank und Fintech?
Roßbroich: Ich bin absolut ein Verfechter des Kooperationsmodels. Banken haben jahrelange Erfahrung in aufsichtsrechtlichen Themen. Banken haben etablierte Infrastrukturen. Alleine diese beiden Themen neu aufzubauen, erfordert erstens ein umfassendes Know-how und zweitens auch nicht unerhebliche finanzielle Mittel. Warum nicht zusammen arbeiten. Andererseits sind die Fintech Unternehmen innovativ und flexibel in der Entwicklung von Geschäftsmodellen und Anwendungen. Da haben Banken noch Nachholbedarf. So kann man wechselseitig voneinander profitieren. Dazu haben wir uns Gedanken gemacht und haben sicherlich ein interessantes Angebot für die Fintechs.
Welche Chancen bieten sich aus einer Kooperation zwischen Bank und Fintech?
Aus einer Kooperation ergibt sich möglicherweise neue Innovationskraft im Rahmen der Digitalisierung von Prozessen. Das Denken in langen Zyklen von fünf Jahren oder mehr hat sich überlebt. Die Digitalisierung von Prozessen hat das Potenzial, die Kommunikation mit den Kunden zu vereinfachen respektive zu verbessern. Banken müssen daran arbeiten, die Innovationsgeschwindigkeit und -fähigkeit der Fintechs zu nutzen und nicht dagegen zu arbeiten. Es gibt die kreativen Produkt- und Service-Dienstleistungen. Der Dynamik, die bei der Entwicklung solcher Ideen notwendig ist, kann in Fintech-Unternehmen besser Rechnung getragen werden, da diese nicht so stark dem regulatorischen Druck unterliegen, zumindest bis jetzt.
Sie sind nicht der einzige Anbieter für mobile Bezahllösungen und so richtig kommt das Thema in Deutschland nicht in Fahrt. Liegt es nicht auch daran, dass es zum einen zu viele Anbieter gibt und zum anderen noch nicht einmal die drei Banksäulen Einheitlichkeit in diesem Thema schaffen. Es gibt ja in Europa auch nur eine Währung. Oder liegt es an der Tatsache, dass die Deutschen immer noch am liebsten mit Bargeld bezahlen?
Ja, Sie haben Recht – es gibt viele Anbieter. Die potenziellen Nutzer sind sicherlich auch verwirrt, was es da alles gibt. Eine Konsolidierung wird es und muss es auch geben, das ist nur eine Frage der Zeit. Ja und auch die Uneinigkeit, vielleicht sind es auch Eitelkeiten, im Bankensegment ist nicht gerade hilfreich. Wichtig wäre, dass die Banken miteinander und nicht gegeneinander arbeiten, gleichgültig welcher Bankengruppe sie angehören. Als Einheit kann man hier einiges bewirken.
Alle reden über ApplePay. Wird Apple den mobilen Zahlungsmarkt in Europa aufmischen? Ist dann noch Platz für Anbieter wie die biw Bank?
Ob Apple den Markt aufmischt, kann ich nicht sagen. Sie erfinden ja gerade nichts Neues, aber sie machen das, was sie schon immer mit am besten konnten, nämlich bestehende Verfahren und Technologien vernünftig kombinieren und einfach nutzbar machen. Die Marktpräsenz von Apple wird das ganze Thema in den Fokus rücken und somit dem Thema einen Schub geben. Ob Kooperationen mit VISA, Mastercard und American Express in Europa genauso sinnvoll und vorteilhaft sind wie in den USA, wage ich zu bezweifeln. Die Kreditkarten sind nicht in allen europäischen Ländern ein weit verbreitetes und akzeptiertes Zahlungsmittel.
Ob für uns noch Platz ist? Ich glaube ja. In Deutschland besteht immer noch ein starkes Bedürfnis an Vertrauen und Datenschutz. Ich denke das genießen die Banken in Deutschland teilweise immer noch.
Welche Vorteile ergeben sich aus Ihrer Sicht durch die Nutzung eines Mobile-Payment-Systems?
Ich habe einen besseren Überblick über meine Ausgaben. Wenn ich mit Bargeld bezahle, ist es weg, jede Quittung hebt man nicht auf. Im Smartphone wird alles gespeichert. Dazu kommt, das Smartphone an sich ist ja fast ein „Wearable“. Das vermisse ich eher als mein Portemonnaie, viel zitiert aber auch korrekt, die lästige Suche nach passendem Kleingeld entfällt. Genauso viel zitiert werden sogenannte „Smart Services“ wie z.B. der Empfang von Coupons per „Push Services“ oder Integration von Kundenkarten. Dafür muss man empfänglich sein, was nicht jeder ist, aber mit dem Smartphone ergeben sich eine Vielzahl an Möglichkeiten. Solche Services sind sicherlich aus Händlersicht ein nicht zu vernachlässigender Aspekt.
Das Gespräch führte
Thorsten Hahn