Geld regiert die Welt. Aber wer regiert das Geld? Das ist eine Frage, die sich eigentlich nur mit „die Regierung“ beantworten lässt. Aber ist das noch so? Die digitale Welt bietet mit Kryptowährungen neue Möglichkeiten, Menschen freien Zugang zu Geld zu verschaffen. Besonders die US-Tech-Riesen warten hier mit Milliarden von Kunden und Dollar auf. So gab Facebook 2019 bekannt, dass es plane, die „Weltwährung“ Libra herauszugeben. Bekanntlich kam dies nicht bei allen gut an: Schnell äußerten Regierungen weltweit ihre Abneigung gegen Libra. Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, erklärt, wie man mit Geld zur Weltherrschaft gelangt – aber anders, als man vielleicht zuerst denken mag.
Auch wenn sich der Gegenstand des Buchs manchmal in Richtung Verschwörungstheorien oder dystopischen Überwachungsszenarien bewegt, beschreibt der Autor zentrale Entwicklungen der Geldpolitik überwiegend sachlich und erläutert komplexere Zusammenhänge und Denkrichtungen verständlich. Das liegt auch daran, dass er theoretische Grundlagen und Hintergrundinfos mitliefert.
Die im Buch angeführte Argumentation entstammt der österreichischen Schule, deren bekanntester Vertreter Ludwig von Mises ist, und baut auf der Lehre der apriorischen Handlungswissenschaft auf. Entsprechend geht Polleit von der Annahme aus, dass Ideen oder Theorien das Handeln der Menschen leiten. So versuche der Staat die Meinungshoheit zu bekommen, was die meisten Bürger aber gar nicht bemerken würden. Da lache sich der demokratische Sozialismus sozusagen ins Fäustchen. „Vielen Menschen ist auch nicht einsichtig, wohin die unreflektierte Akzeptanz des Staates (wie wir ihn kennen) tatsächlich führt: in die Unfreiheit, in die Knechtschaft.“
Eine bessere Welt ist möglich
„Mit Geld zur Weltherrschaft“ richtet sich an vor allem an „meinungsfeste Fachleute, die sich den hier ausgebreiteten Argumenten gegenüber öffnen und sie dann weitertragen wollen“. Denn eins ist wichtig: Wenn es nach Polleit geht, gewinnt zwar derzeit die Regierung, genauer gesagt der sozialistische Demokratismus, aber „eine bessere Welt ist möglich“ (so heißt es im Titel des Epilogs).
Doch wie sieht diese bessere Welt aus? Der Autor nennt die Privatrechtsgesellschaft als möglichen Gegenentwurf und auch Kryptowährungen wie Bitcoin (und Libra) könnten sich als Disruptoren erweisen. Das Problem dabei: Technische Dominanz reicht nicht aus. Die Menschen müssen erkennen, dass sie ein Recht auf Selbstbestimmung bei der Wahl des Geldes haben. Wie man das erreicht? Durch Aufklärung, sagt der Autor. Dazu möchte Thorsten Polleit beitragen – und tut es mit dem informativen Buch auch.
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