Für Mobile Payment gab es auch dieses Jahr keinen Durchbruch in Deutschland. Im Prinzip war das auch nicht erwartet worden. Die Entwicklung blieb sogar hinter den prognostizierten Minimalzielen zurück. Der Start von Apple Pay ist das dritte Jahr in Folge ausgeblieben.
Wo hakt es bei der Einführung von Apple Pay?
Die Motivationslage des Unternehmens aus Kalifornien ist dabei schwer nachvollziehbar. Die immer wieder ausgegebene Parole, die Banken in Deutschland würden das Projekt boykottieren, zieht nicht. In Australien erfolgte die Einführung gegen den erbitterten Kampf der marktbeherrschenden australischen Großbanken. In der Schweiz wird Apple Pay nur von Nischenanbietern im Kreditkarten-Segment angeboten. Die gibt es auch in Deutschland. N26 zum Beispiel will Apple Pay unbedingt.
Eine mögliche Erklärung wäre, dass Apple bereits einen Deal mit einigen Banken abgeschlossen hat und nun wartet, bis diese mit der Produktintegration fertig sind. Es könnte auch sein, dass man in Cupertino, dem Stammsitz des Elektronikherstellers, der Überzeugung ist, der deutsche Markt sei noch nicht reif und die marktbeherrschende Stellung der girocard verhindere den Erfolg einer Mobile-Payment-Lösung, die auf Kreditkarten basiert. Wenn das der Fall ist, wird es auch 2018 eng für einen Apple-Pay-Start in Deutschland.
Die kontaktlose girocard ist 2017 noch nicht so richtig vom Fleck gekommen. Die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen sind mit der Ausgabe ihrer Karten im Plan. Die Privatbanken halten sich jedoch zurück. Auch der kurzzeitig gehypte Beitritt der TARGOBANK zur „girocard kontaktlos Allianz“ entpuppte sich als Etikettenschwindel. Nicht die girocard ist hier kontaktlos, sondern die Co-Badge-Applikation VPAY von VISA.
Auf der Akzeptanzseite geht es ebenfalls nur schleppend voran. Zahlungsdienstleister, deren Geschäftsmodell das Elektronische Lastschriftverfahren (ELV) ist, bewerben das Produkt nicht im ausreichenden Maße. B+S, der Netzbetreiber aus dem Sparkassenlager, fordert sogar eine Gebühr für die Terminalaktivierung. Da wundert es nicht, dass im Lager der kleinen Händler die kaum verbreiteten kontaktlosen Maestro- und VPAY-Karten eine bessere Akzeptanz haben. Mastercard hat die Netzbetreiber an die Kandare genommen und fordert diese offensiv auf, die kontaktlose Schnittstelle für ihre Karten freizuschalten.
Da wundert es dann wenig, dass von der Sparkasse Siegen, einem Institut aus Säule 1 unseres dreigliedrigen Bankensystems, erstmalig eine Debit-Mastercard emittiert wird. Ein Tabubruch, der weitreichende Folgen haben kann. Genossenschaftsbanken und Sparkassen stehen für den Fortbestand der girocard. Wenn diese Unterstützung bröckelt, wäre das der Anfang vom Ende.
Dabei ist das Vorgehen des Institutes sehr gut nachvollziehbar. Die Debit-Mastercard, kurz DMC, kann vom Handel nicht für das ELV genutzt werden. Außerdem bietet man mit dieser Karte den Bankkunden gleichzeitig ein Online-Zahlungsverfahren mit echter Relevanz. Die DMC löst in Siegen also zwei Probleme auf einmal. Wenig überraschend gibt es daher die gleichen Überlegungen auch bei der DZ Bank, dem genossenschaftlichen Spitzeninstitut. Hier hat man auch je eine Debit-Karte für VISA und Mastercard im Angebot. Die Vermarktung erfolgt aber noch mit angezogener Handbremse.
Es existieren einige wenige Leuchtturmprojekte
Trotz der insgesamt wenig erbaulichen Gemengelage gibt es auch einige wenige Leuchtturmprojekte. Deutsche Bank und das Tochterunternehmen Postbank bieten seit diesem Jahr Mobile Payment für alle Kunden mit einem Android-Smartphone. Die Genossenschaftsbanken und Sparkassen sind laut eigener Aussage ebenfalls im Plan und wollen Anfang 2018 ihre Angebote im Family-and-Friends-Umfeld ausrollen.
PAYBACK hat dieses Jahr drei weitere Händler von der Kombination aus Kundenbindung und Payment überzeugen können. Das Unternehmen aus der American-Express-Gruppe ist solide finanziert und hat hier mit Sicherheit einen langen Atem. Hartnäckigkeit kann man auch dem Fintech Blue Code attestieren. Mit der Sparkassengruppe als Vertriebspartner gelingt diesem immer wieder der eine oder andere Achtungserfolg. Zuletzt als Payment-Lösung im Stadion des 1. FC Köln.
Momentan sieht es danach aus, als würde die weitere Entwicklung des mobilen Zahlungsverkehrs auch im kommenden Jahr nur in Trippelschritten vorangehen.