Der zweite Next Generation Payment Kongress in Köln mit über 100 Teilnehmern bot zahlreiche interessante Fachbeiträge zum Thema Mobile Payment. Unbeantwortet blieb jedoch die Frage, ob Mobile Payment nötig ist.
Die fortschreitende Technologie ermöglicht dem Konsumenten eine Veränderung seines Bezahlverhaltens. Mobile Payment ist der Begriff, der Start-Up- und Telekommunikationsunternehmen zu innovativen Konzepten von Zahlungstransaktionsabwicklungen antreibt. Seitdem hat sich ihre Unternehmensanzahl erhöht. Doch was ist mit innovativ gemeint? Innovation meint einfache Prozesse, die den Zahlungsverkehr abwickeln. Stellt sich nur noch die Frage, ob Banken dadurch in den Schatten geraten. Banking is essential, banks are not? Ob diese These in naher Zukunft gerechtfertigt ist, wird sich noch zeigen. Trend ist nicht gleich Innovation. Der Begriff Trend kommt aus dem Mittelhochdeutschen „trendeln“ und meint „kreiseln“. Mobile Payment ist ein sich schnell nach unten drehendes Kreisel, das irgendwann zur Seite kippt und still liegt. Zweifelhaft ist, ob sich Mobile Payment als Bezahlsystem durchsetzen wird. Mobile Payment kann nicht die Bezahlbedürfnisse der Konsumenten abdecken.
Gemäß der Visa Lens Verbraucherbefragung von 2012 wünschen sich Konsumenten ein einfaches (95%), schnelles (72%), sicheres (67%) als auch ein breit akzeptiertes (55%) Bezahlsystem. Diese von den Verbrauchern genannten Kriterien werden von Mobile Payment entweder unzureichend erfüllt oder schließen sich gänzlich aus. Nehmen wir den Aspekt der Schnelligkeit. Wer behauptet, dass das Bezahlen per Apps in Smartphones schnell ist? Schließlich bedarf dieser Vorgang vier Schritte: Smartphone entsperren, App öffnen, Authentifizierung und das Scannen am entsprechenden Lesegerät. Sind wird doch mal ehrlich: Bezahlen mit Bargeld oder EC-Karte wären doch schneller gewesen, oder? Und ganz so bequem ist das Bezahlen per App auch nicht. Demgegenüber erfüllt zwar das NFC-Bezahlsystem den Aspekt der Schnelligkeit und der Bequemlichkeit, aber ist das auch sicher? Ärgerlich ist doch, wenn Handy oder Karte mit dem NFC-Chip verloren gehen und in fremde Hände gelangt. Denn das Bezahlen mit dem NFC-Chip bedarf weder einer Unterschrift noch einem PIN bis zum Betrag von 25 Euro. Hier haben wir eindeutig ein Authentifizierungsproblem. Der Aspekt der Sicherheit wird nicht erfüllt. Über diesen Betrag hinaus muss unterschrieben werden und die Zeitersparnis ist futsch. Sicherheit, Schnelligkeit und Bequemlichkeit schließen sich aus. Sie gehen nicht Hand in Hand. An dieser Stelle offenbart sich eine weitere Problematik: Es fehlt ein einheitliches Bezahlsystem. Diese Problematik gründet darin, dass es einer einheitlichen Definition des Begriffs „Mobile Payment“ mangelt. Hiermit ist ja auch Online-Banking via Handy gemeint. Also doch nur ein Trend mit hippen Namen.
Mobile Payment wird sich neben den klassischen Bezahlvorgängen etablieren, aber diese keinesfalls ersetzen. Sicher, Mobile Payment ist praktisch, um schnell kleine Beträge für Fahrkarten, Parktickets oder Ähnliches zu begleichen. Aber kühn sind doch diejenigen, die behaupten, dass Mobile Payment langfristig Bargeld ersetzen wird! Natürlich behaupten das vorrangig die Technologieunternehmen. Diese wittern das große Profitgeschäft und buhlen um die besten Lösungen. Folglich suggerieren diese dem Handel, dass Mobile Payment das Bezahlsystem der Zukunft sein wird. Untermauert wird das Ganze mit Statistiken. Aber nur weil Konsumenten Interesse an ein neues Bezahlsystem zeigen, bedeutet dies noch lange nicht, dass sie es auch nutzen. Wozu auch, wenn doch kein klarer Nutzen für die Konsumenten erkennbar ist. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das Sicherheit liebt und keine virtuellen Währungen. Diese Sicherheit liefert ihm die Bank, die sich nicht fürchten muss, von den Technologiegiganten überrannt zu werden. Denn werden diese zu finanzstark, fängt der Staat an, auch diese zu regulieren. Und die ersten Betrugsfälle werden bestimmt bald kommen. Bitcoin macht es gerade vor. Hochmut kommt vor dem Fall.