„Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“, besagt der Volksmund. Studien belegen allerdings, dass bargeldloser Zahlungsverkehr einen Aufschwung erlebt. Der neue Pfennig, der Cent wird nicht mehr geehrt.
Jahrzehnte lang war man hierzulande seinen Gewohnheiten treu. Da nur Bares auch wirklich Wahres ist, ist Bargeld das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen. Doch bargeldloses Bezahlen ist auf dem Vormarsch. Laut Statistiken der Europäischen Zentralbank (EZB) werden im europäischen Raum immer mehr Transaktionen bargeldlos abgewickelt, sie sind um 4,2 Prozent auf 94,5 Milliarden gestiegen. Kartenzahlungen bilden mit 42 Prozent die Mehrheit der Transaktionen. Davon werden 27 Prozent mit Überweisung getätigt, 24 Prozent per Lastschrift. Letztere sind bei den Deutschen innerhalb der bargeldlosen Transaktionen am beliebtesten. 14 Prozent aller Zahlungen werden per Lastschrift getätigt, 34 Prozent bilden Überweisen und nur 18 Prozent bilden die Kreditkartenzahlungen.
Die EU fördert den Kartengebrauch, indem sie Bankkartengebühren drosselt. Alle Zahlungsdienste zusammen kosten heute 130 Milliarden Euro im Jahr. Ein Preis, der im Blick auf die andauernden Krisen für die Wirtschaft untragbar ist. Dennoch haben die Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard über einen langen Zeitraum hohe Preise verlangt. Seit Sommer diesen Jahres ist der Streit zwischen der EU und den Anbietern beendet, ein Höchstpreis für die Transaktionen konnte durchgesetzt werden und Visa und Mastercard haben die Gebührengrenze akzeptiert.
Dadurch sollen Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglicht werden. Der EU- Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia erklärt, dass durch die Gebührensenkung der Wettbewerb angekurbelt wird. Zur Folge hat es, dass im Einzelhandel die Kosten für bargeldlose Zahlungen sinken und Verbraucher letztlich von niedrigeren Preisen profitieren werden. Nach Schätzungen der Kommission könnte dies zu einer Entlastung der Verbraucher von insgesamt sechs Milliarden Euro führen.
Als Resultat wächst bargeldloses Bezahlen. In diesem Jahr wickelten Banken rund 277 Billionen Dollar (280 Billionen Euro) an bargeldlosen Transaktionen ab. Eine von der Boston Consulting Group durchgeführte Studie ermittelte, dass die jährliche Wachstumsrate von bargeldlosen Transaktionen bei sieben Prozent liegt. Bleibt der Wachstum konstant, wird der Wert von Überweisung, Lastschriftverfahren und Co. bis 2022 auf voraussichtlich 712 Billionen Dollar ansteigen.
Für Banken ist das eine gute Nachricht, schließlich ist der Geschäftsbereich „Transaction Banking“ seit der Finanzkrise eine wichtige Ertragsquelle. Zum Aufbau von Kundenloyalität ist lohnt es sich auch, diesem Geschäftsbereich eine hohe Bedeutung beizumessen. Gerade deshalb ist es erfreulich, dass sich Mastercard und Visa mit der EU geeinigt haben.
Dennoch kommen wir Deutschen offensichtlich noch nicht komplett los vom baren Geld. Eine Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten ergab, dass in Deutschland, als eines der wenigen EU-Länder, am liebsten bar bezahlt wird. „Bargeld ist weiterhin das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel. Der Trend entwickelt sich jedoch kontinuierlich hin zu immer mehr unbaren Zahlungen, und eine steigende Anzahl von Zahlungskarten und deren erhöhte Nutzung sowie die Zunahme von Akzeptanzstellen im Handel. Das heißt, wir haben etwa 20 Prozent mehr Terminals in diesem Bereich. Das Netz der Geldautomaten ist weiterhin sehr dicht“, sagt Carl-Ludwig Thiele, der im Vorstand der Bundesbank tätig ist.
Bargeld verleiht das Gefühl, das sonst so abstrakte Vermögen tatsächlich zu besitzen, wenn man es in den Händen hält. Ein kurzes Glücksgefühl. Bargeldloses Bezahlen verspricht aber kein leidiges Suchen nach dem nächsten Bankautomaten. Um eine sichere Ertragsquelle weiterhin zu fördern, sollten Banken Kredit- und Girokarten umso attraktiver machen.