Die viertägige Konferenz Sibos (SWIFT International Banking Operations Seminar) in Toronto liegt hinter uns. Mit einer Agenda, die von ISO 20022 über den Einsatz von KI bis hin zu längerfristigen Themen wie digitales Zentralbankgeld reichte, bot sie den Teilnehmern einen Strategieplan für die Gegenwart und nahe Zukunft des globalen Zahlungsverkehrsmarkts – mit einem Trend in Richtung End-to-End-Transparenz. Jede Bank strebt nach transparenten Zahlungen, von einfachen Verbrauchertransaktionen bis hin zu grenzüberschreitenden Geschäftszahlungen in Echtzeit.
Diese Prozesse erfordern jedoch einen ganzheitlichen Ansatz, um End-to-End-Transparenz zu gewährleisten. Darunter versteht man die Fähigkeit aller an einer Transaktion Beteiligten, den gesamten Zahlungsweg von der Auslösung bis zum endgültigen Ziel zu verfolgen und zu überwachen. Diese Transparenz gewährleistet, dass sowohl der Absender als auch der Empfänger über Status, Details, Gebühren, zwischengeschaltete Stellen und mögliche Verzögerungen der Transaktion informiert sind. Dieses Konzept ist entscheidend für die Navigation in der heutigen Welt globaler Zahlungen.
Eine besondere Bedeutung kommt hier der Vorabvalidierung zu. Das ist der Punkt, an dem End-to-End-Transparenz beginnt. Bei grenzüberschreitenden Zahlungen – oder überhaupt bei digitalen Zahlungen – wird ein einfacher Schritt in vielen Fällen ausgelassen: die Überprüfung der Eingabe der richtigen Adresse. Die Gründe für das Scheitern bestimmter Zahlungen liegen oftmals bei fehlerhaften Anfangsdaten. Deshalb ist die Vorabvalidierung hier von entscheidender Bedeutung. Bei diesem Verfahren können Banken vor dem Versand einer Zahlung die Gültigkeit des Empfängerkontos prüfen, indem sie es mit einer Bibliothek von Transaktionsdaten vergleichen.
Im Falle von SWIFT sind das beispielsweise über neun Milliarden Zahlungen, die jedes Jahr zwischen vier Milliarden Konten laufen. Die Vorabvalidierung ist auch eine der Herausforderungen, die in der Studie „2023 Business Payments Barometer“ von Bottomline ermittelt wurde. Demnach nannten die Hälfte der Unternehmen in Großbritannien und zwei Drittel in den USA eine zu geringe Kontrolle über die Zahlungsabwicklung und mangelnde Transparenz bei Zahlungen als die größten Herausforderungen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr.
Bei ISO 20022 hat die Reise erst begonnen
Als ein weiterer wichtiger Aspekt bei der End-to-End-Transparenz wurde auf der Veranstaltung auch der nächste Schritt in Richtung ISO 20022 thematisiert. Denn ISO 20022 ist noch nicht abgeschlossen, im Gegenteil – die Reise hat gerade erst begonnen. Nur bei 16 Prozent des ISO 20022- Datenverkehrs findet die Norm bisher Anwendung. Laut der jüngsten Studie von Vixio empfangen jedoch 50 Prozent der Business Identifier Codes (BIC) ISO 20022, während nur zehn Prozent ISO 20022 senden – was auf eine starke Nutzung von In-Flow-Translation hindeutet. Die meiste Aufmerksamkeit auf der Sibos galt den erweiterten Daten, die aus ISO 20022-Nachrichten gewonnen werden können.
Sie umfassen detailliertere Informationen wie etwa den Zahlungszweck, zugehörige Rechnungen oder sogar steuerlich relevante Daten. Diese zusätzlichen Daten geben den Banken ein klareres Bild vom Kontext der Transaktion und tragen zum Konzept der End-to-End-Transparenz bei. Auf der Sibos wurde auch umfassend über das Case Management gesprochen, das die End-to-End-Transparenz untermauert. Beim Case Management geht es darum, auf Unterbrechungen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr vorbereitet zu sein. Diese sind deshalb so problematisch, weil die Zahlungen oft über Zahlungsinstitute laufen, die zwar möglicherweise bilaterale Vereinbarungen miteinander abgeschlossen haben, jedoch wahrscheinlich nicht mit allen Parteien in der Kette. Das erschwert das Überprüfen von Informationen zu einer Zahlung und es lässt sich schwer ermitteln, wo die Zahlung stecken geblieben ist. Case Management kann dieses Problem lösen.
End-to-End-Transparenz ist ein realistisches Ziel
Die End-to-End-Transparenz hat Auswirkungen darauf, wie Banken ihren Strategieplan in Sachen Zahlungsverkehr angehen und welche Partner sie dabei zu ihrer Unterstützung wählen. Banken haben oft Schwierigkeiten, derart viele Initiativen zu managen, die oberflächlich betrachtet einfach erscheinen mögen, aber in ihrer Gesamtheit schwer zu handhaben sind. Darüber hinaus können sie nicht allein auf einen Anbieter bauen. Es ist nicht nur ein einziges Zahlungssystem erforderlich, sondern dieses System muss auch mit mehreren Anbietern verbunden sein, die bestimmte Funktionen anbieten. Wenn das gewährleistet ist und die Daten stimmen, ist eine End-to-End-Transparenz ein realistisches Ziel. Und mit dem richtigen Partner an der Seite kann dieses Ziel kurzfristig verwirklicht werden.
Edward Ireland
ist Head of Commercial Product Strategy – Financial Messaging bei Bottomline.
Tipp: Sie möchten gerne weitere Fachartikel aus der aktuellen BANKINGNEWS 297 lesen? Dann lesen Sie hier den aktuellen Leitartikel zum Thema DORA und warum sich die Banken mit den kommenden Regelungen zur Verbesserung der Informationssicherheit arrangiert haben.