Weiterhin zukunftsfähig mit dem Sprung in die Wallet

E-Banking-Experte Daniel Guck über Apple Pay mit der girocard – und warum das nicht nur für die Sparkassen-Finanzgruppe, sondern auch für den Handel wichtig ist.


Apple Pay, girocard, Sparkassen

Es ist so weit: Die häufig genutzte Sparkassen-Card (früher: EC-Karte) hat es geschafft, nach 60 Jahren auch in der digitalen Welt weiter zu existieren. Der Sparkassenorganisation ist es gemeinsam mit Apple gelungen, die Karte in die Wallet zu beamen.

Es hat lange gedauert, aber manchmal ist es besser, Ressourcen und Geld mit Bedacht einzusetzen, statt (wieder) einen Schnellschuss zu starten und eine eigene App zu kreieren. Warum etwas Neues schaffen, wenn es möglich ist, bestehende Ressourcen zu nutzen? Wir als Sparkasse können „Bank“ und Apple kann „Sicherheit“ – eine gute Kombination.

Voraussetzung dafür, dass die Karte freigeschaltet werden kann, ist, dass der Kunde einen Online-Banking-Zugang besitzt, die Sparkassen-App auf dem iPhone hat und als Legitimationsmittel pushTAN oder chipTAN nutzt.

Immer noch Entwicklungsland

Die durchschnittliche Online-Banking-Quote in der Sparkassen-Finanzgruppe liegt bei etwa 60 Prozent. Auch die Nutzung der Sparkassen-App ist in den letzten Jahren stark gestiegen, aktuell nutzen sie rund 30 Prozent der Kunden. Der Anteil derer, die ein Android-Gerät nutzen, liegt bei etwa 20 Prozent. Etwa jeder zehnte Online-Banking-Kunde nutzt ein Smartphone von Apple.

Der Wandel beim Bezahlverhalten findet auch in Deutschland langsam aber sicher statt. Die Kartenzahlungen haben die Barzahlungen eingeholt und auch die Zahl der Akzeptanzstellen im Handel steigt kontinuierlich weiter an. Gefühlt sind wir in Deutschland aber immer noch ein Entwicklungsland, was Kartenzahlungen angeht. Wer kennt es nicht? Da heißt es manchmal, Kartenzahlung erst ab zehn Euro. Oder trotz PIN-Eingabe bitte noch den Beleg unterschreiben, und am besten auch noch den Personalausweis vorzeigen. Das hört sich zwar ziemlich kurios an, aber die Thematik „Kartenzahlungen erst ab zehn Euro“ ist immer noch an vielen Stellen aktuell.

Die Karte zücken

Die Händler geben an, dass es zu teuer sei. Doch das ist eher gefühlt so. Warum? Weil das Bargeld in den letzten Jahrzehnten einfach zu günstig war. Hinzu kommt, dass es für die meisten Menschen eher ungewöhnlich war, die Karte bei Kleinstbeträgen zu zücken. Doch das hat sich geändert. Bereits im letzten Jahr zeigte sich der Trend, dass Kunden im stationären Einzelhandel vermehrt der Kartenzahlung gegenüber der Bargeldzahlung den Vorzug gaben und sie dabei mehr Geld ausgegeben haben, als bar bezahlt wurde.

Viele Kritiker meinten und meinen, dass der Marktanteil von Apple zu gering sei, um sich im Markt durchzusetzen. Ich denke, dass diese Einschätzung nicht zutrifft. Der Apple-Nutzer ist vom Grundsatz her anders als der Android-Nutzer. Das soll keinesfalls negativ klingen. Der Apple-Nutzer besitzt aber meist nicht nur ein Gerät, sondern mindestens noch ein weiteres der Firma aus Cupertino. Umfragen zeigten zudem, dass ein Großteil der iPhone-Besitzer mit ihren Geräten am Point of Sale (PoS) bezahlen wollen. Bis jetzt hat es „nur“ an der Masse gefehlt, aber seit August ist die Sparkassen-Card verfügbar.

Apple Pay und der deutsche Markt

Das ist nicht nur für die Sparkassen-Finanzgruppe, sondern auch für den gesamten Handel wichtig. Die Debitkarten sind mit dem Sprung in die Wallet weiterhin zukunftsfähig. Sie sind Standard in Deutschland und werden am PoS an jedem Terminal akzeptiert. Bei der Kreditkartenakzeptanz sind wir noch lange nicht so weit. Doch auch das wird sich weiter in eine positive Richtung entwickeln. Positiv ist in jedem Fall für alle Beteiligten, dass Kunden die Möglichkeit bekommen, beim Bezahlvorgang immer mehr selbst entscheiden zu können, auf welche Art und Weise sie bezahlen möchten.

Ich persönlich nutze die Produkte und war gespannt auf die Einführung von Apple Pay. Natürlich war diese Bezahlmethode zuvor bereits mit der Kreditkarte möglich, doch ich musste häufig feststellen, dass ich vor allem bei kleineren Händlern damit nicht bezahlen konnte. Deshalb ist die Digitalisierung der Sparkassen-Card der richtige Schachzug: Der Kunde will nicht mehr darüber nachdenken, mit welcher Karte er am PoS bezahlen kann.

Kartenzahlung insgesamt und vor allem Mobile Payment steht eine gute Zukunft bevor und ich bin davon überzeugt, dass Apple Pay den deutschen Markt stark beeinflusst hat und weiter beeinflussen wird. Denn der entscheidende Faktor, der einem solchen System zum Erfolg verhelfen kann, ist die Usability.

Tipp: Sie möchten mehr zum Thema Payment? Dann schauen Sie mal hier oder schauen Sie mal auf die Agenda von Next Generation Payment 2021.