Für beide Unternehmen ist das Zusammengehen nicht Liebe auf den ersten Blick. Insbesondere PayPal stand NFC als Basistechnologie für das Mobile Payment lange ablehnend gegenüber. Ein Treppenwitz der Geschichte ist, dass Osama Bedier genau wegen dieser Haltung PayPal verlassen hatte, um anschließend bei einem anderen Internet Giganten Google Wallet aus der Taufe zu heben. Entnervt durch viele Fehlversuche, unter anderem mit QR-Codes, sowie dem bedrohlichen Heranrücken von Apple Pay hat man sich jetzt doch entschieden die Blockadehaltung beim Thema NFC aufzugeben. Als zu groß schätzt man wohl die Gefahr ein, bei diesem Thema den Anschluss zu verlieren.
Dringender Handlungsbedarf
Deutsche Banken teilen solche Befürchtungen anscheinend nicht. Man setzt auf die Liebe der Deutschen zum Bargeld und eine funktionierende Karteninfrastruktur. Alles andere wird angegangen, wenn Zeit dafür ist. Überhaupt: Das Bezahlen mit dem Handy und PayPal geht ja erst mal nur in Spanien, und Apple Pay ist vorerst auch nur in Großbritannien verfügbar.
PAYBACK geht Mobile Payment an
Wer meint, hier bestehe kein dringender Handlungsbedarf, wird sehr schnell eines Besseren belehrt werden. Wahrscheinlich schon zum Erscheinen dieses Artikels, spätestens einige Wochen danach, wird PAYBACK ein Mobile Payment-Verfahren auf dem deutschen Markt vorstellen. Es wird auf QR-Codes basieren, die vom Handy abgescannt werden. DM und REWE haben ihre Kassen dafür bereits umgerüstet. Der Erfolg scheint absehbar. PAYBACK hat derzeit über 27 Millionen Kunden, davon nutzen ca. sieben Millionen bereits eine App, um ihre Punkte zu verwalten. Erwartet wird, dass davon zwei Millionen in 2016 zu PAYBACK Pay konvertiert werden. Eine realistische Größenordnung! Die Kunden sammeln Punkte und der Bezahlvorgang ist darin integriert. Für die Banken besonders bitter: Apple Pay führt nur zu einer Abschwächung der Kundenbeziehung, das Kreditkartengeschäft bleibt erhalten. PAYBACK dagegen macht Nägel mit Köpfen und stellt gleich auf Lastschrift um.
Die Einschläge für die Banken kommen also deutlich näher. Zeit zu überlegen, wie man dem begegnen will. Die meisten Banker sind von Mobile Payment im Allgemeinen noch nicht überzeugt. An Apple Pay im Speziellen zweifelt aber niemand! Ein Paradoxon oder nur eine verzehrte Wahrnehmung? Schwer zu glauben, dass nach der erfolgreichen Einführung von Apple Pay alle Bundesbürger mit einem iPhone herum laufen. Genauso wenig ist vorstellbar, dass es Mobile Payment dann nur für Apple Benutzer geben wird. Apple ist mit seiner Sonderstellung für die nächsten Jahre nicht beinflussbar und darf mit den Banken rumwedeln wie der Hund mit dem Schwanz. Apple wird ihnen einfach die Bedingungen diktieren. Die kann man annehmen oder es lassen. Welche Banken im Zahlungsverkehr der Zukunft die Nase vorn haben werden, entscheidet sich vor allem in der richtigen Strategie außerhalb des iOS Ökosystems.
Vielversprechende und unzureichende Ansätze
Die Versuche in diesem Bereich den Erkenntnisgewinn zu steigern sind aber nur halbherzig und viel zu langsam. Bisher hat sich nur die Volkswagenbank vorgewagt und ihren Kunden ein Angebot unterbreitet. Statt aber die Rückmeldungen über Probleme aufzunehmen und einzelne Verbesserungen einzubauen oder das Produkt zu wechseln, falls das nicht möglich ist, hat man das ganze Projekt zu Jahresbeginn eingestellt. Ähnlich bei der Postbank, deren Mobile Payment-Produkt befindet sich seit fast einem Jahr im Pilotstadium. Wenn Mobile Payment durchstartet, rauschen in solch einem Zeitraum zwei Tsunamis darüber hinweg. Besser sind da die Strategien der Deutschen Bank und der Volksbanken. Beide Banken haben mit ihren jeweiligen Apps „Meine Karte“ (Deutsche Bank) und „Kartenregie“ (Volksbank) die Grundlage geschaffen, um Kartenzahlungen auf dem Smartphone erst einmal adäquat visualisieren zu können. Wer das nicht umgehend in Angriff nimmt, kann den Zahlungsverkehr am POS abschreiben!