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Azubimangel steigt – Banken kaum betroffen 

Der Trend zum Studium setzt sich fort. Der Anteil junger Menschen im dualen Ausbildungssystem ist niedrig wie nie. Trotzdem: Die Banklehre bleibt für viele weiterhin ein attraktiver Start ins Berufsleben.


Lehrer unterrichtet Auszubildende
gorodenkoff

Die Akademisierung der Gesellschaft hat ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. 2,92 Millionen Studenten auf 1,22 Millionen Auszubildende ermittelt das Statistische Bundesamt in einer aktuellen Erhebung für das Jahr 2022. Noch nie war die Zahl der „Lehrlinge“ seit 1950 in Deutschland geringer. Kurz nach Gründung der Bundesrepublik standen zehn Studenten noch über 75 Auszubildende gegenüber*. Damals noch ein Privileg, ist inzwischen das Abitur zum Regelabschluss in Deutschland geworden. 44 Prozent der Schüler im Sekundarbereich lernten 2021 auf einem Gymnasium. 

Die Auswirkungen treffen einige Branchen besonders hart. So klagen unter anderem die Tourismusbranche und das Hotel- und Gaststättengewerbe über unbesetzte Lehrstellen, beides Bereiche, die außerdem noch immer unter den Pandemiefolgen leiden. 

Von dieser Entwicklung bleibt die klassische Banklehre kaum berührt. Zwar können sich auch die Finanzinstitute nicht vom allgemeinen Rückgang der Schulabgängerzahlen freimachen. Der ist unmittelbare Folge der demografischen Entwicklung. Dennoch: Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge der Bankkaufleute im privaten Bankgewerbe erhöhte sich im vergangenen Jahr im Vergleich zum Jahr davor um 14 Prozent. Damit lag ihre Zahl immerhin auf Platz 18 der mehr als 320 staatlich anerkannten Ausbildungsberufe. 

Hohe Qualität der Ausbildung 

Eine Erklärung dafür liefert Ulf Grimmke, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands des privaten Bankgewerbes: „Beim Berufsbild Bankkaufmann/Bankkauffrau handelt es sich um einen der modernsten kaufmännischen Ausbildungsberufe, der erst im Jahr 2020 umfassend modernisiert wurde.“ Neben den überarbeiteten Lehrplänen beinhalte er viele Aspekte moderner Arbeitswelten, wie Digitalisierung, neue Arbeitsformen oder agiles Arbeiten, so Grimmke. 

Der aktuelle Ausbildungsreport der DGB-Jugend bestätigt das. Hier landet der Beruf „Bankkaufmann*frau“ in der Kategorie „Berufe mit den besten Bewertungen“ bei der fachlichen Qualität der Ausbildung auf einem guten fünften Platz. Doch vor jeder guten Ausbildung steht zuerst die Anwerbung. Auch hier sei die Bankenbranche gut aufgestellt: 

„Gerade bei der Gewinnung von Ausbildungsinteressierten gehen unsere Häuser viele Wege, angefangen von klassischen Ausbildungsmessen, über das Angebot von Schülerpraktika bis zur Berufsorientierung in allgemeinbildenden Schulen“, erläutert Grimmke, der auch mit Zuversicht auf das aktuelle Ausbildungsjahr schaut. Zwar lägen noch keine aktuellen Zahlen vor. Doch aus ersten Einschätzungen der Mitglieder schließe man, dass auch in diesem Jahr wieder eine Erhöhung der abgeschlossenen Ausbildungsverträge erfolgen werde. 

Mehr duale Studienplätze

Trotz alledem sinken die Gesamtzahlen seit Jahren. Insgesamt rund 24.600 angehende Bankkaufleute zählte die Arbeitsagentur im September letzten Jahres. Im Vergleich zu 2017 ein Minus von über 3.000 Auszubildenden. Das ist jedoch nur auf den ersten Blick auf eine vermeintlich nachlassende Anziehungskraft von Banken als Arbeitgeber zurückzuführen. Viele Institute bilden vermehrt auch Kaufleute für Büromanagement, Digitalisierungsmanagement oder Fachinformatiker aus. Zudem bieten sie immer häufiger duale Studiengänge mit starkem Praxisbezug an, um der großen Nachfrage nach Studienplätzen zu begegnen – und ihren eigenen Fachkräftebedarf zu decken.

So wie die Deutsche Bank, bei der im August mehr als 80 junge Leute in zehn verschiedenen Geschäftsbereichen ein duales Studium begonnen haben. Tendenz laut Katja Hain, Leiterin Ausbildung & Nachwuchsgruppen, steigend: „ Wir bauen unsere dualen Studienmöglichkeiten aus und passen unsere Ausbildungs- und dualen Studienkonzepte laufend an die Erfordernisse des Marktes und der Zielgruppe an, um die Attraktivität der Bank als Arbeitgeberin sicherzustellen.“ Bedeutet in der Praxis: 2024 führt der Konzern zusätzlich die Studiengänge „Business Administration/Finance“ und „Media, Vertrieb und Kommunikation“ ein. 

*Nur alte Bundesländer