Unzählige Berufstätige machen sich jeden Morgen auf, um ihrem Job nachzugehen. Klar, irgendwie müssen ja die Brötchen verdient werden. Nicht wenige von ihnen tun das aber auch nur aus genau diesem Grund. Spaß, Freude oder gar Erfüllung? Fehlanzeige. Oftmals ist der naheliegende Wunsch, doch mal etwas anderes zu machen, sich zu verändern und ein Stück weit neu zu erfinden, über die Jahre hinweg verblasst.
Stattdessen werden die noch abzuleistenden Arbeitsjahre bis zur Rente auf dem ewig gleichen Weg zur Arbeit heruntergezählt. Frust statt Freude. Natürlich gibt es immer auch gute Gründe dafür, den Schritt aus der beruflichen Sackgasse nicht zu tun. Oft genug sind sie aber nur vorgeschoben, aus Angst vor der eigenen Courage.
Quereinsteiger: Wichtig sind Persönlichkeit und Motivation
Gerade jetzt sind die Zeiten günstig, um einen Wechselwunsch Realität werden zu lassen. Wer wirklich entschlossen ist, seiner Berufsbiografie eine Wende zu geben, dem stehen heute viele Türen offen. Denn der Zugang zu einzelnen Berufsfeldern ist in den vergangenen Jahren viel durchlässiger geworden. Ein Beispiel: Die Sparkassen-Finanzgruppe spricht auf ihrer Karriereseite gezielt jene an, die in ihrem aktuellen Job frustriert, unterfordert oder außerhalb ihrer Work-Life-Balance unterwegs sind. Bankspezifische Ausbildung? Muss nicht sein. Wichtiger als Bankerlehre oder Wirtschaftsstudium sind Persönlichkeit und Motivation. Das fehlende Rüstzeug wird dann eben nachgeschult.
Selbst jene Studenten der Philosophie oder Kunstgeschichte, denen viele früher allenfalls eine Karriere vom Hörsaal zum Taxistand zugetraut haben, machen vermehrt ihren Weg weit jenseits des Elfenbeinturms. So sind Geisteswissenschaftler heute ganz selbstverständlich in den Teams der großen Beratungsgesellschaften zu finden. Ihre fachübergreifenden Fähigkeiten werden dort ebenso geschätzt, wie etwa die von berufserfahrenen Ingenieuren oder projekterfahrenen Naturwissenschaftlern.
Weg von der Defizitorientierung
Dass sich der Wettbewerb um qualifizierte Fach- und Nachwuchskräfte grundsätzlich entspannt, ist nicht zu erkennen. Und wenn der Mangel zum Dauerzustand wird, dann sind Unternehmen gut beraten, sich dezidiert mit neuen Wegen zu befassen. Dazu gehört auch, Scheuklappen abzulegen, um sich bei der Personalauswahl gegenüber Quereinsteigern mit Entwicklungspotenzial zu öffnen – selbst, wenn sie eben nicht in allen Punkten dem ausgeschriebenen Anforderungsprofil entsprechen.
In Analogie zur Pädagogik der 1970er hieße die Forderung in diesem Zusammenhang wohl: Weg von der Defizitorientierung. HR muss sich dann im Zweifel noch einmal genau hinterfragen. Gilt es das Recruiting neu zu justieren? Stimmt mein Fokus bei der Personalauswahl? Passt mein Onboarding noch? Biete ich angemessene Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten? Im Idealfall profitieren am Ende beide – Unternehmen und Bewerber. Das Unternehmen nicht zuletzt auch von einem völlig neuen, unvoreingenommenen Blick auf die Dinge.
Quereinsteiger gibt es sogar auf alleroberster Ebene
Es gibt durchaus Bereiche, in denen der Quereinstieg eher der Normalfall als die Ausnahme ist. Sogar auf alleroberster Ebene. Da heißt es dann: Heute noch zu Besuch bei der Truppe, morgen schon Gastredner bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes. Kittel statt Camouflage – so schnell kann es gehen, wenn die Zeichen auf Kabinettsumbildung stehen. Da liegt die Frage nahe, was man eigentlich mitbringen muss, um ministrabel zu sein? Eine spezifische Ausbildung oder dezidierte Ressorterfahrungen sind es meist nicht. Viel wichtiger für diese Art „Quereinstieg de luxe“ scheinen politisches Gespür und übergeordnete Führungsqualitäten. Was anderswo noch als Notlösung betrachtet Skepsis und Unbehagen hervorruft, gehört hier seit jeher zum Alltagsgeschäft.
Tipp: Sie suchen Quereinsteiger und möchten wissen, wo die versteckten Talente sind? Erfahren Sie mehr über den Kampf um die besten Mitarbeiter und wie Sie an neue Mitarbeiter kommen.