Jürgen Fitschen, der Co-Chef der Deutschen Bank, wird betrügerisches Vorgehen während des Prozesses in der Causa Kirch vorgeworfen und angeklagt. Der Streit zieht sich nun schon eine ganze Weile.
Nun ist es soweit, was für viele Interessierte nur noch eine Frage der Zeit war: Jürgen Fitschen ist wegen des vermeintlichen Prozessbetrugs im Fall Leo Kirch angeklagt. Des Weiteren müssen sich auch seine Vorgänger Rolf Breuer und Josef Ackermann verantworten, wie die Münchner Staatsanwaltschaft bestätigte. Im Raum steht der Vorwurf der Täuschung des Oberlandesgerichts im Zuge des Schadensersatzstreites mit den Erben des Medientitans Leo Kirch. Angeblich sollen die Banker versucht haben, die geforderten Schadensersatzzahlungen mit allen Mitteln zu verhindern. Fitschen und Co. weisen jedoch alle Vorwürfe zurück.
Richter Peter Noll: Erst Ecclestone, jetzt Fitschen
Ob die Anklage im Endeffekt zulässig ist, entscheidet Richter Peter Noll, der erst vor einigen Wochen den Prozess gegen Bernie Ecclestone gegen die Zahlung von rund 100 Millionen Dollar eingestellt hatte. Noll kennt sich in jedem Fall mit in den Medien kontrovers diskutierten Prozessen aus – auch Freiheitsstrafen sind bei Bestätigung der Schuld nicht auszuschließen. Wann es in diesem Zusammenhang zu einer Entscheidung kommt, steht buchstäblich in den Sternen. Dabei kann es nur im Sinne der Deutschen Bank sein, dass der Sachverhalt langsam endlich geklärt wird – immerhin währt die Problematik in der Causa Kirch nun bereits über eine Dekade. Es kann nicht im Sinne der Öffentlichkeitsabteilung sein, wenn das eigene Institut in erster Linie wegen juristischer Anliegen in den Medien auftaucht, als durch Erfolg in der eigenen Branche. Die Publicity der Einrichtung hat in den letzten Jahren erheblich gelitten.
Die Chance für einen Neuanfang
Trotz der noch folgenden stressigen Monate kann die Anklage gegen den Co-Chef der Deutschen Bank auch eine Chance für das Geldinstitut sein. Egal, wie es am Ende ausgeht, es wird zu einem Abschluss kommen und es gilt dann die eiserne Regel, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und den Blick in die Zukunft zu richten, damit derartige Fehler in der öffentlichen Kommunikation nicht wieder passieren. Die Deutsche Bank muss sich darauf konzentrieren, was sie ist und sein will und das ist gegenwärtig kein Pappenstiel: Gemessen an der Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl ist die das größte Kreditinstitut Deutschlands. Dementsprechend muss man auch in der Öffentlichkeit auftreten.
Vertrauen wiederherstellen
Wenn das Ansehen gelitten hat, muss man wieder auf positivem Wege in die Schlagzeilen kommen – oder zumindest negative Berichterstattungen durch korrektes Verhalten verhindern. Die Deutsche Bank hat es selbst in der Hand, das in der Öffentlichkeit und somit bei Kunden und potenziellen Kunden eingebüßte Vertrauen wiederherzustellen. In diesem Sinne kann die Anklage gegen Fitschen, Breuer und Ackermann auch eine Chance für den größten Devisenhändler der Welt sein: die Chance für einen Neuanfang und nicht mehr juristische Quälereien am Fließband.