Autorin: Gabriela Friedrich
Euro: 19,90
120 Seiten, broschiert
ASIN: B01ARWJZL0
Verlag Z&G
„Good guys in the money business“ – solche positiven Aussagen über Banker hört man nicht oft, denn meistens muss man ganz andere Dinge über Vertreter dieser Branche lesen: Sie seien alle profitgeile Bankster, die für ein paar Euro Provision die Seele ihrer Großmutter verkaufen. Auch wenn man diese Meinung immer wieder gebetsmühlenartig hört, ändert es nichts an ihrem pauschalisierenden Charakter.
Der Titel „Finanzeinhörner“ mag auf den ersten Blick den Leser ein wenig täuschen, denn es werden keine Fintechs vorgestellt, deren Marktwert die 1 Milliarde-Grenze überschritten hat. Vielmehr bezieht sich die Autorin auf die Märchengestalt der Einhörner, „die unsere Sehnsucht nach einer besseren Welt verkörpern.“ Ähnlich verhält es sich mit ehrlichen, empathischen und verantwortungsbewussten Managern in der Welt des Geldes. Die Sehnsucht nach ihnen ist vorhanden, nur wird über sie nicht berichtet. Im Gegensatz zu den Einhörnern aus der Welt der Sagen und Fabeln existieren sie aber tatsächlich. Es sind genau diese Leute, die Friedrich, meist in Interviews, vorstellt und zu Wort kommen lässt.
Blick in den Kopf der Bankvorstände
Gabriela Friedrich ist nicht nur als Autorin bekannt geworden, sondern auch als Chronistin der Finanzdienstleistungsbranche. Im vorliegenden Buch schaut sie in die Köpfe von Vorständen von Banken sowie von Versicherungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Einen Schwerpunkt setzt Friedrich auf die Sparkassen, die den kompletten zweiten Teil ausmachen.
Auch wenn es sich nicht um die CEOs der führenden Privatbanken handelt, deren Gesichter regelmäßig in der Presse zu finden sind, verliert das Buch nicht an Überzeugungskraft, denn Sparkassen und Volksbanken sind für den Mittelstand von größerer Bedeutung als es die Privatbanken sind.
Glaubwürdig und transparent
Friedrich interviewte nicht jeden x-beliebigen Vorstand, der sich ihr zum Gespräch anbot, sondern suchte gezielt nach solchen, die von ihren Mitarbeitern in den höchsten Tönen gelobt werden. Jedem Interview geht eine Vorgeschichte voraus, in der die Autorin erzählt, wie sie auf ihren Interviewpartner gestoßen ist.
Die Autorin fragt ihre Gesprächspartner nach den Beweggründen ihres Handelns. Die Antworten fallen, wie sollte es bei der hohen Anzahl an interviewten Personen auch anders sein, äußerst unterschiedlich aus. Genau diese Heterogenität ist es aber, welche den Charme des Buches ausmachen.
Fazit
Das Buch ist ohne Zweifel eine Bereicherung in der Diskussion um den richtigen Führungsstil in Banken. Dass Friedrich nicht über Banker, sondern mit ihnen redet, ist wohltuend. Die Autorin geht dabei auch nicht ins andere Extrem und stellt alle Banker als verantwortungsbewusste Manager dar. Sie will nur diejenigen vorstellen, bei denen das negative Klischee nicht zutrifft. Das ist ihr hervorragend gelungen. Jeder, der sich mit Machtmissbrauch durch Banken und mit profitgierigen Bankern auseinandersetzt, sollte „Finanzeinhörner“ lesen. Die Lektüre verhindert den bekannten und leider immer noch gänigen Scheuklappenblick.