Neidgesellschaft

Mit einer Milliarde Euro Bonus schafft es die Deutsche Bank auf die Titelseite der Bild. Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Doch ist man als Kritiker direkt ein Neider?


Berechtigte Kritik oder einfach nur blanker Neid? Wegen Bonuszahlungen in Milliardenhöhe steht die Deutsche Bank momentan schwer in der öffentlichen Kritik. Bildnachweis: iStock.com/LSOphoto

Wenn man, wie Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes, die aktuelle Diskussion um die angekündigten Bonuszahlungen mit der Aussage kommentiert, dass dies Sache des Unternehmens und der Aktionäre sei, dann mag die Aussage in der Sache richtig sein. Es ist jedoch deutlich zu kurz gesprungen.

Neben dieser sachlich richtigen Aussage kommt die vertragliche Lage hinzu. Ich erinnere mich an die öffentliche Diskussion über die Boni bei der damals gerade staatlich geretteten Commerzbank. Ein Berater nannte Martin Blessing damals „Deutschlands dümmsten Banker“. Martin Blessing und John Cryan eint jedoch, dass sie sich an ausgehandelte Verträge halten. Was hier zu diskutieren wäre, sind die Verträge selbst. Müssen Verträge mit teilweise stattlichen Bonusvereinbarungen gekrönt werden? Das erscheint mir vor allen Dingen dann problematisch, wenn das Unternehmen in Gänze nicht nur mit deutlichen Verlusten aufwartet, sondern auch noch bei annähernd jeder Verfehlung von Libor bis Cum-Ex dabei war. Allein die Verluste zwischen 2012 und 2016 sind bei der Deutschen Bank im Saldo satte sechs Milliarden Euro.

An dieser Stelle betonen die Befürworter der Bonuszahlungen gerne die Abwanderungsgefahr der Funktionsträger. Was bleibt dem einzelnen Unternehmen anderes übrig, wenn der Wettbewerb Mitarbeiter auch mit Bonuszahlungen an das Unternehmen bindet?

Und so wird all denjenigen, die an der Milliarden-Ausschüttung Kritik üben, „Neid“ unterstellt. Doch genau dies verkürzt die Diskussion zu sehr. In den letzten Tagen gab es kaum ein Gespräch mit einem Vertreter der Branche, der sich nicht äußerst kritisch über die Deutsche Bank geäußert hat. Eben weil die öffentliche Kritik einen Reputationsschaden für die gesamte Branche verursacht. Den Boulevardzeitungen sei Dank, landet nun wieder jeder Banker in die Bankster-Schublade – auch wenn er mit einem Tarifgehalt der Stufe fünf in einer Filiale sitzt und sein Bestes gibt, einem Kunden „MiFID-gerecht“ eine Anlage in einem Fondssparplan anzubieten.

Ihr Thorsten Hahn