Jedes Unternehmen ist einzigartig. Jede Organisation – besonders solche, die bereits über mehrere Jahrzehnte gewachsen sind – haben eine spezielle Identität und eigene Kultur. Die Unternehmenskultur bestimmt Handeln, Denken und Zusammenarbeit. Sie beeinflusst auch, wie mit Erfolgen, Misserfolgen oder neuen Herausforderungen umgegangen wird. Kultur zu lenken, ist schwierig, Kultur zu verändern, ein noch komplexeres Unterfangen. Das Thema „Kulturwandel“ wird besonders in großen Konzernen immer präsenter, denn es gilt, sich an ein dynamisches Branchenumfeld anzupassen, die eigene Attraktivität für neue Berufsgruppen zu erhöhen und den strategischen Wandel zu begleiten. Kultur muss lebendig und stets in Bewegung sein. Kulturwandel ist kein Projekt nur für die Führungskräfte, sondern betrifft vielmehr die gesamte Belegschaft.
Mittendrin statt bloß dabei
„This is how we do things around here.“ Mit diesem Leitsatz beschrieben die Kulturforscher Bright und Parkin 1997 den Kern einer guten Unternehmenskultur. Aber wie sieht das Gestalten von Unternehmenskultur in der Praxis tatsächlich aus? Bei der Volkswagen Financial Services, die mit fast 16.000 Mitarbeitern weltweit agieren und sich geschäftspolitisch und somit auch kulturell genau an der Nahtstelle zwischen internationalem Automobil- und Finanzkonzern bewegen, wird Unternehmekultur groß geschrieben. Bei dem Braunschweiger Finanzdienstleister sind alle Mitarbeiter für den Kulturwandel verantwortlich. Das Unternehmen folgt dem Motto: „Unsere beste Ressource sind wir selbst.“
Vorreiter sind sogenannte Kultur-Beweger, die im Unternehmen für Veränderungsbereitschaft stehen, diese aktiv ausüben und selbst vorleben. Ein weiteres Instrument ist der im Jahr 2017 eingeführte Lenkungsausschuss Kultur. Im Rahmen dieser betriebsöffentlichen Veranstaltung tauschen sich Mitarbeiter direkt mit dem Management und dem Betriebsrat aus, stellen kritische Fragen und formulieren Anregungen. Die hierarchieübergreifende Diskussion in der Runde steht symbolisch für eine inspirierte (und sich inspirieren lassende) Unternehmensführung, mehr Mut und unternehmerisches Denken der Belegschaft, Agilität und unbürokratische Lösungen. Der Lenkungsausschuss Kultur hat sich in kürzester Zeit als Keimzelle für neue Bewegungen und unternehmerische Impulse herausgestellt, unter anderem für das Format FS.START.UP.
Weck den Unternehmer in Dir!
Auch in Deutschland werden fleißig Unternehmen gegründet, innovative Start-ups kämpfen um Wahrnehmung und Geldgeber. Die Szene wächst und der ungebremste Fluss an neuen Produkten oder Fintechs scheint kein Ende zu nehmen. Auch die Volkswagen Finanzdienstleistungen beobachten diese neuen Marktbegleiter genau, denn die Digitalisierung des eigenen Geschäfts- und Produktportfolios und die Entwicklung neuer Mobilitätslösungen stehen ganz oben auf der Agenda. Um sich an diesem Unternehmergeist zu beteiligen und das interne Potenzial von Kreativköpfen und selbstverantwortlichem Handeln auszuschöpfen, wurde FS.START.UP ins Leben gerufen. Das Format fördert Geschäfts- und Produktideen aus den eigenen Reihen. Im Frühjahr 2018 hatten alle Mitarbeiter der Volkswagen Financial Services in der Löwenstadt erstmalig die Möglichkeit, Ideen zu den fünf Schwerpunkten der Unternehmensstrategie ROUTE2025 – Kunden, Mitarbeiter, Operational Excellence, Profitabilität und Volumen – einzureichen. Den Startschuss gab Lars Henner Santelmann, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG, mit dem Ausruf „Weck den Unternehmer in Dir!“.
Die Begeisterung sowie Beteiligung der Mitarbeiter an diesem neuen Format über Hierarchie- und Organisationsstrukturen hinweg war groß. Der Wettbewerb brachte viele Talente hervor, aber nur die besten Ideen schafften es schließlich in die Löwenhöhle. So konnten – genau wie in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ – die insgesamt 18 Teams ihr Konzept vor der Löwenjury, bestehend aus Vorständen, Geschäftsführern und Chief Digital Officer, pitchen und versuchen, einen Sponsor zu gewinnen. „Aus 18 wird 11“, hieß es im Anschluss, und das Urteil der Jury lautete „Glückwunsch, Sie haben einen Deal!“
Die Ideen trafen durchweg die Strategieschwerpunkte der ROUTE2025. Nach dem erfolgreichen Pitch-Tag ging es für die elf Teams in die Inkubationsphase, in der sie nun vier Monate Zeit haben, ihre Ideen in konkrete Ergebnisse weiterzuentwickeln. Darüber hinaus stattete ein Welcome Day die Teams mit Tipps und Wissen rund um neue Arbeits- und Kollaborationsweisen aus, Teambuilding inklusive. Ein weiterer Clou: Die Mitarbeiter können 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für das FS.START.UP-Projekt einsetzen. Zusammenfassend ermöglicht es FS.START.UP den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ihre Ideen direkt der obersten Führungsebene vorzustellen, ohne den üblichen – und manchmal vielleicht etwas zähen – Weg über Hierarchien und Gremien zu nehmen. Dazu kommt das direkte Feedback der Löwenjury. FS.START.UP ist ein außergewöhnliches, erfolgreiches Experiment und ein wertvoller Beitrag zum Kulturwandel.