Antrittsgeschenk

Kaum das Italien die Leitung der EZB übernommen hat, macht Mario Draghi auch schon von sich reden und senkt überraschend den Leitzins auf 1,25 Prozentpunkte. Antrieb für die Wirtschaft oder Rettung der Preise? Das ist hier mal wieder die Frage und scheinbar denkt man mit italienischem Blut in den Adern anders als es Dragis Vorgänger…


Kaum das Italien die Leitung der EZB übernommen hat, macht Mario Draghi auch schon von sich reden und senkt überraschend den Leitzins auf 1,25 Prozentpunkte.

Antrieb für die Wirtschaft oder Rettung der Preise? Das ist hier mal wieder die Frage und scheinbar denkt man mit italienischem Blut in den Adern anders als es Dragis Vorgänger getan hat. Und anders als es der Bundesbank lieb wäre?

Nach 2009 ist dies die erste Herabsenkung des Leitzinses und könnte ein gutes Signal für die europäischen Märkte sein. Mehrfach zuvor wurde die EZB dafür kritisiert zu lange mit der Senkung von Zinsen abzuwarten. Jetzt da die Prognosen für die Wirtschaftsleitung der Jahre 2011 und 2012 zunehmend von den meisten Experten gesenkt werden und sich in die Nähe einer leichten Rezession bewegen, macht dieser Schritt der EZB durchaus Sinn.

Wie stark das Herz von Draghi für sein Italien schlägt, lässt er bei seiner ersten Pressekonferenz allerdings offen. Auf die Frage nach weiteren Ankäufen von Staatsanleihen, weicht Draghi aus. Indes vermuten hier viele, dass die EZB gegen die Kritik von Experten weiter Staatsanleihen aufkaufen. Der nächste Wackelkandidat Italien wäre auch der nächste Kunde. Bisher hat die EZB bereits für über 170 Milliarden Euro Staatspapiere der kriselnden Staaten Italien, Griechenland, Spanien, Portugal und Irland aufgekauft.

Bei aller Kritik würde es ohne die Ankäufe der EZB wahrscheinlich deutlich hektischer an den Finanzmärkten zugehen. Mit dem Zinsentscheid der vergangenen Woche rückt aber auch die zweite Aufgabe der Währungshüter wieder in den Fokus. Die Stabilisierung der Verbraucherpreise. Die Entwicklung der Inflationsrate in Europa und Deutschland hat sich beinahe im Gleichschritt von +0,2 Prozentpunkten im Jahr 2009, über 1,1% (2010) bis geschätzten 1,7% im laufenden Jahr erhöht. Alles andere als ein Signal für Zinssenkung.


Die aktuelle Situation zeigt, in welcher Zwickmühle die EZB steckt. Anleihen kaufen und Zinsen senken macht die EZB zum Handlanger der Politik und vielleicht Retter der Wirtschaft. Die 2%-Schwelle für ein gesundes Maß Inflation scheint aber mit der Zinssenkung gefährdet. Ein Nachschlagewerk mit der richtigen Lösung kann leider erst nach der Krise geschrieben werden.

Foto von Debstreasures – www.istockphoto.de