Im Gegensatz zum Frühling in diesem Jahr, der lange auf sich warten ließ, sollte es zumundesr mit der Konjunktur bergauf gehen. So sicher war die konjunkturelle Erholungsphase.
Es ist die vielleicht wichtigste Frage dieser Tage: Kommt der Aufschwung oder kommt er nicht? Es war ja nicht so, dass eine konjunkturelle Erholungsphase so sicher war wie die Sonne im Frühling; aber es gab so zu Jahresbeginn schon eine Reihe von Argumenten, die dafür sprachen, dass es mit der Konjunktur in Europa graduell, in der Tendenz jedoch eindeutig, bergauf gehen würde / müsste / sollte: In den USA läuft es vergleichsweise robust (im ersten Quartal sogar dynamischer als man das angesichts von Fiskalklippe und Sequester hätte erahnen können); China hat das von etlichen Beobachtern befürchtete Hard Landing verhindert; in Europa gehen die Belastungen im Zuge der Maßnahmen zur Fiskalkonsolidierung allmählich zurück; und Deutschland sollte als Lokomotive der Währungsunion, getragen vor allem von einer anziehenden Investitionstätigkeit der Unternehmen, helfen die schwächeren EWU-Länder nach oben zu ziehen.
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In den kommenden Tagen steht der Lackmustest an. Am Dienstag gibt es die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (PMIs), am Mittwoch den Ifo Index und am Donnerstag legt die Bundesregierung ihre Frühjahrsprognose vor. Welche Bedeutung habe all diese Zahlen für den Wachstumsausblick, für die Europäische Zentralbank und schließlich für die Finanzmärkte?
Unstrittig ist, dass ein Anstieg in den Stimmungsindikatoren nach den schwächeren Daten im Vormonat die Wachstumshoffnungen für Deutschland und damit für die Eurozone neu beflügeln würde. Aber auch ein leichter Rückgang in Ifo & Co.würde – nach den starken Anstiegen der vorangegangenen Monate insbesondere im Ifo Index – die Wachstumshoffnungen für Deutschland nicht ersticken können. Sollten die Stimmungsindikatoren jedoch quer durch Europa nachgeben, wäre die Europäische Zentralbank alarmiert. Wir hatten es bereits nach der letzten EZB Pressekonferenz angedeutet, und während des G20-Treffens vom vergangenen Wochenende wurde es beispielsweise von EZB Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen bestätigt: Wenn sich die Datenlage verschlechtert, wir die EZB ihre Leitzinspolitik überdenken. Eine Zinssenkung wurde im EZB-Rat bereits in den vergangenen Monaten mal mehr, mal weniger diskutiert. Die Anleger würden verschlechterte Vorlaufindikatoren wahrscheinlich zum Anlass nehmen, eine Rücknahme im Refi-Satz um 25 Basispunkte auf dann 0,50% einzupreisen – was weitere Unterstützung für den Geldmarkt und Bundesanleihen bedeuten würde.
Mit Spannung wurde Montagmorgen auch die Marktreaktion auf die Ereignisse in Italien gewartet. Am Samstag wurde im sechsten Wahlgang der amtierende Staatspräsident Giorgio Napolitano wiedergewählt. Die Mitte-Links-Partei um Pier Luigi Bersani gab während des dreitägigen Wahlmarathons keine glückliche Figur ab. Der Parteichef trat nach der Wahl Napolitanos zurück. Napolitano wurde letztendlich jedoch von einer breiten Koalition der meisten Parteien unterstützt. Aus einer Position der Stärke heraus könnte es ihm nun doch noch gelingen, eine Art „Präsidialregierung“ zu bilden. Nach Einschätzung unserer italienischen Kollegen sind Neuwahlen nun unwahrscheinlicher geworden, was letztendlich italienische Staatspapiere beflügeln sollte.
G20-Treffen? Ich erwähnte es oben kurz. Das wichtigste Ergebnis war wohl: Japan wurde für seinen sehr expansiven Politikansatz nicht offiziell kritisiert. Dies zog im asiatischem Handel eine weitere Schwächung des Yen nach sich. USD-JPY kratzte bei 99,90 kurzzeitig an der magischen 100er-Marke. Ansonsten ist die Marktstimmung heute früh freundlich bis gut – aber die wichtigsten Fragen dieser Woche sind ja auch noch nicht beantwortet…
Foto von Howard Oates – www.istockphoto.de