Autor: Florian Schui
Euro: 19,99
256 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3896675330
Karl Blessing Verlag, München 2014
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Austerität – dieses Schlagwort hat mittlerweile den Eingang in den politischen Diskurs gefunden. Ein Blick in den Wirtschaftsbereich der Tageszeitung reicht aus. Austerität ist in aller Munde und in den meisten Fällen Chefsache. Aber wie jeder andere Begriff auch durchlief auch die „Austerität“ ihren Wandel. Schui geht bei seiner Darstellung des Begriffes bis in die Antike zurück und untersucht Aristoteles‘ Schriften, der die Austerität im Privaten lobte, da er ihr eine moralische Kraft zuerkannte. Diese Auffassung bestand das gesamte christliche Mittelalter hindurch. Auch wenn die meisten Menschen in heutiger Zeit weder Aristoteles, Thomas von Aquin oder die Bibel gelesen haben, wirken deren Äußerungen nach. Sie sind Teil des kulturellen Erbes. Genau wegen dieses kulturellen Erbes, so Schui, besitzt Sparen trotz seiner katastrophalen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen immer noch so eine Anziehungskraft. Was seine Begründung nicht durch Vernunft erfährt, kann nicht durch rationale Argumente entkleidet werden.
Von Bienen und einem unmoralischen Lebenswandel
Die ersten kritischen Stimmen kamen in den Zeiten der Aufklärung. Deren bekanntesten Kritiker dürften Voltaire und Mandeville sein. Voltaire spottete die christliche Tugend des Sparens. Er selber ging mit gutem Beispiel voran. In seinem privaten Gemach war alles auf Prunk und Luxus ausgerichtet. Mandevilles ersann sich eine Fabel vom Bienenstock, in der die Bienen alles daran versuchten, besser als die anderen zu sein. Das Ergebnis war, obgleich unmoralische Beweggründe die Triebfeder des Handelns waren, ein Wohlstand für alle. Als sich die Bienen entschlossen, fortan ein tugendhaftes Leben zu führen, ging es mit dem Lebensstandard bergab. Nicht umsonst trug die Unterzeile seiner Schrift den Titel „Private Sünden, öffentlicher Nutzen“. Auch wenn Voltaire und Mandeville sich mit ihren Forderungen nicht durchsetzen können, lässt sich dennoch erkennen, dass die Kritik an der Austeritätspolitik keine Erfindung der Zeitgeschichte ist.
Dass eine privat gelebte Sparsamkeit allerdings nicht unweigerlich in eine Wirtschaftskrise führt, zeigen die Regionen, in denen protestantischer Pietismus und eine streng gelebte Gnadenlehre herrschten. Zwar lebten die Gläubigen streng puritanisch, aber das angehäufte Geld wurde investiert, so dass die Wirtschaft dennoch wuchs.
1929 – oder wie eine Austeritätspolitik alles verschlimmerte
Natürlich darf in so einem Buch die Weltwirtschaftskrise von 1929 und die Reaktionen der Staaten nicht fehlen. Aus den damals nicht nur in Deutschland begangenen Fehlern verschlimmerte sich, so Schui, die Krise. Das war auch die Zeit von Keynes, dessen Theorien der staatlichen Investition noch heute auf fruchtbaren Boden fallen. Schui widmet Keynes mehr als nur ein paar Seiten, ein ganzes Kapitel über 30 Seiten beschreibt ihn. Ähnlich verfährt er mit dem Österreicher Hayek.
Grüner Konsumverzicht
Wer aber denkt, religiös motivierter Verzicht sei ausgestorben, der irrt. Schui widmet sein letztes Kapitel dem grünen Konsumverzicht. Wie all die Lehren vorher argumentieren sie mit einem tugendhaften Lebensstil und mit der Weltrettung. Die wirtschaftlichen Konsequenzen vernachlässigen sie dagegen gekonnt.