Eine Finanzplatzdefinition, die an Stadtgrenzen endet, hält der Realität heute nicht mehr Stand. Zum Beispiel wird durch die Verlagerung der Deutschen Börse nach Eschborn die Stadt als Teil des Finanzplatzes Frankfurt gesehen; gleiches gilt für Unterschleißheim bei München.
In NRW ist die Finanzplatzdefinition aufgrund polypoler Wirtschaftszentren schwieriger. Die Rivalität der Rheinländer und Westfalen schwächte den Finanzplatz Düsseldorf in den vergangenen Jahren. Neben der Landeshauptstadt zählen zu den Städten mit einer signifikanten Anzahl von Finanzdienstleistern Köln, Essen, Dortmund und Münster. Bereits 2004 zielte die damalige Landesregierung mit der Proklamation eines Finanzplatzes NRW darauf ab, die beiden Landesteile finanzwirtschaftlich stärker zu integrieren. Für den Beobachter ergibt sich jedoch nur ein vages Bild, was genau der Finanzplatz NRW ist, zumal Finanzplatzrankings wie der Global Financial Center Index nur Städte und keine Regionen berücksichtigen.
Eine Raumordnungsregion (ROG) stellt ein vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung definiertes Beobachtungs- und Analyseraster der Bundesraumordnung dar. ROGs entsprechen dem Erfordernis bundesweiter Vergleichbarkeit. Sie werden genutzt für Analysen der raumstrukturellen Ausgangslage, für Prognosen von Entwicklungstendenzen und für Aussagen über Disparitäten im Bereich der Infrastruktur und der Erwerbsstruktur. Dabei werden Pendlerverflechtungen zwischen Zentrum und Umland herangezogen. Daher stellen die ROGs ein geeignetes Raster zur Abgrenzung von Finanzplätzen dar.
Die ROG Düsseldorf umfasst die kreisfreien Städte Düsseldorf, Wuppertal, Remscheid, Solingen, Mönchengladbach und Krefeld, die Kreise Viersen, Rhein-Kreis Neuss und Mettmann. Ferner können ergänzend die Städte Köln, Duisburg und Essen zur Finanzplatzregion Düsseldorf/Rheinland zusammengefasst werden. Im westfälischen Teil bilden Dortmund und Münster eine zweite, bipolare Finanzplatzregion.
Der Rückgang von Beschäftigten und Finanzdienstleistern führt zunehmend zum Bedeutungsschwund und schließlich zum Problem, geeignete Fachkräfte in diesen Regionen zu finden. Da die kritische Masse fehlt, entfalten sich keine zentrifugal wirkenden Agglomerationseffekte. Ein schrumpfender Finanzplatz kann dazu führen, dass Fachkräfte sich zunehmend gegen diesen Standort entscheiden. Chancen liegen für die Finanzplatzregion Düsseldorf in der räumlichen Nähe zu Informations- und Kommunikationsunternehmen, die über eine begehrte Zielgruppe verfügen: IT-Fachkräfte. Diese räumliche Nähe sollten sich die Finanzdienstleister zunutze machen.
Der Finanzplatz NRW hat nur dann eine Chance, wenn die bipolare Struktur aus einem rheinischen und westfälischen Pendant in Kooperation gelebt wird. Damit die Region und damit vor allem die Banken nachhaltige Standortvorteile genießen, ist eine Förderung für die Finanzplatzregionen Düsseldorf/Rheinland und Dortmund/Münster unumgänglich, ohne sie gegeneinander auszuspielen.