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Krypto-Regulierung: Strick oder Rettungsleine?

Nicht nur innerhalb der EU oder auf dem G20-Gipfel diskutiert man über eine Regulierung für Kryptowährungen, auch die Kryptoszene ist bei dem Thema noch unentschlossen: Kann die Regulierung von Kryptowährungen ihre Akzeptanz steigern und sie in den Mainstream heben oder wird die Politik einen Regulierungsstrick knüpfen?


Krypto-Regulierung könnte Strick oder Rettungsleine sein
Bildnachweis: iStock.com/erhui1979

Das Jahr 2018 war katastrophal für Kryptowährungen: Seit Anfang des letzten Jahres fiel ihre Marktkapitalisierung von 900 Milliarden auf nur noch 130 Milliarden Dollar. Dieser enorme Fall ist hauptsächlich mit dem vorangegangenen Anstieg zu erklären, der nicht die tatsächliche Akzeptanz der Währungen reflektierte. Die Frage für das Jahr 2019 und danach sollte also lauten: Wie kann die tatsächliche Akzeptanz von Kryptowährungen gesteigert werden? Für eine steigende Anzahl an Beobachtern in- und außerhalb der Kryptoszene ist Regulierung die Antwort auf diese Frage.

Das schmutzige Wort

Die Dezentralität und der daraus bedingte Schutz vor staatlichem Eingreifen ist eng mit dem Gründungsmythos der Kryptoszene verknüpft. Es ist somit nicht überraschend, dass die Möglichkeit, durch Regulierung mehr staatliche Kontrolle zu ermöglichen, von vielen Anhängern der ersten Stunde wie ein Schlag mitten ins verborgene Gesicht Satoshi Nakamotos aufgefasst wird. Regulierung ist in der Szene seit jeher ein schmutziges Wort. Doch das könnte sich schon bald ändern. Dass Regulierung ein sinnvoller Schritt für Kryptowährungen sein könnte, hat auch Nigel Green, der Gründer und Geschäftsführer der unabhängigen Finanzberatungsorganisation deVere erkannt. Auf dem Delta Summit, einer der führenden globalen Veranstaltungen der Blockchain- und Krypto-Community, sprach er sich dafür aus, mittels eines soliden und durchsetzbaren Regulierungsrahmens das Vertrauen der Anleger zu stärken. „Sobald wir Vertrauen aufgebaut haben, ist die Umgebung reif für die Phase der Massenannahme und -investition“, verkündete er im darauffolgenden Gespräch mit der Presse.

Big in Japan

Regulierung kann Anlegern mehr Stabilität und Sicherheit bieten, ohne den Grundgedanken der Dezentralität zu verraten. Das zeigt das Beispiel Japan, das wegen seiner proaktiven sowie progressiven Regulierungsstrategie einen besonders guten Ruf in der Szene genießt. Das Land, welches ca. 3,5 Millionen aktive Krypto-Investoren besitzt, hat im Oktober dem Verband der lizenzierten inländischen Kryptobörsen (JVCEA) den Status der Selbstregulierung eingeräumt. Dieser Vorstoß kommt in einem Jahr, das zwei große Diebstähle an japanischen Kryptobörsen gesehen hat und wird dementsprechend vor allem den Anlegerschutz in seiner Regulierungsagenda priorisieren. Wenn die japanischen Kryptobörsen beweisen, dass das System der Selbstregulierung funktionieren kann, könnten schon bald weitere Länder folgen. Das ist wichtig, denn in den falschen Händen könnte sich die Krypto-Regulierung von der Rettungsleine schnell in einen Strick verwandeln. Die aktuellen und vergangenen Entwicklungen in China, das einst als das Mekka der Kryptowelt galt und wo noch immer die meisten Bitcoins geschürft werden, haben das bewiesen.

Regulierung made in China

Die chinesische Zentralbank hat sich im Jahr 2017 dazu entschlossen, Initial Coin Offerings (ICOs) sowie den Handel über Kryptowährungsbörsen zu verbieten und lösten damit eine Panik in der Szene aus. Beliebte chinesische Plattformen wie BTC China und ViaBTC gaben schon bald ihre Schließung bekannt. Im Juli 2018 ließ die Zentralbank mitteilen, dass der Yuan nur noch für weniger als 1 Prozent der globalen Bitcoin-Transaktionen verantwortlich gemacht werden kann. Ende 2016 lag der Anteil nach eigenen Angaben noch bei über 90 Prozent. Aus der Perspektive der chinesischen Regierung waren die Regulierungsbestrebungen erfolgreich. Das Hauptziel war schließlich nicht, den Handel mit Kryptowährungen sicherer zu machen, sondern deren Gefahren für die uneingeschränkte staatliche Kontrolle über die chinesische Wirtschaft zu eliminieren. Dass die Volksrepublik mit der Blockchain-Technologie und Kryptowährungen abgeschlossen hat, ist jedoch unwahrscheinlich, und Gerüchte darüber, dass das Reich der Mitte plant, eine nationale digitale Währung zu betreiben, kursieren bereits seit Monaten.

Im November 2018 haben sich die G20-Länder beim Gipfel in Argentinien darauf geeinigt, Kryptowährungen im Einklang mit den Standards der Financial Action Task Force (FATF) zu regulieren – ein wichtiger Schritt, um den betrügerischen Einsatz von Kryptowährungen zukünftig besser bekämpfen zu können. Ein richtungsweisender gemeinsamer regulatorischer Rahmen sieht jedoch anders aus. Die Fälle Japan und China deuten darauf hin, dass ein Mosaik aus einzelnen staatlichen Lösungen, die dem eigenen Verständnis von Kontrolle und Freiheit entsprechen – aus Stricken und Rettungsleinen – das wahrscheinlichste Szenario für die regulatorische Zukunft von Kryptowährungen darstellt.