Neu ist nicht gleich gut

Laut einer Emnid-Umfrage wünschen sich acht von zehn Bürgern eine neue Wirtschaftsordnung. Was genau sie sich darunter vorstellen, bleibt vage. Es gibt aber einige Zweifel, ob diese Forderung so vernünftig ist. Dieses progressive Projekt umfasst aber mehr als nur Geldanlagen in Windräder oder Biogasanlagen. Es führt einen Krieg gegen die alte volkswirtschaftliche Lehre vom Verhalten…


Laut einer Emnid-Umfrage wünschen sich acht von zehn Bürgern eine neue Wirtschaftsordnung. Was genau sie sich darunter vorstellen, bleibt vage. Es gibt aber einige Zweifel, ob diese Forderung so vernünftig ist.

Dieses progressive Projekt umfasst aber mehr als nur Geldanlagen in Windräder oder Biogasanlagen. Es führt einen Krieg gegen die alte volkswirtschaftliche Lehre vom Verhalten des Staates gegenüber dem Markt. Der Staat könne sich nicht mehr heraushalten. Apologeten dieser neuen Lehre fordern geradezu ein aktives Eingreifen des Staates heraus. Natürlich solle dies nicht im Stile der kommunistischen Plan- und Zentralverwaltungswirtschaft geschehen. Vielmehr ist der Staat angehalten, den richtigen Spagat zwischen allen Beteiligten zu schaffen. Die Interessen der Industrie, Verbraucher und natürlich auch der Umwelt müssen in einem richtigen Verhältnis gesetzt werden. Die Aufgabe des Staates besteht darin, richtige Anreize und Rahmen zu schaffen, in dem die Unternehmen agieren können. Ob aber all diese Ziele erreicht werden können? Dies ist fraglich.

Gesetze der Ökonomie müssen stets neu verhandelt werden

Die Propheten der neuen Wirtschaftsordnung verweisen darauf, dass die Wirtschaft keine Naturwissenschaft ist, sondern dem Bereich der Sozialwissenschaften zuzurechnen ist. Damit sind die Gesetze der Ökonomik nicht statisch, sondern müssen ständig neu verhandelt werden. Es sei ihnen zugestanden, dass in der Tat nicht alle Gesetze nach dem ständigen Muster verlaufen.

Gier findet sich auch bei grünen Kapitalanlagen

Das Gesetz aber, nach welcher der Mensch nach mehr Wohlstand strebt, ist ein scheinbar ewig gültiges Gesetz der Ökonomie. Warum sonst bieten so manche grüne Kapitalanlagen so horrende Zinsen an? Mancher bietet bescheidene 5%, andere sogar über 10% Zinsen p.a., andere sogar noch mehr. Sollte ein Verbraucher, angelockt vom großen Geld, entscheiden, hier sein Erspartes anzulegen, geht er ein großes Risiko ein. Vielleicht hat er Glück und verdient ordentlich Geld. Vielleicht. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er alles oder sehr viel verliert. Die Windkrafthersteller Westwärts und Prokon versprachen nicht nur ein gutes Gewissen, sondern zusätzlich Traumrenditen. Was daraus geworden ist, ist hinlänglich bekannt. Warum sollen andere grüne Kapitalanlagen anderen Gesetzen folgen? Dass die Energiewende die Strompreise in die Höhe treibt, ist eine Tatsache. Wie lange der Endverbraucher und die Politik hier noch mitmachen, ist fraglich. Letztens ist sogar ein Deckeln der Subventionen für Bioenergie ins Spiel gebracht worden. Wer weiß, vielleicht fällt diese Subvention in einigen Jahren völlig. Spätestens dann ist es vorbei mit den traumhaften Versprechen der Ökolobbyisten.

Dieselben Grundlagen wie bei der klassischen Theorie

Es ist erstens fraglich, ob die theoretischen Grundlagen überhaupt die richtigen sind. Die Befürworter versuchen, eine neue wirtschaftliche Ordnung und Moral zu etablieren und beziehen sich hier genau auf die Argumentationen, auf die sich die Vertreter der klassischen Lehre berufen. Um überhaupt genügend Startkapital für ihr Zukunftsprojekt aufzutreiben, brauchen sie Unmengen an Geld. So ein Windrad oder Wasserkraftwerk muss schließlich auch finanziert werden. Entweder versuchen sie es über Subventionen und belasten damit die Allgemeinheit oder sie versuchen, ganz der klassischen Methode verpflichtend, private Gelder aufzubringen. Um diese aufzutreiben, appellieren sie nicht nur an das grüne Gewissen, sondern ebenso an die Gier. Wie sonst sind denn die teilweise schon sehr hohen Renditen zu erklären? Es finden sich Renditeversprechen bis zu 10% p.a.

Träumen die Verfechter dieser neuen Lehre eines ökologisch-sozialen Wirtschaftens von Unternehmen, bei denen nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, so handeln sie genau nach eben diesen. Wie sonst solle denn das Eingreifen des Staates aussehen. Natürlich kann man gewisse Bauvorschriften erlassen, welche besonders energieffizient sein sollen. Aber das staatliche Intervenieren ist nicht nur auf diese Tätigkeitsfelder beschränkt. Man denke nur an die EEG und alle anderen Subventionen, die das alltägliche Leben schwerer und teuer machen.

Nicht alle nachhaltigen Investitionen sind Scharlatanerie

Aber, um zum Schluss noch eine Lanze für die nachhaltigen Investitionen zu brechen, es gibt auch moderatere Investitionsmöglichkeiten. Seriöse Anbieter für solche Kapitalanlagen ergänzen neben den klassischen Faktoren Rendite und Risiko noch den sozial-ökologischen Aspekt. Auch wenn sich dies sinnvoller anhört als die sehr hoch gesteckten Ziele derjenigen, welche die komplette Wirtschaftsordnung umkrempeln wollen. Auch muss ein anlegebereiter Endverbraucher genügend Zeit mitbringen, um sich sinnvoll zu erkundigen. Es ist sehr aufwendig, um ein gutes Portfolio zusammenzustellen. Aber auch hier ist man im Muster der alten klassischen Lehre verfangen. Warum sonst soll man Geld anlegen?

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