Politische Rückendeckung für die Schlüsselspieler

Die Zahl der Kreditinstitute in Deutschland schrumpft stetig. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Auch die Politik spielt eine entscheidende Rolle. BVR und DSGV können nach Vorlage des „Finalen Entwurfs“ des neuen Koalitionspapiers von CDU, CSU und SPD zumindest etwas aufatmen.


Die Anzahl der Kreditinstitute in Deutschland im Jahr 2016. Quelle: Deutsche Bundesbank, Bankstellenbericht 2016.

1.888 – dies ist die Anzahl der Kreditinstitute in Deutschland, welche die Deutsche Bundesbank im Bankstellenbericht des letzten Jahres veröffentlicht hat. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl damit um 72 weitere Institute. Der Aderlass verteilte sich auf alle Sektoren. So ist laut Bericht die Anzahl der genossenschaftlichen Institute auf 976 Institute gefallen, welche mit einem Anteil von 51,7 Prozent nach wie vor die größte Bankengruppe repräsentieren. Mit 412 Instituten und einem Anteil von 21,8 Prozent folgt der Sparkassensektor mit relativ großem Abstand.

Das offensichtliche Bankensterben hat verschiedene Gründe. Ein entscheidender Einschnitt – vor allem für mittlere bis kleinere Institute – sind die verschärften Regulierungsmaßnahmen seit dem Jahr 2008. Schon lange Zeit beschweren sich die Entscheider und Verbände über die undifferenzierte Reglementierung, die auch der „Retail Banking Kompass“ im letzten Jahr anprangerte. Die Publikation unterstreicht, dass die verschärfte Regulierung die Genossenschaftsbanken überdurchschnittlich hart treffe. Die Lösungen seien in diesem Sektor oftmals die Fusion oder eine Erhöhung der Gebühren. Immerhin scheint die Politik nun doch ein Einsehen zu haben und thematisierte die Problematik im „Finalen Entwurf“ des neuen Koalitionsvertrags zwischen CDU, CSU und SPD, der die hohe Bedeutung regional tätiger Finanzinstitute unterstrich. Die entsprechenden Verbände reagierten positiv: „Ich freue mich über die Wertschätzung und vor allem auch darüber, dass sich die Koalition ausdrücklich zur Rolle der Genossenschaftsbanken als wichtigstem Finanzpartner für viele Menschen und für Unternehmen des Mittelstandes bekennt“, sagt Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Für sie sei es ein wichtiges Signal und es passe zu den Aussagen der Koalitionäre, für eine differenzierte Finanzmarktregulierung eintreten zu wollen, die dem Geschäftsmodell, der Größe und dem geringeren Risiko dieser regionalen Banken gerecht wird.

Auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) begrüßte die ersten schriftlichen Dokumente zur Proportionalität bei Regulierungsmaßnahmen: „Ein risikoarmes Geschäftsmodell rechtfertigt auch eine einfachere und effizientere Aufsicht“, erklärte DSGV-Präsident Helmut Schleweis. Der Weg zum Ansatz der Proportionalität und Folgenabschätzung in der Finanzmarktregulierung könnte somit geebnet sein. Ob das Vorhaben auch eine Form der Umsetzung erfährt, ist schwer zu sagen. Bereits im BANKINGNEWS-Wahl-Special aus dem letzten Jahr sprachen sich alle befragten Parteien für eine Small-Banking-Box und somit eine regulatorische Entlastung kleinerer Institute aus. Vorausgesetzt, die SPD-Basis lässt die Pläne nicht in Luft aufgehen, müssen die Parteien jetzt liefern. Die Branche kann indes nur hoffen, dass sich die Aussagen der Parlamentarier am Ende nicht als hohle Phrasen entpuppen. Das gelte für Kolak vor allem in Bezug auf das Thema Einlagensicherung: „Hier macht der Koalitionsvertrag erfreulich deutlich, dass Risiko und Haftung miteinander verbunden sind.“ Risikoreduzierung müsse vor Risikoteilung stehen. Somit erhielten die Schlüsselspieler unseres Wirtschaftssystems die politische Rückendeckung, die sie bräuchten, um ihre oftmals unterschätzte Rolle ausführen zu können.