Na also, es geht doch: In Deutschland stehen die Zeichen wieder auf Aufschwung.
So sieht es jedenfalls die eindeutige Mehrheit der Finanzprofis, die im Rahmen der ZEW-Umfrage monatlich nach ihren Konjunkturaussichten befragt werden. Der entsprechende Indikator stieg gestern gleich um fast 17 Punkte an und steht nun auf dem höchsten Niveau seit Anfang 2010 – seinerzeit nahm die europäische Schuldenkrise ihren Lauf. Jetzt gilt es, diese Einschätzung der Marktteilnehmer durch entsprechende Bewertungen aus der Realwirtschaft zu ergänzen. Hierzu bekommen wir morgen den Einkaufsmanager-Index (PMI) und übermorgen den Ifo-Index. Während die Erwartungen der Volkswirte hinsichtlich des PMI nur verhalten positiv sind, besteht mit Blick auf den Ifo fast Einstimmigkeit, dass es auch hier zu einer weiteren Verbesserung kommt.
Wenn wir den Fokus auf die ganze Eurozone richten, wäre es sicherlich förderlich, wenn mit Frankreich die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft eine ähnliche Entwicklung zeigen würde. Seit dem konjunkturellen Tiefpunkt am Ende der Lehmann-Rezession hat die deutsche Wirtschaft real um 8,8 Prozent zugelegt, die französische hingegen lediglich um 3,3 Prozent. Deutschland erwirtschaftete in diesem Zeitraum einen Außenhandelsüberschuss von mehr als 600 Mrd. Euro, während sich in Frankreich der Fehlbetrag in der Handelbilanz auf rund 225 Mrd. Euro addierte. Gleichzeitig häufte die französische Regierung ein um mehr als zehn Prozentpunkte größeres Haushaltsdefizit an. Und da wir ja dieser Tage so viel über Stimmungsindikatoren sprechen: Das Pendant zum deutschen Ifo-Index in Frankreich ist der INSEE Index. Seit Einführung des Euro war die Differenz zwischen dem Ifo und dem INSEE noch nie so groß wie aktuell. Im Januar stieg der Ifo um 1,8 Punkte an, wohingegen der INSEE um drei Punkte einknickte. Der INSEE für Februar wird heute (8:45h) veröffentlicht. Es besteht hier ein gewisses Aufholpotenzial. Zeit zum Durchatmen heißt es in den USA. Nach dem Platzen der Immobilienblase lag der Häusermarkt in den Vereinigten Staaten ja einige Zeit lang so richtig am Boden. Vor rund einem Jahr setzte die Erholung ein, der Immobilienmarkt wurde wieder zu einer Stütze für die US Konjunktur. Jetzt sehen wir die ersten Signale einer Konsolidierung. Der NAHB-Index, eine Art Ifo-Index der amerikanischen Immobilienindustrie, ging gestern das erste Mal seit April letzten Jahres leicht zurück. Heute beginnt der monatliche Reigen an Aktivitätskennzahlen (Baugenehmigungen und Baubeginne heute, Hausverkäufe morgen). Alles in allem gehen die Beobachter nicht davon aus, dass sich der Bauboom (in saisonal bereinigter Berechnung) zu Jahresbeginn fortgesetzt hat.
Die Teilnehmer in den Finanzmärkten sehen es gerne, wenn der US Immobilienmarkt boomt. Daten, die eine vorübergehende Beruhigung am Häusermarkt andeuten, könnten daher die Stimmung an den Finanzmärkten heute etwas drücken. Hierzulande stellt sich die Frage, ob die gestrigen starken Kurszuschläge im Dax (+1,6%) bzw. Eurostoxx (+1,7%) heute gehalten werden können. Die Vorgaben aus Übersee sind gut: amerikanische Aktien (S&P500) beendeten den Handel auf ihrem Tageshoch, und in Fernost befinden sich die Indizes fast ausnahmslos im grünen Bereich.
Ich hatte es schon mehrfach erwähnt: Die nächsten Tage werden ziemlich aufregend: PMI Indizes (morgen), Ifo-Index, Prognosen der EU Kommission, Rückgabe von Liquidität aus dem zweiten Langfristtender durch die Geschäftsbanken an die EZB (alles am Freitag) und am Sonntag/Montag die Wahl in Italien. Dennoch verabschieden sich die Impressionen in eine kurze Sonderurlaubspause – in der Hoffnung, dass dies den deutschen Konjunkturaufschwung zusätzlich stützt…
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