„Siegen wird der, der weiß, wann er kämpfen muss und wann nicht“, lautet ein Sprichwort des chinesischen Generals und Philosophen Sun Tzu. Ob Donald Trump, Präsident der größten Volkswirtschaft der Welt, das verstanden hat, ist fraglich. Wir erinnern uns: Anfang September überzog der Hauptmieter des Weißen Hauses chinesische Waren mit Strafzöllen im Volumen von 200 Milliarden Dollar, nachdem die handelspolitische Lage zwischen beiden Nationen bereits höchst angespannt war. Es kam zur diplomatischen Eiszeit, auch weil China Trumps Zoll-Attacken nur wenig entgegenzusetzen hatte, denn die USA führen lediglich Waren im Wert von 130 Milliarden ins Reich der Mitte aus.
Ein Treffen zwischen den Staatsoberhäuptern Trump und Xi Jinping Ende des Monats verspricht nun jedoch, das Eis zumindest stellenweise zu brechen und festen Boden für erneute Annäherungen zu schaffen. Im Rahmen des G-20-Gipfels in Argentinien will man persönlich zusammenkommen. Trump bot sogar an, seine Reisepläne für ein anschließendes Abendessen mit Xi zu verschieben, wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet. Dennoch bleibt genug Potenzial für weitere Eskalationen. Zwar begrüßte der US-Präsident die chinesische Bereitschaft zum Dialog, machte aber auch klar, dass eine Einigung nur unter den richtigen Bedingungen zustande kommen würde. Ökonomen wie Ifo-Präsident Clemens Fuest gehen zusätzlich davon aus, dass Trump jetzt nach den Midterm-Wahlen im Handelsstreit nur noch lauter brüllt, um die hinzugekommenen demokratischen Stimmen im Repräsentantenhaus zu übertönen, in welchem seine Republikaner nun keine Mehrheit mehr besitzen und ihn dadurch innenpolitisch unter Druck setzen.
China ist gewappnet
Zwar wirkt es so, als habe Trump im Handelsstreit die Zügel in der Hand – die Wirtschaft boomt, das amerikanische Defizit im Güterhandel mit China betrug im September rekordverdächtige 40,2 Milliarden Dollar – trotzdem ist sein protektionistischer Ansatz ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, welches jederzeit ausbrechen kann, sollte er den großen Drachen China weiter provozieren. Denn Peking ist durchaus gewappnet. Einerseits könnte man amerikanischen Firmen wie Nike oder Apple, deren Smartwatches von Trump vorsorglich von Zoll-Erhöhungen befreit blieben, im eigenen Land die Geschäfte erheblich erschweren. Andererseits ist China zufällig Hauptgläubiger der US-Regierung und besitzt Devisenreserven von knapp 3,1 Billionen US-Dollar. Peking bliebe also immer noch die Möglichkeit, eine Verkaufsattacke durchzuführen und in kürzester Zeit US-Treasuries in großem Stil abzustoßen. Ob das realistisch ist und welche Folgen dies hätte, analysiert Dr. Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei der Bankhaus Lampe KG.
Zumindest an der Oberfläche zeigte Trump sich bisher jedenfalls stets versöhnlich, was Hoffnungen für Ende November macht. Er hege „großen Respekt“ für seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping. Dieser sollte jedoch aufpassen. Denn Sun Tzu schrieb auch: „Wer dir geschickt ins Gesicht schmeichelt, der ist genauso geschickt darin, dich hinter deinem Rücken schlecht zu machen.“