Sind es wenige Einzelne gewesen, die sich über die internen Bedenken anderer hinweggesetzt und so beinahe die Tochter der BNP in New York verzockt haben?
Eine Pleite droht der BNP Paribas nach der drakonischen Strafe durch die US-Behörden nicht. Dennoch, es war knapp. Zwischen 2004 und 2012 macht die amerikanische Tochter des französischen Bankhauses Geschäfte mit Ländern auf der Sanktionsliste der USA. Knapp 9 Milliarden Dollar sollen verbotener Weise durch das Finanzsystem der USA geschleust worden sein. Warum trotz interner Bedenken so lange an den Geschäften mit diesen Ländern festgehalten wurde? Es wird wohl lukrativ gewesen sein.
Mit einer Rekordstrafe von 8,9 Milliarden Dollar haben die US-Behörden ein deutliches Signal gesetzt. Es werden wohl die 13 Mitarbeiter gewesen sein, die geglaubt haben, es geht schon gut, die jetzt im Rahmen des Urteils die Bank verlassen müssen. Ein weiteres Mal kommen Fragen auf, ob die internen Kontrollsysteme der Bank versagt haben oder ob sich in der Bank diejenigen durchsetzen konnten, die dem Gewinn durch die Geschäfte nicht widerstehen konnten. Fakt ist, der Gewinn ist dahin, denn die Strafe ist so hoch wie der gesamte Gewinn der Bank aus dem Vorjahr.
Hollande bittet Obama persönlich um Mäßigung
Natürlich darf man die Höhe der Strafe als möglichen Eingriff in die Wettbewerbssituation zwischen amerikanischen Bankhäusern und der BNP ansehen, doch steht jemandem diese Frage zu, wenn gegen Auflagen und Gesetze verstoßen wurde? Der Fall hat mit dem Ersuchen von Frankreichs Staatspräsident François Hollande sogar politische Dimensionen angenommen. Er bat Barack Obama höchst persönlich um Mäßigung. Nicht jede Firma, die gegen Gesetze verstößt, erhält eine solche Unterstützung.
Die Bank indes hat den Vergleich angenommen, da über die Geldstrafe hinaus auch der Lizenzentzug in den USA im Raum stand. Wahrscheinlich sieht sich der ein oder andere Vertreter der Bank mit dem blauen Auge davongekommen.