Der Bund hält nur noch 16 Prozent an der Commerzbank, doch wenn nur 46 Prozent der stimmberechtigten Aktionäre bei der Hauptversammlung vorbeischauen, dann kann man mit diesem Anteil einiges bewirken.
Und so schien das Management der Commerzbank gar nicht glücklich über Bonischreck „Schäuble“. Hatte man doch vor, bei der letzten Hauptversammlung im April für ausgewählte Mitarbeiter aus dem Management den Bonus auf bis zu 100 Prozent vom Grundgehalt zu beschließen. Bonus und Bank ist derzeit jedoch bei Aktionären und in der Bevölkerung ein Reizthema, nicht nur in Banken. Und so reichten dem Bund seine 16 Prozent um die Dreiviertelmehrheit für diesen Beschluss zu verhindern. Immerhin stimmten 64 Prozent des anwesenden Kapitals für die Boni. Besonders ärgerlich ist diese Niederlage, weil die für das erste Quartal 2015 vorgelegten Zahlen sehr zufriedenstellend sind. In allen Bereichen der Bank gibt es ein Plus zum ersten Quartal 2014. Vor allem im Privatkundengeschäft legt die Commerzbank 45 Prozent zu und steigert das operative Ergebnis auf 161 Millionen.
66.000 Kunden kann die Commerzbank im Privatkundengeschäft neu hinzugewinnen. Und weil wir es in diesem Segment mit einem verteilten Markt zu tun haben, sind diese Kunden zum Teil von anderen Instituten abgewandert. Wird die Drohung einiger Kunden der Deutschen Bank wahr, dann könnten da im zweiten Quartal noch ein paar Kunden hinzukommen. Aus dieser Sicht ist der ungewollte Boniverzicht eventuell ein strategischer Vorteil, könnte aber ein strategischer Nachteil werden, wenn andere Häuser im harten Kampf um die Talente mit erlaubten Boni winken. Dann gehen die Kunden zur Commerzbank und die Mitarbeiter zum Wettbewerber.