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Coronavirus: Wenn wir Europa wollen

Thorsten Hahn kommentiert das Zahlverhalten der Deutschen in Zeiten der Corona-Krise und erklärt, warum es einen gemeinsamen Banken-Player in Europa braucht.


Beitrag Quer durch die Bank: Wenn wir Europa wollen

In der Not frisst der Teufel Fliegen, Kunden zahlen plötzlich mit der Karte und Banken schließen noch mehr Filialen. So sind wir Menschen halt. Veränderungen kommen oft erst nach wirklich einschneidenden Ereignissen zustande. War die Digitalisierung bei den Banken bisher im Privatkundensektor deutlich ausgeprägter als im Firmenkundengeschäft, merken Banken mit der Antragsflut gerade, dass hier ein Digitalisierungs-Gap besteht.

Gab es bei der Schließung von eher dörflichen Filialen immer einen Sturm der Entrüstung, nutzen viele Kunden, die heute vor verschlossenen Türen stehen, gerne den Online-Zugang zu ihrer Bank. Plötzlich nutzen 20 Prozent mehr Kunden in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen die Karte statt Bargeld, wie eine aktuelle Umfrage der Meinungsforschungsfirma Civey ergab.

Genau jetzt ist die Zeit für die Banken gekommen, Geschäftsmodelle zu überdenken und vor allem neue zu entwickeln. Jenseits von Zinsmargen und Provisionen. Sicherlich muss man auch das Thema Konsolidierung in der Branche stärker vorantreiben. Wobei ich weiterhin kein Fan von Fusionen im Genossenschafts- und Sparkassenlager bin. Deren DNA ist regionale Nähe.

Doch ein gemeinsamer europäischer Player (mit deutscher Beteiligung) fehlt: Wenn wir Europa im Bankensektor wollen! Wollen wir Europa? Auch Europa als Ganzes steht wackelig. Die einen Länder wollen (finanzielle) Hilfe, die anderen werden zur „Diktatur“. Und so verhalten sich Nationalstaaten zu Europa oft wie die Bundesländer zu Deutschland und Politiker sind leider in der Dauerschleife „Wahlkampf“.
Ich drücke uns und Europa ganz fest die Daumen.