Wenn Vertreter des privaten Bankgewerbes über den digitalen Euro berichten, dann schwingt immer ein bisschen Zurückhaltung mit. Kein Wunder, denn die genaue Ausgestaltung eines „möglichen“ digitalen Zentralbankgeldes (CBDC) ist längst nicht geklärt. Ein Gesetzentwurf in Brüssel ist für 2023 geplant.
In der aktuellen Konsultationsphase will der private Bankensektor sein Geschäftsmodell gesichert sehen. Zwei zentrale Forderungen an die EZB sind, dass es eine Begrenzung geben muss und die Wallet für den Bürger nicht verzinst werden sollte. Genau dann ist es auch das digitale Upgrade des Bargelds. Bei der EZB indes scheint derzeit nur das geplant zu sein.
Natürlich wollen Banken der Digitalisierung von Geld in nichts nachstehen und planen parallel digitales Giralgeld. Konkrete Vorgaben gibt es bisher wenige, dafür viele Fragen. Haben Kunden dann zwei Wallets? Was, wenn der Zahlbetrag größer ist als das Guthaben einer Wallet? Kommen Handel und Kunden damit zurecht?
Ebenfalls unklar ist, wie es mit der Infrastruktur für CBDC und das digitale Giralgeld aussieht. Wenn das alles noch „gebaut“ werden muss – ist das Jahr 2025, welches in diversen Beiträgen kursiert dann überhaupt realistisch?
Und vor all diesen offenen Fragen wird offensichtlich, warum EPI ein europäischer Rohrkrepierer werden könnte. Wie viele Systeme wollen und können wir finanzieren oder Kunden und Handel zumuten? Mutet sich die Kreditwirtschaft im Zahlungsverkehr zu viel zu? Denn es gibt ja auch noch Request-to-Pay, Buy Now, Pay Later und Pay-per-Use. Um nur ein paar Projekte zu nennen.
Eine klare Linie und strategische Führung sind hier nicht zu erkennen: weder von Seiten der Politik noch aus den Reihen der EZB und leider auch nicht in der europäischen Bankenwelt.
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