Im Gegensatz zu 2008 sind die Banken nicht der Auslöser für die aktuelle Krise. Im Gegenteil: Sie gelten in Kooperation mit Politik und Förderbanken als Retter in der Not. Zu Beginn der Corona-Krise erlaubte die Bankenaufsicht sogar, den Eigenkapitalpuffer zu senken. Und siehe da, zunächst meldeten Banken meist gute Zahlen bis zum zweiten Quartal 2020.
Jetzt drängt die Europäische Zentralbank wieder zur Vorsicht. Faule Kredite schlummern in den Bankbilanzen, sogenannte Zombiefirmen finden sich in den Kundenlisten. In einem Zeitungsinterview warnte Andrea Enria, Chef der Bankenaufsicht der EZB, daher Banken, ihr Kreditportfolio genau zu analysieren.
Denn auch wenn die Zahlen zu Beginn des Jahres relativ gut waren, sind die strukturellen Probleme der meisten Banken längst nicht beseitigt. Dass man mit einer schlanken Bank sogar im Privatkundengeschäft erfolgreich sein kann, beweist „Marcus“, der Online-Ableger der Investmentbank Goldman Sachs.
Marcus positioniert sich erfolgreich gegen Challenger-Banken. Für Goldman geht die Strategie der Diversifizierung auf. Und hierzulande? Hier machen wir es gern wie gehabt. Geben Apple unseren Kundenzugang, eiern bei einer europäischen Bezahllösung vor uns hin und konzentrieren uns lieber auf Kosteneinsparung, als nach neuen Erlösquellen zu suchen.
Eine EOS-Studie fragte Verbraucher, ob sie ihre Daten verkaufen würden. Ein Drittel sagte ja. Und bei den unter 35-Jährigen sogar fast jeder Zweite. Ihnen kommt es jedoch stark auf die Vertrauensposition des Unternehmens an. Gerade hier punktet unsere Branche noch gegenüber anderen Branchen. Ich hoffe, die Chancen, die sich jetzt ergeben, werden schnellsten ergriffen, sehe aber durchaus die Gefahr, dass deutsche Banken wieder „das mit den Fähnchen“ machen.
Ihr Thorsten Hahn
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