Wieder und wieder wird den Banken mangelnde Innovationsfähigkeit bescheinigt. Allen Banken! Differenziert wird selten, denn in der Übertreibung liegt bekanntlich die Verdeutlichung. Wenn man von diesem permanenten Anti-Innovations-Mantra benebelt wird, glaubt man es irgendwann. Zumal dies schnell mit externalem Begründungsverhalten unterlegt wird: Die alten IT-Systeme sind schuld! Dann kauft die BBVA in Spanien Holvi, ein spannendes Firmenkonto für KMU, und lanciert in Spanien zu einem der größten Verkäufer von Smartphones. Nebenbei verkaufen sie nun auch Reisen, Autos und betreten ganz neue Pfade abseits der tradierten Geschäftsmodelle einer Bank wie Fristentransformation und Provisionsertrag.
Auch bei unseren europäischen Nachbarn in Italien, Österreich und Polen finden sich eine Menge Beispiele für Banken, die neue innovative Wege einschlagen. Bei der ING gilt der deutsche Ableger als der am wenigsten innovative Teil der Gruppe. Sind es also gar nicht alle Banken? Sind es vielleicht eher die deutschen Kreditinstitute? Wenn ja, woran liegt das? An den rund 1.800 Banken (Stand: Anfang 2019) und dem anderen Mantra: zu viele Banken, zu viele Filialen? Oder liegt es daran, dass Innovation zu stören scheint, wenn man den innovativsten Teil der Gruppe verkaufen will, wie die mBank der Commerzbank. So hängen die amerikanischen Banken gerade die europäischen und diese wiederum die deutschen Banken ab.
Früher konnte man eine Bank einfach „weiter“ verwalten, dann wurde es immer wichtiger, Kosten zu senken. Fristentransformation und Provisionsertrag reichen aber nicht (mehr) aus. Zumal der Provisionsertrag gegenüber Frankreich, Italien und Spanien sogar rückläufig ist. Jetzt ist Umdenken, Querdenken und Neudenken gefragt! Die Frage ist: Sind deutsche Bankmanager dafür bereit?