Schöne neue Bankfiliale

Es sind nicht die ersten Zeilen, die ich über „die Bankfiliale“ schreibe. Meine positive Meinung über sie ist ungebrochen. Doch die meisten Banken üben sich im Abbau ihrer Zweigstellen, was dazu geführt hat, dass wir in Deutschland bei Filialen pro Einwohner nicht mehr Spitzenreiter sind. In Frankreich gibt es heute weniger Banken, aber deutlich mehr Filialen. Dort verdient man im Schnitt jedoch auch mehr pro Kunde. Statt also Filialen zu schließen, wäre es angebracht eine Strategie zu entwickeln, um sie profitabler zu machen. Die Banken in Frankreich schaffen das. Unsere aktuelle Kundenumfrage mit Civey bestätigt, dass die Kunden nicht begeistert sind, wenn man ihnen ihre Anlaufstelle vor der Tür wegnimmt. Was online zu erledigen ist, erledigen die Kunden mittlerweile auch brav online. Eine Beratung wiederum findet besser vor Ort statt – persönlich und hoffentlich mit einem festen, nicht zu oft wechselnden Ansprechpartner. Aber diese Beratung zur Anlage, einem Kredit oder für die Altersvorsorge passiert halt nicht alle zwölf Monate.

Daher sollte man die Filiale neu denken und die Lage, die Ausstattung, einfach das klassische Grundkonzept über den Haufen schmeißen. In dieser gedachten Filiale gibt es keinen Belegständer mit Überweisungsvordrucken. Kein Bargeld. Weder am Automaten noch am Schalter. Weil es den nicht mehr gibt. Und weil es keinen Schalter gibt, braucht es auch keine Schalterhalle. Stattdessen sitzen Kunde und Berater in luxuriösen Räumen, in denen der Kunde ausnahmsweise genauso komfortabel sitzt wie der Berater. Termine finden zu arbeitnehmerfreundlichen Zeiten statt, sodass der Kunde keinen Urlaub beantragen muss. Und: Es gibt einen persönlichen Ansprechpartner! Diese Filiale kostet nur den Bruchteil einer heutigen Bankfiliale. Und weil die Berater sich wirklich um die finanziellen Probleme der Kunden kümmern, wird hier auch Geld verdient. Vielleicht bald so viel wie in Frankreich.

Ihr Thorsten Hahn

Thorsten Hahn

ist Herausgeber der BANKINGNEWS. In seinem Editorial „Quer durch die Bank“ bezieht er regelmäßig zu den Themen Stellung, die die Welt der Finanzen bewegen.