BaFin erstattet Strafanzeige gegen zwei Finanzjournalisten und erlässt ein Leerverkaufsverbot. Ab da glaubten alle, dass die Enthüllungen der Financial Times kaum haltbar sein können. Kurs und Anhänger von Wirecard nahmen stetig zu. Auch institutionelle Anleger investierten gern mal ein bisschen mehr als das Regelwerk erlaubt. Das vorläufige Ende ist bekannt.
Und es kommt, wie es immer kommt. Jeder, der bei Wirecard die Finger im Spiel hat, zeigt auf einen anderen. Politik auf EY und die BaFin, die BaFin auf die EZB und die DPR und der eine Politiker auf die anderen. Denn auch in der Politik hat man sich für diesen Stern am Unternehmenshimmel stark gemacht. Endlich ein bisschen Silicon Valley im besinnlichen Aschheim.
Mit der Suche nach den „Schuldigen“ geht die Frage einher, wie man Regulierungsschrauben fester anziehen kann, damit so was nicht wieder passiert. Das ruft wiederum viele Beteiligte auf den Plan, die jetzt die Suppe auslöffeln müssen. Zumal man doch gegen einen solchen Betrug nichts ausrichten kann. Kann man nicht?
Bestimmt. Aber dann müssen Regulierung, Kontrolle und Prüfung wie ein Uhrwerk funktionieren. Hier hat nichts geklappt. Weder interne Kontrollsysteme oder der Gefälligkeits-Aufsichtsrat, noch die Prüfer, die bei Wirecard auch als Berater üppige Rechnungen hinterlassen haben. FIU, BaFin, Politik, Börse, EZB und Strafverfolger – alle haben versagt, weil Verantwortung delegiert wurde und weil die Systeme nicht miteinander arbeiten.
Wird sich der Fall Wirecard wiederholen? Na klar. Muss er sich wiederholen? Nicht zwangsläufig. Da hilft auch nicht das Jammern über die kriminelle Energie der Beteiligten bei Wirecard. Es braucht ein abgestimmtes System aus interner und externer Prüfung. Eine Trennung von Prüfung und Beratung, eine Aufsicht mit Kompetenz und Befugnissen. Und vor allem weniger Schuldzuweisung. Versagt haben beinahe alle Beteiligten!
Ihr Thorsten Hahn
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