Beim Verhältnis von Kosten und Erträgen (CIR) liegen deutsche Banken im europäischen Vergleich weit hinten (CIR im Schnitt bei 75 Prozent). Bei der größten deutschen Sparkasse bleiben von einem Euro, den das Geldhaus einnimmt, etwa 20 Cent übrig.
Als Hauptgrund für dieses CIR-Dilemma wird gebetsmühlenartig die Wettbewerbssituation hierzulande angegeben. 1.740 Banken und 674 Finanzdienstleister sind offiziell bei der BaFin genehmigt. Natürlich stehen die nicht alle im Wettbewerb, weil die Hamburger Sparkasse nicht im Wettbewerb zur Sparkasse Sprockhövel steht.
Es hat zwar in den letzten Jahren in den jeweiligen Säulen eine Konsolidierung gegeben, aber eben nur innerhalb der Säulen. Zu den immer wieder proklamierten drei Säulen sind neue hinzugekommen. Waren die ersten Direktbanken damals eher Zweitbankverbindung mit Depot-Schwerpunkt, sind ING, DKB & Co. heute vollwertige Wettbewerber. Säule vier? Gab es bei der „VW-Bank“ damals Autokredite und Leasing, gibt es dort heute eine vollwertige Bankverbindung.
Zunächst hat man N26, also die neue Säule der Neobanken, belächelt. Heute lacht keiner mehr. Mit Revolut und – komplett neu – Vivid Banking kommen immer neue Player auf den Markt, die eben nicht in einer Produktnische einsteigen, sondern mit dem Girokonto. Dem Anker- und Kundenbindungsprodukt der Branche.
Zudem leiten sich ja die neu ersehnten Geschäftsmodelle für mehr Ertrag und Kundennutzen aus Daten ab. Und eben diese Daten kommen im Wesentlichen aus den Transaktionen von Girokonten. Daher sind gerade die Neobanken neben Apple, Amazon & Co. die gefährlichsten Wettbewerber für hiesige Banken. Die Technologieriesen wissen, wie man datenbasierte Geschäftsmodelle baut und die Neobanken sind angetreten, diese Achillesferse tradierter Banken zu knacken.
Wer jetzt weiterschläft, wird disruptiert!
Ihr Thorsten Hahn
Tipp: Sie möchten mehr von Quer durch die Bank? Dann lesen Sie hier „Wenn wir Europa wollen“ und „Innovationsverweigerer“.