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Bargeldverbot

Autoren: Ulrich Horstmann, Gerald Mann Preis: 8,99 Euro Umfang: 192 Seiten Verlag: FBV


Rezension zur Neuauflage des Buches Bargeldverbot

Die Deutschen und ihr Bargeld sind unzertrennlich, oder? Das sehen die Autoren von „Bargeldverbot“ anders. Hier klingt es fast so, als stünde die Bargeldabschaffung schon fest. Das Buch von Dr. Ulrich Horstmann und Prof. Gerald Mann ist aber bereits 2015 erschienen.

Bargeldverbot? Bisher Fehlanzeige – im Gegenteil: Wiederholt sprechen sich Vertreter von Regierung und Bundesbank gegen eine Bargeldabschaffung aus, so auch Staatssekretär Dr. Jörg Kukies oder Bundesbanker Burkhard Balz in der BANKINGNEWS.

2020 ist das Buch in einer komplett aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen. Laut Horstmann und Mann werde seit der ersten Auflage „offener denn je für ein Zurückdrängen des Bargelds plädiert“. Und so wundert es nicht, dass man zu Beginn mit einer orwellianischen Vision konfrontiert wird: „Verkaufsplattformen, Kartendienstleister, Banken und nicht zuletzt der Staat profitieren finanziell. Diese ‚Masters of the Universe‘ können enteignende Zwangsmaßnahmen elektronisch einleiten, steuern und überwachen.“

„Big Brother Staat” will also kein Bargeld mehr und schafft es langsam ab – und die Banken machen fröhlich mit und schaufeln sich die Taschen voll. Laut den Autoren natürlich gut versteckt hinter Beweggründen wie Terrorismus- oder Geldwäschebekämpfung. So einfach ist die Bargeldabschaffung aber nicht, denn es gibt noch den Protest der Bürger. Und genau diesen will das Buch wecken: Es will aufrütteln.

Im Fokus steht die Frage: Welche Folgen hätte eine Bargeldabschaffung? Detailliert wird aufgelistet, welche Schritte bereits den Weg zu einer „reinen Digitalgeldwelt“ markieren – etwa die Abschaffung des 500-Euro-Scheins, das Verbot für anonyme Barzahlungen über 10.000 Euro (durch die vierte EU-Geldwäscherichtlinie) oder die Ankündigung von Facebooks Libra. Ebenso werden Hintergrundinformationen zu wirtschaftspolitischen Zusammenhängen gegeben und durchaus nachvollziehbar über mögliche Risiken und Nebeneffekte der Bargeldabschaffung aufgeklärt.

Und was passiert 2021 bis 2023 im „War of Cash“? Von einer bargeldlosen Gesellschaft würden aufgrund der Finanz- und (Staats-)Schuldenkrise vor allem Digitalgeldanbieter und Politiker profitieren. Und: „Die EZB könnte versuchen, sich selbst als ‚Master of the Universe‘ der digital gesteuerten Geldversorgung zu etablieren.“ Aber eigentlich regierten dann Facebook, Amazon und Co. die Welt, können nahezu willkürlich die Preise bestimmen, sogar eigene Währungen erschaffen und so ihre Stellung weiter ausbauen.

Das heißt also: Auch wenn es für Banken durch verschärfte Regulierung und dem Inkrafttreten neuer Geldwäscherichtlinien immer schwerer wird, die Auflagen zu erfüllen und eine Zukunft ohne Bargeld da verlockend scheint – für sie wird in solch einer Zukunft auch nicht alles rosig aussehen. Nach wie vor müssten die Finanzinstitute einen „Bank Run“ befürchten, die Bürger würden ihnen vielleicht nicht mehr vertrauen,
geldflutende Maßnahmen würden im Sand verlaufen und vor allem die Konkurrenz durch Plattformen immer stärker werden.

„Bargeldverbot“ ist ein Manifest für die freie Wahl der Zahlweise – gegen verschärfende Regulierung. Das Buch ist also wie Orwells Roman: Ein „Was-wäre-wenn” – und auch eine Warnung für Finanzinstitute, auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zu hören.

Tipp: Sie möchten mehr Rezensionen? Dann lesen Sie die Rezensionen der Bücher „Heute schon einen Prozess optimiert?”, „Von Tulpen zu Bitcoins” und „Change durch Co-Creation”.