DEAL-Magazin: Rating-Agenturen im Visier

Nachgefragt bei Dr. Helmut Knepel, Feri Finance AG – In den turbulenten Zeiten der Finanzkrise kommen auch die Rating-Agenturen wieder vermehrt in Erklärungsnotstand. Der Markt stellt vieles in Frage und auf den Events, wie zum Beispiel der EXPO REAL, wurde darüber zum Teil getuschelt oder auch ganz selbstbewusst offen ausgesprochen. Es ist z.B. die Rede…


Nachgefragt bei Dr. Helmut Knepel, Feri Finance AG – In den turbulenten Zeiten der Finanzkrise kommen auch die Rating-Agenturen wieder vermehrt in Erklärungsnotstand.

Der Markt stellt vieles in Frage und auf den Events, wie zum Beispiel der EXPO REAL, wurde darüber zum Teil getuschelt oder auch ganz selbstbewusst offen ausgesprochen. Es ist z.B. die Rede von:

  • Wertlosen Bewertungen,
  • Herabstufungen der Ratings, die von einem Mitbewerber gemacht wurden,
  • Bestechlichkeit der Agenturen
  • Keine Transparenz der Geschäftspolitik
SAVE THE DATE:: 28.01.2009
Rating Reset – Ratingagenturen nach der Finanzkrise

Bernd Eger, Chefredakteur DEAL-Magazin, befragte Dr. Helmut Knepel, Sprecher des Vorstandes der Feri EuroRating Services AG, um Licht ins Dunkel des Rating-Geschäftes‘ zu bringen.

Bernd Eger: Herr Knepel, Sie werden bestimmt zurzeit auch öfters mal den Gegenwind bekommen, der den Rating-Agenturen entgegen bläst. Dies ist oftmals auch eine Folge von fehlenden Informationen bzw. Unkenntnis. Erklären Sie unseren Lesern doch bitte in kurzen Worten, was eine Rating-Agentur genau macht.

Dr. Knepel:
Zunächst einmal muss man unterscheiden zwischen dem sog. Credit Rating und dem Investment Rating. Mit Credit Ratings werden Erwartungen über bestimmte Ausfallraten bei Wertpapieren formuliert. So steht ein AAA für eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, dass der so beurteilte Emittent auch langfristig in der Lage sein wird, seine zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen stets vollständig und rechtzeitig zu erfüllen. Ganz anders ist das Konzept für Investment Ratings. Hier geht es um die Bewertung der Qualität einer Anlage. Beim Fondsrating beispielsweise dienen quantitative und qualitative Indikatoren dazu, eine relative Einordnung jedes Investmentfonds gegenüber seiner Vergleichsgruppe vorzunehmen. Die Ratingskala reicht von A für „sehr gut“ bis E für „schwach“. Hier geht es also nicht ausschließlich um eine Risikobewertung also um die Erfassung von Ausfallwahrscheinlichkeiten sondern um die Beurteilung, ob man mit einem bestimmten Produkt seine Anlageziele erreichen kann. Die Feri befasst sich vorwiegend mit der Erstellung von Investment Ratings bei offenen und geschlossenen Fonds und mit Ratings im Immobilienbereich.

Bernd Eger: Wer sind Ihre Auftraggeber?

Dr. Knepel: Unsere Auftraggeber sind sowohl Fondsgesellschaften, die Ihre Produkte von uns prüfen lassen als auch Investoren, denen wir helfen, die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen und Ihre Risiken zu reduzieren. In jedem Falle bewerten wir die Produkte aus der Sicht der Investoren.

Bernd Eger: Wie verdient eine Rating-Agentur ihr Geld? Und ist es richtig, dass zum Teil die Analysten die Preisverhandlungen mit den Auftraggebern für ihre Dienstleistung führen?

Dr. Knepel: Die Ratings werden meist von den Auftraggebern, also den Produktanbietern bezahlt. Das kann zweifellos zu Interessenkonflikten führen. Leider hat sich dieses Businessmodell durchgesetzt. Es wäre viel besser, die Investoren würden für die Ratings bezahlen. Die Bereitschaft dazu ist jedoch leider nicht oder vielleicht auch noch nicht vorhanden.Umso mehr ist es wichtig, dass klare Regeln eingehalten werden, um mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden. So sollte der von Ihnen erwähnte Fall nicht vorkommen. Bei uns jedenfalls ist die geschäftliche Verantwortung und die Bewertung klar voneinander getrennt. Auch Honorartabellen sollten offen kommuniziert werden. Aber das alleine reicht nicht. So fordern wir seit langem, dass die Bewertungsyteme und -kriterien veröffentlicht und somit die Ratings nachprüfbar werden.

Bernd Eger: Eine Frage zum Schluss: Was halten Sie von verschärften gesetzlichen Regelungen für Rating-Agenturen sowie der Forderung des Bundeswirtschaftsministeriums zum Aufbau einer europäischen Rating-Agentur?

Dr. Knepel: Die z.Zt. in Brüssel diskutierten verschärfen Regulierungen für Ratingagenturen weisen in die richtige Richtung. Zum Teil handelt es sich um
Regeln, die wir seit langem praktizieren. Auch dem Aufbau einer europäischen Ratingagentur stehen wir positiv gegenüber. Ein Problem in der Vergangenheit bestand darin, dass die angelsächsischen Ratingagenturen das Ratinggeschäft unter sich ausgemacht haben und der Marktzugang für neue Agenturen begrenzt war. Von einer staatlichen Agentur, die auch zuweilen gefordert wird, kann ich allerdings nur abraten. Wir brauchen mehr Wettbewerb um die richtigen Methoden und Bewertungsverfahren. Das hat in der Vergangenheit gefehlt. Wir verfolgen den Weg einer europäischen Ratingagentur sehr konkret. Vor kurzem erst haben wir unsere Ratingaktivitäten in Feri EuroRating Services AG umbenannt, um den europäischen Anspruch zu unterstreichen. Neben den bereits vorhandenen Aktivitäten in Frankreich haben wir bereits einige weitere internationale Aktivitäten angestoßen. So haben wir vor kurzem unser Fondsrating auf Italien und Schweden ausgeweitet und in UK eine Firma übernommen, die als Keimzelle für unser Ratinggeschäft in Großbritannien dienen soll. Unser Ziel ist es, die insbesondere im deutschsprachigen Raum etablierten Ratings der Feri auf andere Länder und andere Themenbereiche auszudehnen.

Herr Dr. Knepel, vielen Dank für die offenen Worte.
Das Interview führte Bernd Eger, Chefredakteur DEAL-Magazin.
www.deal-magazin.com
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