Im Produkt- und Tarif-Dschungel der Versicherungen ist es gar nicht so einfach den Überblick zu behalten. Verworrene Websites der Versicherer und dazu noch lange Ladezeiten sind alles andere als benutzerfreundlich. Die Suche über Online-Vergleichsportale ist daher für viele Nutzer selbstverständlich geworden.
Verbraucher treffen ihre Kaufentscheidungen häufig im Internet. Einer eingehenden Recherche folgt der On- oder Offline-Kauf. Die Deutschen sind Weltmeister im Sparen, heißt es – zunächst einmal wird fleißig verglichen, bevor sich der Abschluss einer Versicherung anbahnt. Für viele Kunden sind Portale wie Check24 oder Transparo zu einem wichtigen Instrument geworden. Die Plattformen stellen Versicherungen zum Vergleich bereit, von der Haftpflicht-, über die Kfz-, bis hin zur Hundekrankenversicherung. Die Suchenden geben ihre Leistungswünsche an, die anonym behandelt werden. Sie erhalten Angebote der Unternehmen mit dem günstigsten Tarif und Produkt. Pro Vertragsabschluss erhalten die Portale eine Provision von den Versicherern, wodurch sie sich finanzieren.
Neben der hohen Transparenz versprechen die Anbieter eine Zeitersparnis. Einen großen Anreiz bietet zudem das Einsparpotential im Geldbeutel der Kunden. „Mehr als die Hälfte der internetaffinen Kunden findet bei einer Onlinesuche einen günstigeren Versicherer“, meint Horst Müller-Peters, Professor für Marktforschung und Kundenverhalten am Institut für Versicherungswesen der Fachhochschule Köln, in einem Gespräch mit der Financial Times Deutschland. In einer Studie des Instituts wurden Preisersparnisse ab 100 Euro beobachtet. „Ich muss zehn bis 20 Minuten investieren, wenn ich die Unterlagen schon zusammengesucht habe“, merkt Müller-Peters weiterhin an.
Die Portale erhöhen den Wettbewerb und sorgen für sinkende Preise. Check24 gilt als größtes deutsches Vergleichsportal und ist Marktführer bei den Kfz-Policen. 2011 hat das Unternehmen 520.000 Kfz-Versicherungen vermittelt und 2012 werden es mehr als 600.000 sein. Konkurrent Transparo lag 2011 bei 120.000 Kfz-Versicherungen. In Zeiten von Multi-Channeling wird der Vertriebskanal Internet für Versicherer immer wichtiger, auch im Hinblick auf den Produktabschluss. Die Versicherer HUK-Coburg, Talanx und WGV gründeten 2011 ihr eigenes Vergleichsportal Transparo. Damit erlangten sie Unabhängigkeit vom Marktführer Check24 und umgingen die Provisionen. Das langfristige Ziel der Versicherer besteht vermutlich darin die Verbraucher direkt auf ihre Websites zu führen. Eine Studie von McKinsey und Google besagt, dass die Suchanfragen zu Banken und Versicherungen seit 2007 um 120 Prozent gestiegen sind. Allerdings sind Versicherer mit ihrem Internetauftritt bislang nicht in der Lage die Verbraucher auf ihrer Seite zu halten.
In einer Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität im Auftrag von n-tv wurden zehn Vergleichsportale bewertet. Dabei gab es deutliche Unterschiede. So lag die Differenz zwischen den günstigsten Tarifen bei 25 bis 42 Prozent, abhängig von Automodell und Fahrertyp. Beim Ranking der Preisanalyse von Kfz-Versicherungen errang Check24 den ersten Platz, gefolgt von Finanzen.de und Transparo. Auch hinsichtlich der Servicequalität stellte das Institut Abweichungen fest. Positiv in Erscheinung getreten sind Anbieter mit einer benutzerfreundlichen Website, die Fragen und Antworten zu Versicherungen bereithielt. Ebenso in die Bewertung einbezogen wurden gut sichtbare Kontaktadressen, vorhandene Preisgarantien und die Möglichkeit Kundenbewertungen abzugeben. Weitere Kriterien waren die Anonymität des Tarifvergleichs und die zeitnahe Beantwortung von E-Mail-Anfragen, zum Beispiel zu Modalitäten rund um den Versicherungswechsel.
Für Unruhe sorgte jüngst eine Meldung der Financial Times Deutschland, demnach plane der Internetriese Google den Launch eines eigenen Online-Vergleichsdienstes und sei bereits mit deutschen Versicherern im Gespräch. Vom Unternehmen selbst gab es bislang noch keine Stellungnahme. Immerhin hat Google in Großbritannien bereits das Vergleichsportal beatthatquote.com erworben. Mithilfe des immensen Wissens über seine Nutzer könnte der Suchmaschinendienst noch maßgeschneiderte Angebote als die Konkurrenz bieten. Google würde damit sein Imperium weiter ausbauen, neue Geschäftsfelder besetzen und die Verbraucher noch länger auf der eigenen Seite halten. Allein die Suchanfrage bei Google AdWords nach dem Keyword Kfz-Versicherung liegt aktuell bei 823.000 pro Monat. Ein Preisanstieg bei AdWords und für Anzeigen wäre anzunehmen. Sollte sich der Markteintritt des mächtigen Players bewahrheiten müssten die Wettbewerber ihre Strategie neu ausrichten.
Auch das Abschlusspotential für Nischenprodukte wie der Krankenzusatzversicherung wird mehr und mehr über Online-Versicherungsmakler wie z.B. versicherung-online.net abgewickelt. Schaut man sich die Neuabschlüsse im Bereich Krankenzusatzversicherungen bei Versicherern wie Janitos Versicherung AG, CSS Versicherung AG und anderen kleinen Spezialisten für Krankenzusatzversicherungen an, stellt man fest, dass ca. 30-40% der Abschlüsse über Internetportale bzw. Online-Versicherungsmakler abgewickelt werden.
Im Gegensatz zu Massenversicherungen wie der KFZ-Versicherung konzentriert sich das Neugeschäft hier noch nicht auf Portale mit einer nahezu monopolen Markstellung. Noch herrschen hier eher oligopole Marktaufteilungen im Vermittlungsmarkt für Krankenzusatzversicherungen. Ein Grund hierfür könnte der sein, das dieser Bereich sehr häufig noch von einer gewissen Beratungsfunktion des Vermittlers begleitet wird und nur bedingt über einen reinen Onlineabschluss abzuwickeln ist. Obwohl Vergleiche im Internet hier ebenfalls möglich und an der Tagesordnung sind, spielt im Bereich der Krankenzusatzversicherung aufgrund der Vielfalt des Versicherungsschutzes und der Gesundheit der Interessenten die
Individualität eine große Rolle und damit eine Beratung, die durch ein reines Callcenter nicht so einfach gewährleistet werden kann.
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